Seit fünfunddreißig Jahren rätselt die amerikanische Weltraumfahrt-Behörde (NASA) darüber, warum alle Dinge, die vom Mond kommen, auch und insbesondere simpler Mondstaub, so „schlecht“, nämlich nach Schießpulver, riechen. Jetzt hat die NASA regelrecht vor dem Problem kapituliert. Die Frage könne nicht abschließend geklärt werden, heißt es in einer offiziellen Mitteilung. Menschliche „Fremdeinwirkung“, beispielsweise durch Duftinfizierung auf den transportierenden Mondfähren, dürfe aber ausgeschlossen werden. Die Sache ist besonders deshalb so irritierend, weil im menschlichen Kollektivbewußtsein der Mond seit Urzeiten eher als eine weibliche, unkriegerische und milde Größe lebt. Der Mond, Frau Luna, ist nach übereinstimmender Auffassung weiblich, die Sonne hingegen männlich, ein gewaltiger Gott, dessen sengende Strahlen vielerorts wie Artilleriegeschosse auf die Erde auftreffen, so daß man sich vor ihnen schützen muß. Vor den sanft strahlenden Mondsicheln hingegen muß sich niemand schützen. Wo also kommt der intensive Schießpulvergeruch auf dem mitgebrachten Mondstaub her? Einige NASA-Gelehrte vermuten, daß der alles durchdringende Sonnenwind, dem dieser Mondstaub auf seiner Kunstreise zur Erde erstmals voll ausgesetzt werde, der Verursacher sei. Die Theorie hat einige Schwächen. Wenn der originale Duft des Mondstaubs ein „Duft der Frauen“ ist, warum sollte er dann bei der ersten Begegnung mit Männlichem zum Schießpulvergeruch changieren? Aller Erfahrung nach gilt doch, daß Männer ihrerseits, wenn sie das Boudoir verlassen, nach Weiblichem riechen, nach Parfüm, usw. Bleibt also nur eine Möglichkeit: Die deutsche Sprache hat recht, der Mond ist gar nicht weiblich. Frau Luna ist in Wirklichkeit der Mann im Mond, der auf dessen erdabgewandter Seite mit einer groben Flinte heimlich auf niedliche Sonnenengel schießt. Man sollte der Wahrheit endlich ins Auge blicken.