Der Name Quadro Nuevo steht für eine faszinierende Melange aus Musette-, Tango- und Gypsy-Elementen, die auch auf dem neuesten Album „CinéPassion“ (Skip) klangvoll zur Geltung kommt. Quadro Nuevo musizieren auf diesem Werk zusammen mit dem Pegasus String Quartet und William Galison. Galison gelingt es, den Zauber der atmosphärisch dichten Titelmusik des Kinoerfolges „Out Of Rosenheim“ neu erstehen zu lassen. Schon für dieses eine Stück lohnt sich der Kauf dieses bemerkenswerten Albums. Herausragend interpretiert sind auch die Stücke „Volver“ aus dem Carlos-Gardel-Klassiker „El Día Que Me Quieras“ oder das Titelstück aus dem Psycho-Schocker „The Sixth Sense“. Aufwendig und ästhetisch ansprechend ist das Beiheft gestaltet, in dem sich Plakate und Szenenfotos von 16 Filmen der letzten 70 Jahre finden. Der Gitarrist Charlie Byrd gehörte zu den ganz Großen des Jazz. Ende 1999, drei Monate vor seinem Tod, setzte er Louis Armstrong mit dem Album „For Louis“ ein Denkmal (Concord/Edel Contraire). Byrd hatte zeit seines Lebens eine Vorliebe für den phantasiereichen Swing „Satchmos“. Zusammen mit dem Saxophonisten Steve Wilson und dem Trompeter Joe Wilder gelang Byrd eine überzeugende Hommage an Armstrong. Erstaunlich auf diesem Album ist Byrds dezentes Spiel. Immer wieder nimmt er sich zurück und läßt anderen den Vortritt. Der Höhepunkt des Albums ist – natürlich – das Armstrong-Stück „What A Wonderful World“, auf dem ein großartiges Gitarrensolo von Byrd zu hören ist. Martial Solal und Johnny Griffin haben schon einige Jährchen auf dem Buckel. Beide können für sich in Anspruch nehmen, die Jazzgeschichte der letzten fünfzig Jahre mitgeprägt zu haben. Griffin spielte nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst im Orchester von Lionel Hampton das Bebop-Saxophon. Das war der Startpunkt einer einzigartigen Karriere als Saxophonist. Martial Solal revolutionierte die moderne Jazz-Pianistik, indem er Motive von Art Tatum bis Bill Evans neu kombinierte und interpretierte. Auf dem gerade erschienenen Album „In & Out“ (Dreyfus Jazz/Edel Contraire) sind beide zusammen zu hören. Daß hier in Erinnerungen geschwelgt wird, versteht sich von selbst. Zuletzt fiel Pat Metheny eher durch kitschige Synthesizer-Klangwolken denn durch innovativen Gitarrenjazz auf, der ihn bekannt und berühmt gemacht hat. Seine neueste CD „Trio 99 à 00“ (WEA) scheint wieder an alte Zeiten anzuknüpfen. Dieses Album verzichtet – endlich – auf barocke Schnörkel und egozentrische Spielereien, wie sie auf den letzten Metheny-Alben immer wieder zu finden waren. Statt dessen gibt es kreative Improvisationen, spannende Gitarrenläufe und ausgereifte Arrangements zu hören. Mit Larry Grenadier am Bass und Bill Stewart am Schlagzeug hat Metheny überdies Begleiter gefunden, deren Sensibilität seine Stärken voll zur Geltung kommen läßt. Die Gefahr, seicht und banal zu werden, hat bei Bill Frisell, einem anderen Großen der Jazz-Gitarre, nie bestanden. Frisell ist immer unbeirrt seinen Weg gegangen und ist im Laufe der Zeit zu einem der letzten Gitarren-Künstler des Jazz aufgestiegen. Jetzt hat er mit „Ghost Town“ (Nonesuch East West) zum ersten Mal ein Solo-Album vorgelegt, dessen stilistisch weit gespannter Bogen zeigt, wie groß sein musikalisches Spektrum ist. Bluegrass wechselt auf seiner neuen Einspielung mit Folksongs und Jazz-Standards, Eigen- mit Fremdkompositionen. Frisell vereint die verschiedenen Strömungen, die seine Musik der letzten Jahre geprägt haben. Alles verdichtet sich zu Bildern von hoher Intensität: eine Scheibe, deren Reiz desto größer wird, je öfter man sie hört.