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Gedränge und bleierne Leere

Gedränge und bleierne Leere

Gedränge und bleierne Leere

 

Gedränge und bleierne Leere

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Der erste Eindruck nach der Ankunft: Es ist deutlich voller als sonst. Obwohl von Mittwoch bis Freitag offiziell nur für Fachbesucher geöffnet ist, herrscht an den Rolltreppen und Eingängen zu den Hallen dichtes Gedränge. Am Samstag, dem ersten Publikumstag, geht dann stellenweise praktisch gar nichts mehr. Später wird die Messe vermelden, es seien allein an diesem Tag genau 78.218 Besucher gezählt worden, so viele wie noch nie zuvor in der 60jährigen Geschichte der Frankfurter Buchmesse. Insgesamt kamen fast 300.000, das sind 5,6 Prozent mehr als im Vorjahr.   Lesungen und Gespräche mit Autoren auf der Buchmesse sind ein zweischneidiges Schwert. Volle Häuser bei Bohlen und Bushido, reges Interesse bei Zeit-Kolumnist Harald Martenstein, Ilias-Übersetzer Raoul Schott und Comic-Zeichner Ralf König, bleierne Leere andernorts. Ein Bild von existentieller Traurigkeit: In einem Literaturforum in Halle 4.1 sitzt eine Autorin mutterseelenallein auf dem Podium und liest in diese Leere hinein, weil niemand, aber auch wirklich niemand ihr zuhören will, kein Verwandter, kein Freund, nicht einmal ein Verlagsvertreter läßt sich blicken.   Der Leopold Stocker Verlag (Graz) bewirbt einen prächtig ausgestatteten Text-/Bildband über Wodka. Gästen am Stand wird dazu passend ein feiner Oval-Wodka angeboten, der sich von herkömmlichen Marken durch seine außergewöhnliche Herstellung unterscheidet. Außerdem kann man ihn leicht temperiert trinken, er hat einen angenehm weichen Geschmack. Österreichische Lebensart weiß halt, wie man sich während anstrengender Messetage zwischendurch eine kleine Auszeit nimmt. Kein Wunder, daß der Stand immer wieder gern angesteuert wird.   Eben noch hat sich das Pärchen in Halle 3.1 bei den christlichen Verlagen umgesehen. Jetzt steuert es die Toiletten an. Davor im Gang lümmelt eine sehr wohlbeleibte junge Frau auf dem Boden herum. Das schwarze taillierte T-Shirt spannt, die Aufschrift ist gut zu lesen: „Gott hat Nein gesagt — Jetzt frage ich Satan!“ Als das Pärchen die Frau hinter sich gelassen hat, stecken beide die Köpfe zusammen. Sie mit empörtem Unterton: „Hast du das T-Shirt gesehen?“ Er, belustigt: „Ja, aber da wird sie Trauer haben, der antwortet auch Satan nicht.“

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