„Wer nichts wird, wird Wirt“, hieß es früher. Heute gilt: „Wer zu faul ist, etwas Richtiges zu lernen, wird Schriftsteller.“ So wie Dietmar Dath, in dessen „Roman“ namens „Dirac“ über einen Herrn David Dalek, sichtlich das Alter ego des Autors, folgendes verlautbart wird: „Warum gibt David Dalek Anfang der neunziger Jahre sein Sprachwissenschafts- und sein Physikstudium auf? … Das mit der Physik hat einen Anlaß und einen Grund. Der Anlaß sind die vielen Übungen, manchmal ein Dutzend Aufgaben pro Woche … Der Grund ist, daß David bei diesen Übungen klar wird, daß er wegen seiner schwer definierbaren, aber deutlich empfundenen heuristischen Beschränktheit seines Verstandes wohl sehr wahrscheinlich niemals mit wissenschaftlichen Mitteln etwas herausfinden wird.“ Und weiter Dietmar über David: „Daß er die Sprachwissenschaft gleich mit verabschiedet, ist erstens ganz praktisch … Man soll sich, wenn es geht, wirklich nur nebenbei mit Sprache als solcher, mit ihren reinen Formen befassen, zur Koordination und Optimierung wichtigerer Dinge nicht hauptberuflich. Er läßt also auch die Sprachwissenschaft bleiben und wird statt dessen Journalist und Schriftsteller.“ „Dirac“, so will uns die Verlagswerbung glauben machen, erzählt nun davon, wie David Dalek einen Roman schreibt, schreiben will, über den britischen Physiker und Nobelpreisträger Paul Dirac, der tatsächlich lebte, an der Universität Cambridge lehrte und 1984 starb. Allein, so verschwurbelt die PR-Lyrik daherkommt, so verschwurbelt ist das ganze Buch. Als Vorbild für Dalek alias Dath wird ausdrücklich der „verstorbene Genosse“ Josef Wissarionowitsch Stalin genannt, der es einst vom Bankräuber zum „Vater aller Völker“ gebracht hat. Daths Karriere verlief bisher nicht ganz so spektakulär. 1970 geboren, begann er bei den sogenannten „Antideutschen“ um den Konkret-Herausgeber Herman Gremliza und als Autor des Verbrecher Verlags. Von 1998 bis 2000 war er Häuptling der „Zeitschrift für Popkultur“ Spex. Heute ist er immerhin Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und versorgt diese hin und wieder mit einem furchtbar hochgestochenen, nicht einmal unfreiwillig komischen Gelaber aus Pop, SF und (Pseudo-)Mathematik. Mehr ist über Dietmar Dath und seinen Roman „Dirac“ seriöserweise nicht zu sagen. Das Buch ist von vorn bis hinten gequirlter Mist. Aber der Suhrkamp Verlag führt es ganz vorn im Katalog seines Herbstprogramms. Mein Gott, wie weit ist dieser Verlag heruntergekommen!
- Kommentar