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Kritik am Grundsätzlichen

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Kritik am Grundsätzlichen

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Ich war so gequollen und aufgedunsen und hatte so viele Schläuche, Nadeln und Kanülen in meinem Körper, daß manchmal keiner mehr wußte, wo er noch ein Medikament injizieren sollte“: Wer am Tropf der Apparate hängt, ohne jemals wieder zu gesunden, lebt qualvoll und erwägt, ob es besser sei, vorzeitig zu sterben.

Stefan Rehder schreibt für die katholische Zeitung Tagespost und war als Pressereferent im Bundesforschungsministerium unter Annette Schavan tätig. Der negativ besetzte Begriff „Euthanasie“ erfaßt bei Rehder zwei völlig unterschiedliche Sachverhalte: den selbstbestimmten Tod und die Abtreibung. Der Autor sieht jeweils gotteslästerliche Zerstörung ihr Werk verrichten. Ungeborene Kinder zu töten, ist furchtbar und muß vermieden werden. Wo selbst diese These leider kein Gemeinplatz in unserer Gesellschaft ist, dürfte Rehder mit der Sterbehilfe/Euthanasie von unheilbar Kranken ein wahrhaft vermintes Gelände betreten. Dürfen Menschen aus dem Leben scheiden, sofern sie dies wünschen? „Die westliche Kultur, gefangen im Irdischen“, verdränge den Tod, resümiert Rehder. Doch was folgt daraus? Soll das hoffnungslose grausamste Leiden etwa als wohlverdientes Schicksal empfunden werden, dem ein jenseitiges Heil folgt? Selbst in jenen Fällen, in denen vielen eine „Erlösung“ auf eigenes Veranlassen geboten zu sein scheint, erkennt Rehder kein Recht des Menschen, seine eigene Existenz zu beenden.

Daß der Mißbrauch der Sterbehilfe für Profitzwecke zu verhindern sei, ist selbstverständlich. Rehder lenkt die Aufmerksamkeit auf interessante Hintergründe und Machenschaften der „Todesengel“ und ihr „Geschäft mit der Angst“ Todkranker. Dies dürfte aber ohnehin einen gesellschaftlich breiten Konsens einnehmen, wie nicht zuletzt die Kritik an der Schweizer Sterbehilfe-Organisation Dignitas und ihrem gewerblichen Treiben für ein „menschenwürdiges Sterben“ beweist. Aber darum geht es Rehder auch gar nicht. Er meint das Grundsätzliche.

Aber warum unheilbare Patienten den Becher des Schmerzes auch dann leeren müßten, falls ihr Körper total gelähmt ist, bleibt Rehder allen hartnäckigen Sterbehilfe-Befürwortern eine Antwort schuldig. Gnade dürften Ärzte nämlich erst walten lassen, sobald „der Kranke zu sterben begonnen hat“. Doch wo ist die exakte Grenze? Der Verweis auf vorbildliche katholische Hospize, deren Personal das Leiden und Sterben begleitet, statt es abzukürzen, erklärt diese zumindest nicht.           

Stefan Rehder: Die Todesengel. Euthanasie auf dem Vormarsch. Sankt Ulrich Verlag, Augsburg 2009, gebunden, 192 Seiten, 18,90 Euro

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