Die Bundesrepublik wird möglicherweise schon bald nicht mehr nur ein Einwanderungs-, sondern zugleich auch ein Auswanderungsland sein. Darauf läßt die Studie „Generation 05 – Wie tickt die junge Elite?“ schließen, die das Manager Magazin und die durch Rolf Hochhuth bekannt gewordene Unternehmensberatung McKinsey haben erstellen lassen. Als „junge Elite“ werden dabei Menschen verstanden, die ein „wirtschaftsnahes“ Studium innerhalb der nächsten zwei Jahre abschließen wollen. Von den 1.072 befragten Personen mit diesem Hintergrund hielten es 56 Prozent für vorstellbar oder wahrscheinlich, daß sie ihr berufliches Glück im Ausland finden werden. Das nebenbei auch feuilletonistisch ambitionierte Magazin erlaubt sich daher den Spaß, von einer „Generation Good-bye“ zu sprechen. Der Präsident des Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA), Thomas Straubhaar, hat, das war wohl seine Aufgabe als geladener Experte bei der Präsentation der Studie, dieses Stimmungsbild der Nachwuchsakademiker als „äußerst alarmierend“ bezeichnet. Keineswegs überraschend zog er daraus den Schluß, daß grundlegende „Reformen“ auf dem Arbeitsmarkt und in der sozialen Sicherung endlich vorangebracht werden müßten. Diese Forderung ist in der Standortdebatte allerdings derart paradigmatisch, daß sie eigentlich gar keiner Begründung bedarf. Bei der Suche nach immer neuen Menetekeln, die sich in gewinnbringenden Zweckpessimismus ummünzen lassen, kann man daher ruhig Fairneß walten lassen und sollte so auch darauf verzichten, das schlichte Bekenntnis junger Menschen zu transnationaler Mobilität zur Panikattacke umzudeuten. Wer kurz vor dem Ende seines Studiums steht, übt nämlich längst Einstellungsmuster ein, die ihm in den nahenden Bewerbungsgesprächen nutzen können. Dazu gehört heute die selbstverständliche Bereitschaft, im Ausland zu arbeiten. Anstatt die „junge Elite“ derart vor den Karren zu spannen, sollte man sich lieber an ihr erfreuen. Dazu bieten die Ergebnisse der Studie reichlich Anlaß. Die angehenden Akademiker von heute haben jeglichen Wunschträumen abgeschworen. Sie wollen nichts verändern, sondern schlicht ihr eigenes Leben managen. Ihre Ansprüche sind dabei moderat. Sie sind bereit, mehr zu arbeiten, weniger zu verdienen und langsamer auf der Karriereleiter zu steigen als ihre Vorgänger. Daß auch sie auf Selbstverwirklichung bestehen, beunruhigt nicht: Viel ist da nicht, was sich auf Kosten anderer verwirklichen könnte.