Endlich mal ist es der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gelungen, in ihrem Feuilleton eine passable, ja sogar adrette und hübsche Glosse zu plazieren. Eine einsame Schwalbe, die freilich noch keinen Sommer macht. Üblicherweise ist der Glossenplatz im FAZ-Feuilleton kein erfreuliches Gelände, vielmehr eine grausliche Mischung aus Pointengrab und Kinder-Sandkasten, wo allerlei Eleven eifrig üben, wie man eine Sache auf den Punkt bringt.
Sie wollen vor allem vorzeigen, was sie schon alles wissen, brauchen einen Riesenanlauf, um überhaupt in Fahrt zu kommen. Und wenn sie, was selten vorkommt, endlich eine gewisse pointenfreundliche Grundgeschwindigkeit erreicht haben, ist der zur Verfügung stehende Platz schon vollgeschrieben, ohne daß der Leser erfahren hätte, worum es eigentlich gehen sollte.
Diesmal, wie gesagt, ein Durchbruch. Christian Geyer verhöhnt die jetzt bekanntgewordene Ausstattung prominenter CDU-Politiker mit kostenfreier Elektrizität, und ihm fällt als Vergleich dazu Ernst Jünger ein, der anläßlich seines 100. Geburtstages vom zuständigen E-Werk als Geschenk kostenfreie Stromversorgung für den Rest seines Lebens erhalten sollte. Die Sache scheiterte am notorischen Schwaben-Geiz, und Geyer räsoniert nun, daß, was einst einem Jünger vorenthalten wurde, heutzutage einem "jämmerlichen Polit-Meyer" ohne allen Geburtstag hinterhergeworfen wird.
Das ist nur allzu wahr und liest sich blendend. Der Vergleich mit Jünger ist ein Volltreffer. Jünger war eine durch und durch elektrische Natur, ein geborener Blitzableiter, der zeitlebens gewaltige Gewitter-Energien auf sich zog und sie – in Sprach- und Gedankenblitze verwandelt – literarisch weitergab. Das schwäbische E-Werk hätte sich selbst hoch geehrt, wenn es diesem "Vater des Blitzes" den Zähler abmontiert hätte. Bei FAZ-Feuilletonisten aber müssen die Blitze weiter gezählt werden.