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Wahnsinnig

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Kaum einer hat den mythischen Dualismus vom „gesunden“ Landmenschen contra „dekadenten“ Großstädter derart ins Gegenteil gedreht wie der frühe Tobe Hooper. Acht Jahre vor seiner Etablierung als Hollywood-Regisseur mit „Poltergeist“ (1982) schuf der damals gerade dreißigjährige Hooper auf 16-mm-Format den Genre-Meilenstein „The Texas Chainsaw Massacre“ (Blutgericht in Texas, 1974). Nach diesem Film war die Kettensäge primär kein Handwerkszeug mehr, sondern zum Mordinstrument umgedeutet. Eine Gruppe Jugendlicher fährt aufs Land, übernachtet in einer texanischen Geisterstadt, wo eine Kannibalenfamilie sie portionieren und zu Barbecue verarbeiten will. Der Film präsentiert die Land- und Kleinstadtbevölkerung in nie zuvor gezeigter Verwahrlosung;  als derart in Suff, Arbeitslosigkeit und Grausamkeit gefangen, daß besagte Horrorfamilie nur deren letzte Konsequenz repräsentiert. In Deutschland schlummert der Film immer noch friedlich auf dem Index.

Auch im Nachfolgefilm „Eaten Alive“ (USA 1977) gelingt Hooper ein verstörendes Bild kleinstädtischer Höllen. Eine junge Frau, dem Elternhaus entflohen, landet im Bordell. Dort wegen „Arbeitsverweigerung“ gefeuert, bricht sie wieder auf – ins Dunkel der Nacht, auf der Suche nach einem neuen Anfang. Schließlich gelangt das Mädchen tief im texanischen Sumpfland zu dem heruntergekommenen Starlight Motel, dessen Besitzer, ein wahnsinnig gewordener Weltkriegsveteran (Neville Brand), sie ermordet und an ein Krokodil verfüttert. Natürlich ist sie nicht das letzte Opfer …

Diese Hommage an Hitchcocks „Psycho“(1960) wurde – ganz im Stil günstig produzierter amerikanischer B-Movies – im engen Atelier mit viel Nebel und comic-artig-knalligen Farben inszeniert. Dabei wird die Grenze zwischen Grusel, Gesellschaftskarikatur und Trash nicht selten verwischt. Zwar erreicht Hooper durch artifizielle Bildgestaltung und das Mitwirken von Stars wie Mel Ferrer nicht mehr den verstörenden Realismus seines Erstlings, aber auch in „Eaten Alive“ blitzen Momente von ausweglosem Wahn und Heillosigkeit auf. Gut-Böse, psychisch krank und gesund: Das sind hier relative Begriffe, die je nach Situation umschlagen. Da ist auf niemanden Verlaß.

Besonders herzergreifend für Horrorfans ist das Wiedersehen mit Marilyn Burns, der „Scream-Queen“ aus dem „Texas Chainsaw Massacre“. Die bringt auch drei Jahre später ihre Stimmbänder wieder voll zum Einsatz.

DVD: Eaten Alive – Im Blutrausch, Ungeschnittene Fassung, Epix Media, Berlin 2009, Laufzeit: ca. 87 Minuten

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