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Nie gehörte Klänge

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Weil die gegenwärtige Weltlage geistig gesehen Schwäche ist, flüchte ich zur Stärke und schreibe kraftvolle Musik“, notiert Anton Bruckner um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Und kraftvoll ist seine Musik allemal – zumindest wenn Günter Wand dirigiert, wie es kürzlich im Münchner Gasteig geschah. Zwar mußte der 89jährige Wand in den Konzertsaal geführt werden, aber als er den Taktstock erhebt, blüht er auf. „So und nicht anders“ ist ein Leitspruch von Günter Wand, der zu den besten deutschen Dirigenten zählt. Ihn interessieren keine Showeffekte im Konzertsaal, sondern stets die Musiknoten, die er akribisch studiert. Vom globalen Wanderzirkus einiger Orchesterleiter hält Wand wenig, weil er das regelmäßige Proben mit einem Stammorchester für ein Muß hält. Zusammen mit den Münchner Philharmonikern zeigte Günter Wand, daß Bruckner einen einzigartigen musikalischen Kosmos schuf, mit gewaltigen Gebirgsmassiven und dunklen Tälern, gelegentlich idyllisch und wenig zielgerichtet. Zu Bruckners Zeit waren das nie gehörte, mächtige Klänge. Die vierte Sinfonie von Anton Bruckner ist bekannt als „die Romantische“. Doch demonstrierte gerade Günter Wand, daß diese Bezeichnug irreführend ist. Zwar tauchen oftmals romantische Melodien auf, Vogelstimmen sind hörbar und Jagdhörner schallen – aber der Charakter der Musik ist doch ein anderer. Deshalb enden bei Wand die romantischen Episoden in Brüchen und Disharmonien. Er hält die Spannung der Musik aus und läßt sich nicht dazu verführen, die Melodiebögen zu glätten und die Gegensätze einzuebnen. Für Orchester und Dirigenten stellt Bruckner eine besondere Anforderung dar. Viele verfallen der Versuchung, die spätromantische Herausforderung auf das Naiv-Romantische zurückzuführen. Sergiu Celbidache, ehemals Chef der Münchener Philharmoniker, wetterte seinerzeit: „Es gibt sogenannte Bruckner-Dirigenten, die noch nie eine Bruckner-Symphonie gespielt haben! Diese Kameltreiber haben von Bruckner absolut nichts verstanden.“ Eine romantische, leichtfüßige Interpretation stellten die Nürnberger Symphoniker unter ihrem holländischen Dirigenten van Steen vor. Er dirigierte Bruckner schwelgerisch und harmonisierend. Von den Steigerungen und majestätischen Spannungen, die für Bruckner so typisch sind, war wenig zu hören. Der letzte Teil des Stücks klang gar leicht beschwingt, wie es in einem Jazz-Club typisch wäre. Vielleicht hatten sich die Nürnberger Symphoniker ja die Schimpferei von Clara Schumann ernst genommen und deswegen alles so beschwingt und freundlich gespielt. Die Ehefrau von Robert Schumann klagte: „Das ist ja ein greuliches Stück, nichts wie Fetzen aneinander gereiht und viel Bombast; dazu nun noch von unverschämter Länge“ Na ja, siebzig Minuten muß man schon aushalten. Günter Wand dirigiert Bruckner in seiner Geburtsstadt Wuppertal am 2. November in Frankfurt, am 4. November und in Berlin am 8./9./10. März 2002. Das Programm der Nürnberger Symphoniker ist unter Tel. 09 1 / 47 4 01 54 erhältlich oder im Internet www.nuernbergersymphoniker.de Das Programm der Münchner Philharmoniker gibt es unter Tel. 089 / 54 81 81 81 oder im Internet www.muenchnerphilharmoniker.de .

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