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Ein früher Don Juan

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Wer den Titel dieser Oper hört, denkt sogleich an Mozart. Das Thema hat jedoch schon zahlreiche Dichter und Komponisten vor ihm gereizt. Der allererste „Don Juan“ war ein Schauspiel des Spaniers Tirso de Molina, „El Burlador de Sevilla“ aus dem Jahre 1613. Ihm folgten später possenhafte Volksstücke. Bereits Moliere und Goldoni hoben das Niveau dieser Hanswurstiaden deutlich an. Vincenzo Righini ist aber der erste Komponist, der zehn Jahre vor Mozart erfolgreich seinen „Don Giovanni Tenorio“ aufführte. Heute ist Righini fast vergessen. 1756 in Bologna geboren, wird er am dortigen Konservatorium zum Sänger ausgebildet. Bei Padre Martini, dem damals berühmtesten Musikpädagogen, studiert Righini Theorie und Kontrapunkt. Mit zwanzig Jahren geht er als Tenor an die Oper von Prag. Da seine Gesangskarriere wenig erfolgreich ist, verlegt er sich auf Komposition. Und gleich seine erste Oper „Don Giovanni Tonorio ossia II convitato di pietra“ wird 1777 in Prag begeistert aufgenommen und schon ein Jahr später in Wien nachgespielt. Dort leitet er später neben Salieri die italienische Oper. 1787 wird er Hofkapellmeister in Mainz und macht die kurfürstliche Kapelle zu einer der besten Deutschlands. Als Leopold II. in Frankfurt zum römischen Kaiser deutscher Nation gekrönt wird, erklingt Righinis „Missa solemnis“. Im Jahre 1793 übersiedelt er nach Berlin, wo er als Nachfolger Spontinis Preußischer Hofkapellmeister wird. In Berlin entstehen mehrere Opern. Zur Vermählung des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm III. mit Prinzessin Luise komponiert er die Oper „II Trionfo D’Arianna“. Übrigens verdient er mit Gesangsstunden bei deutschen und österreichischen Prinzen und Prinzessinnen mehr Geld als mit seinen Opern. In den adeligen Salons und in bürgerlichen Hauskonzerten ist er mit Arien und Liedern präsent. 1811 verläßt er Berlin und stirbt ein Jahr später in Bologna. Obwohl er zu Lebzeiten zu den meistgespielten Komponisten gehörte, bekannter und berühmter als Mozart war, galt sein Stil nach seinem Tod als altmodisch und überholt. Haydn war von Righinis „Don Giovanni“ entzückt und ließ ihn – leicht bearbeitet – auf Schloß Esterhàza aufführen. Die Oper ist ein jugendlicher Geniestreich; die Musik ist einfallsreich, melodisch, elegant und bühnenwirksam. Zweifelsohne hat Mozart die Wiener Aufführung gekannt und sich davon beeinflussen lassen. Righini nennt seine Oper „Dramma tragicomico“. Die Personen des ernsten Teils sind Edelleute wie Don Giovanni, Donna Anna, der Komtur, Donna Isabella (bei Mozart Donna Elvira) und Don Alfonso, ein Adeliger aus Kastilien, dem Schauplatz der Oper. Die komischen Figuren sind Diener wie Arlechino (bei Mozart Leporello), die Zofe Lisetta oder Fischer und Gastwirte, die noch im Stil von Goldonis Commedia dell‘ Arte agieren.Der Wechsel zwischen ersten und komischen Szenen ist in Dordrecht aufs Schönste gelungen. Maurizio Leoni leitete nicht nur die junge Sängerschar zu lebendigem Spiel an, sondern sang auch die Partie des Don Alfonso mit kraftvollem, überzeugendem Baß. Überragend Francesca Lanza als Donna Anna, die drei große, unterschiedliche Arien koloratursicher, lyrisch zart oder mit kraftvoller Attacke vortrug. Für Donna Isabella gibt es nur eine Arie, doch legte Yoon Jin Song mit leuchtendem Mezzo ihren ganzen Zorn auf den Verführer hinein. Der junge Klagenfurter Bartolo Musil bewältigte die anspruchsvolle Partie des Don mit vollem, leicht baritonalem Tenor. Unter den Buffarollen muß an erster Stelle Augusto Valenca genannt werden, der mit jugendlich frischem Tenor und in bestem Commedia-dell’Arte-Stil als Arlechino gefiel. Auch die anderen Schüler der Belcanto Sommer Schule zeigten, was sie in fünf Wochen gelernt hatten. Fabio Maestri leitete das prachtvoll spielende Belcanto Festival Orchestra mit italienischer Leidenschaft, doch großer Behutsamkeit im Umgang mit den jungen Sängern.

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