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Cato, Palmer, Exklusiv

Während sich Kommentatoren noch uneins sind, ob Berlin trotz seiner Armut als sexy gelten darf, zeigt die deutsche Hauptstadt derzeit, daß sie viele Gesichter hat. Man darf sich von ihr ein Bild machen, und das gleich in weit über einhundert Einrichtungen. Anlaß ist der 1980 in Paris gegründete „Mois de la Photo“. Er gilt als europäisches Mekka der Fotokunst, an dem sich in diesem Jahr neben Berlin und Wien auch Preßburg und Luxemburg beteiligen, Moskau und Rom folgen. In Berlin ist der Ausstellungsreigen so vielfältig und umfangreich, daß nicht ausgemacht ist, wem das Augenmerk zuerst gewidmet werden sollte. Zweifelsohne dazugehören dürfte die im Martin-Gropius-Bau unter dem Motto „Mutations I“ stehende Ausstellung, in der sich die sieben Partnerstädte des Fotografie-Monats präsentieren. Dabei verweist der Titel der Schau auf die inhaltliche Ausrichtung. Sie thematisiert den „Systembruch“, den Gedanken von der Manipulierbarkeit der Bilder, die mit der Durchtrennung der „analoge(n) Nabeschnur“ ins Unendliche potenziert worden sei. Der Kurator des Berliner „Monats der Fotografie“, Thomas Friedrich, versucht das Medium darum auch neu zu legitimieren, indem er aus Bernd Stieglers „Theoriegeschichte der Photographie“ (München 2006) zitiert: „Wir glauben nicht länger an die Objektivität der Photographie, wohl aber daran, daß Photographien in spezifischer Weise unsere Wirklichkeit sind.“ Wo Wände in den Bann ziehen Die bisweilen kryptischen Theorien der Postmoderne, die dort anklingen, vermißt man dagegen in der Akademie der Künste am Hanseatenweg. Gott sei Dank darf man sich hier ein ganz anderes Bildnis machen. Zu sehen sind Aufnahmen der aus Ost-Berlin stammenden Fotografin Sibylle Bergemann, die sich bereits zu DDR-Zeiten einen Namen machte durch ihre nonkonformen Blickwinkel, mit denen sie das Abseitige des Alltags und die Individualität der Menschen jenseits sozialistischer Ideale einfing. Es ist ihre erste Personalausstellung mit knapp 180 Schwarzweiß- und Farbfotografien aus völlig verschiedenen Werkepochen. Schon aufgrund seiner Lage sehenswert ist das seit nunmehr fünf Jahren bestehende private Fotografie-Forum c/o Berlin, das in dem ehemaligen kaiserlichen Postfuhramt an der Ecke Oranienburger Straße beheimatet ist. Mit Spannung erwartet man hier die Schau von Karl Lagerfeld (ab 25. November), die unter dem Titel „One Man Shown“ eine Auswahl der 800 Bilder zeigt, die er von dem männlichen Model Brad Kroenig gemacht hat. Ganz in der Nähe, gegenüber von den Kunst-Werken in der Auguststraße, findet sich ein Juwel der klassischen Schwarzweiß-Fotografie, die Galerie Berinson. Sie dürfte mit ihrem Profil über Deutschlands Grenzen hinaus einmalig sein. Erstmals in Deutschland sind hier (bis 16. Dezember) die Bilder des amerikanischen Fotografen Aaron Siskind (1903-1991) zu besichtigen. Dieser hatte sich seit den 1940er Jahren vollständig der abstrakten Fotografie zugewandt und eine neue poetische Bildsprache entwickelt. Durch die bewußte Wahl des Ausschnitts zwingt er die an sich banalen Objekte, etwa Wände, in eine künstlerische Form, die einen unversehens in den Bann zieht. Mit seinem radikal neuen visuellen Ansatz wurde er zu einer Schlüsselfigur der modernen Kunst. Die „abstrakten Expressionisten“ Willem de Kooning, Franz Kline, Jackson Pollock und Barnett Newman, die mit ihm befreundet waren, vollzogen in der Malerei nach, was Siskind bereits mit der Kamera eingefangen hatte. Weitere Informationen im Internet unter www.mdf-berlin.de

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