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Schaffensfreude

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Wohl jedem, der sich mit den Tendenzen der künstlerischen Moderne beschäftigt hat, ist der Name des bedeutenden französischen Malers und Grafikers Henri de Toulouse-Lautrec geläufig. Berühmt wurde der aus einer altadligen Familie stammende Künstler vor allem durch seine Plakate für Pariser Vergnügungsstätten. Als exzellentem Beobachter der bürgerlichen Welt gelang es ihm, das Überschreiten der Konventionen auf einmalige Art und Weise darzustellen. Im Wiener Leopold-Museum ist zur Zeit das nahezu komplette graphische Werk Toulouse-Lautrecs zu besichtigen. In nur zehn Jahren entstanden über 350 Arbeiten, die von einer außerordentlichen Schaffensfreude zeugen. Die noch bis Ende August präsentierten Ausstellungsobjekte stammen aus der Sammlung, die der Berliner Mathematiker und Direktor der Victoria-Versicherung Otto Gerstenberg (1848-1935) zusammentrug. Bei vielen von ihnen handelt es sich um Unikate. Henri Marie Raymond de Toulouse-Lautrec-Monfa – so sein kompletter Name – wurde am 24. November 1864 in Albi bei Toulouse als Sohn des Grafen Alphonse Charles Jean Marie und dessen Cousine, der Comtesse Adele Zoe Marie Marquette, geboren. Wahrscheinlich aufgrund der engen Verwandtschaft seiner Eltern litt Henri schon seit seiner frühen Jugend an einer Zermürbung des Knochengewebes. Zwei Knochenbrüche am Oberschenkel heilten deshalb nur unvollkommen und machten den erst Vierzehnjährigen lebenslang zum Krüppel. Das künstlerische Talent des Heranwachsenden wurde bereits in diesen Jahren von seinem Onkel Charles de Toulouse-Lautrec sowie dem Maler René Princeteau (1839-1914), einem Freund seines Vaters, erkannt. Auf Empfehlung von Princeteau erhielt er im April 1882 einen Studienplatz im Atelier des Pariser Salon-Malers Leon Bonnat (1833-1922). Im Herbst 1882 wechselte Toulouse-Lautrec in das Atelier des Historienmalers Fernard Cormon (1854-1924). Dort kam es in den folgenden Jahren zu Begegnungen mit Louis Anquetin (1861-1932), Emile Bernard (1868-1941) und Vincent van Gogh (1853-1890), mit denen er schnell Freundschaften schloß. 1884 mietete Toulouse-Lautrec seine erste Künstlerwerkstatt zusammen mit seinem Studienfreund René Grenier, bevor er zwei Jahre später ein eigenes Atelier mietete, in dem er von 1886 bis 1897 tätig war. Die Eröffnung des Tanzpalastes Moulin Rouge am Boulevard de Clichy im Jahr 1889 sollte einen gewaltigen Einfluß auf das Schaffen Lautrecs nehmen. Im Sommer 1891 erhielt er als Stammgast der Vergnügungsstätte den Auftrag, das Plakat für den herbstlichen Saisonbeginn zu entwerfen. Lautrec sah in diesem Auftrag nicht nur eine große Chance für den künstlerischen Durchbruch, sondern auch die Möglichkeit, sich mit dem anerkannten Meister der Lithographie dieser Zeit, Jules Charet, auf Augenhöhe messen zu können. Charet hatte in Paris den Umbruch vom Schriftplakat zum gezeichneten Bildplakat eingeleitet. Mit einem andersgearteten Konzept, doch sich unzweifelhaft an den Stärken Charets orientierend, entstand so Lautrecs erstes Plakat „Moulin Rouge, La Goudue“, das bis heute zu seinen bekanntesten Werken zählt. 1893 wurden erstmals Lautrecs Werke auf einer repräsentativen Pariser Ausstellung gezeigt. Von nun an war er immer mehr im den Vergnügungsstätten an den Champs Elysées, der Rue des Moulins und der Rue Jaubert anzutreffen, wo ihn nicht nur die aufgeführten klassischen Stoffe, sondern auch intensive Beobachtungen des Publikums zu weiteren Arbeiten inspirierten. Weitere Ideen nahm Lautrec von Reisen nach Belgien, Holland, England, Spanien und Portugal mit. 1896 erreichte sein künstlerisches Schaffen einen Höhepunkt. Nicht nur die zweite Pariser Ausstellung, sondern auch die Teilnahme an der Exposition Internationale de l’Affiche in Reims hatten mittlerweile seinen Ruf weit über die Grenzen der Seinemetropole hinaus bekannt gemacht. In den kommenden Jahren litt Lautrec zunehmend unter schweren Reizzuständen, Angstneurosen und Depressionen, denen er durch alkoholische Exzesse zu begegnen suchte. Zahlreiche Erholungsaufenthalte waren notwendig, um zumindest ein labiles Gleichgewicht zu erzeugen, im Frühjahr des Jahres 1899 sogar ein dreimonatiger Aufenthalt in einer Nervenklinik. Nachdem er im Sommer 1901 ein Schlaganfall erlitten hatte und seitdem halbseitig gelähmt war, verstarb Toulouse-Lautrec am 9. September auf Schloß Malrome im Alter von 36 Jahren. Die Ausstellung im Leopold-Museum Wien, Museumsplatz 1, geht noch bis zum 31. August. Tel.: 00 43 / 1 / 5 25 70 oder im Internet unter www.leopoldmuseum.org . Zur Ausstellung ist im Kölner Dumont-Verlag ein 435seitiger Katalog zum Preis von 17,30 Euro erschienen.

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