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Eine Greifswalder Studenteninitiative hat sich das Ziel auf die Fahnen geschrieben, der Besudelung des Ansehens ihrer Universität durch deren Namenspatron Ernst Moritz Arndt ein Ende zu setzen. Im Rahmen ihrer Kampagne veranstaltet sie derzeit eine Urabstimmung unter den Studierenden, um den Senat der Hochschule dazu zu bewegen, sich ihres Anliegens konstruktiv anzunehmen.

Arndt (1769–1860) wird vorgeworfen, einen übersteigerten Nationalismus propagiert zu haben. Zudem lassen sich rassistische und antisemitische Zitate aus seiner Feder belegen. Einwände, man müsse ihn aus seinem historischen Kontext heraus verstehen, wollen die Betreiber der Kampagne nicht gelten lassen.

Zwar steht außer Frage, daß von einer unmittelbaren Mitwirkung an den Verbrechen des Nationalsozialismus vermutlich nicht ausgegangen werden kann, da Arndt bereits knapp drei Jahrzehnte vor Hitlers Geburt gestorben ist. Da sein publizistisches Wirken chronologisch unbestreitbar vor dem Dritten Reich anzusiedeln ist, ist es jedoch statthaft, ihn als dessen Vorläufer zu betrachten. Als Indiz dafür, daß die Nationalsozialisten dies selbst so gesehen haben, kann gelten, daß er ausgerechnet im Jahr 1933 zum Namenspatron der Greifswalder Universität erhoben wurde. Erschwerend kommt hinzu, daß offenbar auch die DDR eine Affinität zu Arndt gehabt hat. Allerdings scheint sie ihn immerhin mehr als prononcierten Streiter gegen Leibeigenschaft und Feudalismus gewürdigt zu haben.

Für den Jungsozialisten Sebastian Jabbusch, der die Inhalte der Internetseite „Uni ohne Arndt“ verantwortet, geht es dabei nicht nur darum, ein fragwürdiges Symbol zu beseitigen, sondern das Geschichtsbewußtsein der Studierenden insgesamt zu schärfen. Vor diesem Hintergrund wäre es konsequent, wenn seine Initiative sich nicht nur auf ihr punktuelles Ziel beschränken, sondern thematisch breiter aufstellen würde. So könnte sie sich etwa darum bemühen, daß die museale Erinnerung an Arndt in mehreren Orten auf Rügen endlich ein Ende findet und sein Grab auf dem Alten Friedhof in Bonn eingeebnet wird.

Darüber hinaus ist es fatal und bequem, den Blick auf Arndt zu verengen, dessen mitunter markiger Tonfall es allen Kritikern von heute leichtmacht, ihn aufs Korn zu nehmen. Wer tatsächlich Menschen für die verhängnisvolle deutsche Geschichte sensibilisieren möchte, müßte ihnen vielmehr klar machen, daß letztlich alles, was dem Nationalsozialismus voran- und aus dessen Ruinen hervorging, mit ihm in einem unauflösbaren Zusammenhang steht.

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