Genau zehn Jahre sind vergangen seit dem Riesencomeback von Marvin Lee Aday alias Meat Loaf. Anno 1993 erschien mit dem Album „Back from Hell – Bat out of Hell II“ die legitime Fortsetzung seines sensationellen Debüts „Bat out of Hell“ aus dem Sommer 1977, das bis heute weltweit über 30 Millionen Mal verkauft wurde und mit „You took the Words right out of my Mouth“ oder „Paradise by the Dashboard Light“ Stücke für die Ewigkeit enthielt. „Bat out of Hell II“ und besonders die daraus ausgekoppelte Ballade „I’d do anything for Love (but I won’t do that)“ sorgten dafür, daß der Fleischklops 1993 noch mal so richtig loslegen konnte. Damals hatte sich Meat Loaf nach einigen Jahren chronischer Erfolglosigkeit und ein paar richtig miesen Platten mit seinem Entdecker, fast Erschaffer Jim Steinman wieder vereinigt, der schon 1977 „Bat out of Hell“ geschrieben, produziert und arrangiert hatte. Auf diese Weise war der Erfolg der CD vorprogrammiert. Bei Meat Loaf’s neuestem Opus „Couldn’t have said it better“ (Polydor/Universal) war Jim Steinman nicht mit von der Partie. Dennoch enthalten die 11-Tracks alles, was man seit 25 Jahren an Meat Loaf liebt: Boy-meets-Girl-Geschichten in rührendster, unschuldigster Rock’n’Roll-Romantik, bombastische Chöre, breitgefächerte Arrangements, dramatische Songepen von fast Wagnerschem Format – häufig länger als sechs Minuten – in perfekter Dramaturgie – und natürlich die allbekannten Zwiegesänge von Meat Loaf und seinen Partnerinnen. Zwar schreibt der zweifache Familienvater weiterhin seine Lieder nicht selbst, aber er engagierte für dieses Album interessante, wenn auch oft nicht allzu bekannte Kollegen, die ihm die passenden Melodien auf den Leib schneiderten. So zum Beispiel die dreifache Grammy-Gewinnerin Diane Warren, die schon für US-Rocker wie Michael Bolton oder Dion Di Mucci romantische Rocksongs geschrieben hatte, oder Ex-Poser Nikki Sixx von Mötley Crue. Skeptisch wird der Rockfan jedoch, wenn er liest, mit welchen Acts der Produzent von „Couldn’t have said it better“, Peter Morkan, in der Vergangenheit zusammengearbeitet hatte. Aber keine Angst: Nach den Backstreet Boys, N*Sync, R. Kelly, Brandy oder Michael Jackson – alles bisherige Kunden von Markon – klingt Meat Loafs Neue gottseidank nicht! Es gibt zwar häufiger als zuvor bei ihm seichte Loops, bumsende Rhythmen und säuselnde Keyboardteppiche zu hören – aber diese treten nur sehr selten in den Vordergrund, so daß sie kaum nerven. Statt dessen ist „Couldn’t have said it better“ Rock’n’Roll pur. Mal romantisch („You’re right, I was wrong“), mal aggressiv („Do it“), ironisch („Tear my down“) oder auch ganz sanft („Why isn’t that enough?“, „Man of Steel“) – aber stets hymnisch, opulent, verbunden mit der typischen Meat Loaf-Stilistik. Meat Loafs kraftvolle Stimme kommt besonders gut bei Dylans „Forever Young“ zur Geltung. Die einst eher akustisch gehaltene Ballade avanciert im neuen Arrangement zum überkandidelten Rockepos mit harten Gitarren und einpeitschendem Schlagzeug, aber auch mit Cello, Piano und vollständigem Orchester im Hintergrund. Bei anderen Songs blickt der Springsteen der „Born to Run“-Phase durch („Love you out loud“), auch ein Fast-Gospel ist dabei („Testify“). Auch ohne Jim Steinman im Rücken gelang dem 51jährigen Texaner, der in den letzten Jahren mehr schauspielerte als musizierte, ein Klassealbum, selbst wenn ein Ewigkeitsknaller der Sorte „You took the Words…“ fehlt. Gerade weil „Couldn’t have said it better“ so schlecht in die heutige Zeit paßt, wirkt es zeitlos. Das Album beweist, daß schnörkellose und auf so sympathische Weise konventionelle Rock’n‘ Roll-Musik immer noch gut höbar ist.
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