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Krankenschwesterjargon

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Das schlägt dem Faß die Krone ins Gesicht: Eine traditionsreiche, bisher als sehr gediegen geltende rheinländische Beamten- und Freiberufler-Krankenversicherung wurde von einem französischen Versicherungskonzern neuester Bauart geschluckt – und die Briefe, die die Kunden nun erhalten, triefen plötzlich von jenem berüchtigten Schwachsinns-Vokabular, das leider auch in vielen anderen Lebensbezirken Einzug gehalten hat. Der Kunde ist kein Geschäftspartner mehr, sondern eine Art Irrenhausinsasse, der von vorne bis hinten „betreut“ werden muß. Und der zuständige Versicherungsagent schließt seine Epistel an den „lieben Versicherungsnehmer“ mit der Standardfloskel „Ihr Betreuer XYZ“. Von Pulsprüfern oder Klosettbrillenverkäufern mag man sich dergleichen gerade noch gefallen lassen, aber doch nicht von Versicherungsfachleuten! Eine Krankenversicherung ist kein Krankenhaus und kein Pflegeheim, sie ist ein reines Geschäftsunternehmen. Der Kunde bezahlt regelmäßig seine Policen (die teuer genug sind), und als Gegenleistung bezahlt die Krankenkasse die Arzt- und Krankenhauskosten, die eventuell anfallen. Die Krankenkassen können davon sehr gut leben. Sie „erwirtschaften“ alljährlich schöne Gewinne, die ihnen gegönnt seien (wenngleich auffällt, daß auch bei ihnen der überall so beliebte „Sparzwang“ Einzug hält und sie nach Schlupflöchern Ausschau halten, um sich vor früher selbstverständlichen Zahlungen zu drücken). Wenn sie aber jetzt anfangen, sich als Überärzte und Überpfleger aufzuführen und ihre Kunden penetrant als potentielle Bettnässer anzusprechen, ist die Grenze erreicht. Es ist schon schlimm genug, daß sich hierzulande die große Politik immer ungenierter als „Betreuer“ für alles und jedes aufspielt und den Leuten alles mögliche verbietet, untersagt, vergällt, zudem in einem Krankenschwesterjargon, von dem einem richtig übel werden kann. Die Geschäftswelt sollte sich diesem Trend widersetzen, auch die Versicherungsbranche. Andernfalls sollte man über eine Versicherung gegen Versicherungen nachzudenken beginnen. Vielleicht liegt hier ein lohnendes Geschäft, der Unmut der Betreuten wächst jedenfalls.

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Marc Jongen, ESN Fraktion
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