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Schatten und Boten

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Seit 1991 erscheint die von Evelyne von Bonin herausgegebene Kulturzeitschrift Rabenflug nunmehr halbjährlich und präsentiert auf 35 Seiten im DIN-A-4-Format Gedichte, Kurzprosa Essays und Buchbesprechungen. Bereits im Editorial der Herausgeberin wird jedoch deutlich, daß die Zeitschrift nicht irgendeine unter zahllosen gängigen Kulturzeitschriften ist, sondern einen weit größeren Rahmen absteckt: Literatur, Kunst und Geschichte kommen hier zu Wort, vor allem aber gibt es keine Ausgrenzung von politisch und historisch Unkorrektem. So schreibt die Herausgeberin am Ende ihres Editorials auch: „Die ‚Meinungsverschiedenheit‘ bleibt ‚Illusion‘ so lange, bis auch Unkorrektes gesagt, gedruckt, geschrieben, gelesen werden kann. Erst dann ist der Geist befreit.“ Folgerichtig schreibt die Publizistin und Schriftstellerin Irene Brezna über eine 68er-Revolution, die heute in Deutschland kaum mehr interessiert: den „Prager Frühling“ des Jahres 1968. Während in der Bundesrepublik und West-Berlin vom Wohlstand verwöhnte und gelangweilte Bürgerkinder auf den Straßen randalierten, mit Gewalt einen demokratisch verfaßten Staat beseitigen wollten und vom Kommunismus träumten, war es in der Tschechoslowakei genau umgekehrt. Hier wollten die Arbeiter und Studenten endlich den reformunwilligen kommunistischen Partei- und Staatsapparat mit seinen Repressionen und seinen Lügen loswerden und die sowjetischen Besatzungstruppen aus dem Land haben. Doch während im Westen die linksradikalen Kulturrevolutionäre erfolgreich ihren „Marsch durch die Institutionen“ antraten, scheiterte in der Tschechoslowakei die angestrebte neue Gesellschaftsordnung, die sich durch einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ mit Meinungsfreiheit und freien Wahlen auszeichnen sollte, an den Panzern der Truppen des Warschauer Paktes. Sehr interessant ist auch Magdalena S. Gmehlings Essay „Im Schatten des Antchrist“ über John Henry Newmans vor 170 Jahren erschienenes Traktat „Die patristische Ansicht vom Antichrist“. Newman, ein erklärter Gegner des Liberalismus und späterer Kardinal, war ursprünglich Anglikaner, konvertierte jedoch 1845 zum Katholizismus. Sein Werk vom Antichrist, das auf vier Adventspredigten beruht, ist in vier Abschnitte gegliedert: Die Zeiten des Antichrist. Die Religion des Antichrist. Die Stadt des Antichrist. Die Verfolgung des Antichrist. Christus selbst spricht vom „großen Abfall“, der Apostasie, den falschen Propheten. So wie es Vorläufer Christi gegeben hat, so werden dem Widersacher Schatten und Boten vorangehen. Newman sah in geschichtlichen Personen wie Antiochus, Julian Aposta und Mohammed Wegbereiter im Geiste des Antichristen. Besonders hinzuweisen ist auch auf Jochen Schaares Porträt des Lyrikers, Essayisten und Erzählers Friedrich Georg Jünger, Marie von Ebner-Eschenbachs bewegende kleine Erzählung „Die Sünderin“ und Dittker Slarks wunderschöne Beschreibung einer bedeutsamen, aber wenig bekannten Landschaft in der Norddeutschen Tiefebene: „Der Fläming“. Anschrift: Evelyne von Bonin. Herminenstr. 7, 65191 Wiesbaden. Einzelpreis 3,20 Euro. Jahresabo 6 Euro

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