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Mannheim und die Folgen: Kaisers royaler Wochenrückblick

Mannheim und die Folgen: Kaisers royaler Wochenrückblick

Mannheim und die Folgen: Kaisers royaler Wochenrückblick

Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick.
Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick.
Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
Mannheim und die Folgen
 

Kaisers royaler Wochenrückblick

Der Stern brilliert mit Kommentaren aus dem emotionalen Eisschrank, wütende „Männer“ tauchen überall in der Bundesrepublik auf und die AfD schlägt sich mit den Winkelzügen der Justiz herum. Boris T. Kaiser mit seinem Wochenrückblick.
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Auch in dieser Woche hat das inzwischen auch offiziell als islamistisch bezeichnete Attentat auf den Islamkritiker Michael Stürzenberger, bei dem der Mannheimer Polizist Rouven Laur auf brutalste Weise getötet wurde, stark die Wahrnehmung der deutschen Öffentlichkeit geprägt. Dabei wären viele Politiker und Journalisten lieber schon wieder zu ihrer üblichen Alltagsroutine, bestehend aus heiß-kalter Kriegsberichterstattung über den russischen Angriff auf die Ukraine, Europawahl-Euphorie und dem Kampf gegen Rechts übergegangen.

Dafür schreckten einige nicht einmal davor zurück, den Tod des 29jährigen Polizisten regelrecht zu bagatellisieren. Den Gipfel der Geschmacklosigkeit lieferte hierbei ein Meinungsbeitrag der Stern-Reporterin Kerstin Herrnkind. „Daß Polizisten im Dienst ums Leben kommen, ist bedauerlich. Jeder tote Polizist ist einer zu viel. Aber es passiert zum Glück selten. Bauarbeiter leben gefährlicher“, schrieb die Endfünfzigerin, deren Autorenbild erahnen läßt, daß sie ihre letzte menschliche Regung vermutlich vor vielen Jahrzehnten, vielleicht in ihrer Zeit als Au-Pair-Mädchen in Dallas, verspürt haben wird, in ihrem Artikel, in dem sie beklagte, daß mit „dem Tod des Beamten wird Politik gemacht“ wird.

Ist der „Stern“ ein Eisplanet?

So viel Eiseskälte, gegenüber dem Tod eines bei der Ausübung seiner Pflicht erstochenen Polizeibeamten und dessen Angehörigen, löste selbst bei Leserschaft des Sterns so viel Empörung aus, daß sich die Redaktion des Magazins genötigt sah zu reagieren. Wer den Original-Artikel der Dame, die einst Bibliothekswesen in Norddeutschland studierte, heute anklickt, wird dort als Einleitung folgender Hinweis vorfinden: „Dieser Meinungsbeitrag erschien ursprünglich mit der Zeile ‘Bauarbeiter leben gefährlicher als Polizisten – mit dem Tod des Beamten wird Politik gemacht’. Diese Zuspitzung in der Zeile hat in sozialen Netzwerken, aber auch bei uns in der Redaktion für heftige Diskussionen gesorgt. Wir haben den vorderen Teil nachträglich entfernt, weil er als zynische Relativierung des Todes des Polizeibeamten verstanden werden kann. Die Autorin hat in einem separaten Artikel nochmal klargestellt, wie sie ihren Kommentar gemeint hat.“

In ihrer „Klarstellung“ schreibt die emotionale Eiskönigin aus Bremen, daß ihr nichts ferner liegen würde, als den Tod des Polizisten, den sie in dem Text zwar als „Held“ bezeichnet, jedoch in ihrem gesamten Beitrag kein einziges Mal namentlich erwähnt, zu relativieren. Herrnkind behauptet in ihrer Erklärung, daß ihr eigener Mann „fast 40 Jahre Polizist“ gewesen sei – und selbst einen seiner Kollegen verloren habe, als dieser im Dienst erschossen worden sei.

„Jedes Mal, wenn mein Mann zu spät nach Hause kam, und das geschah oft, weil er ständig Überstunden leisten mußte, war ich besorgt. Ich fürchtete, daß ihm etwas passiert war“, schildert die Autorin über ihre damalige private Situation. Ist die Stern-Journalistin also doch nicht so gefühllos, wie es ihr ursprünglicher Kommentar und ihr karger Blick auf ihrem Schwarzweißfoto suggerierte?

„Bauarbeiter leben gefährlicher als Polizisten“

Dafür, daß ihr angeblich nichts ferner liegt, als die islamistische Terrortat beziehungsweise die Tötung des Mannheimer Polizisten Rouven Laur zu relativieren, relativiert sie in ihrer „Klarstellung“ jedenfalls ziemlich munter weiter: „Er beruhigte mich. Polizeibeamter, sagte er, sei kein besonders gefährlicher Beruf. Ich wollte das nicht recht glauben, aber wenn man sich die Zahlen ansieht, stimmt das. Daß Polizisten getötet werden, wie jetzt in Mannheim oder in Kusel, wo Anfang 2022 zwei junge Polizisten von einem Wilderer erschossen wurden, oder 2015 in Herborn, wo ein erklärter Polizistenhasser einen Beamten erstach, geschieht selten. Zum Glück“, schreibt die Journalistin, die 2016 mit dem Deutschen Reporterpreis ausgezeichnet wurde.

Nur, um dann noch einmal darauf hinzuweisen, daß sie bereits in ihrem ersten Kommentar geschrieben habe, daß „jeder Polizist, der im Dienst ums Leben kommt, verletzt oder krank wird“ trotzdem „einer zu viel“ sei, und dann erneut zu betonen: „Gleiches gilt für Menschen, die auf dem Bau arbeiten. 2023 starben 75 Menschen auf deutschen Baustellen. Mit anderen Worten: Statistisch gesehen stirbt alle fünf Tage ein Mensch auf dem Bau. Ein Unfall ist etwas anderes als ein Mord, das stimmt. Aber in beiden Fällen sterben Menschen bei der Ausübung ihres Berufes.“

„Männer“ werden selbst in Rügen gesichtet

Der Unterschied, den Herrnkind und viele ihrer Journalisten-Kollegen aus dem medialen Mainstream nicht sehen wollen, ist für den Normalbürger auch in dieser Woche wieder deutlich sichtbar geworden. So gab es am Mittwoch eine weitere Attacke eines Afghanen auf gleich mehrere Polizeibeamte auf der Ostseeinsel Rügen. In Bergen hatte ein Busfahrer die Polizei verständigt, nachdem er beobachtet hatte, wie der afghanische Zuwanderer gegen seinen Bus getreten – und zudem mit einem Küchenmesser Wahlplakate abschnitt.

Die wenig später anrückenden Beamten trafen auf einen offensichtlich sehr wütenden „jungen Mann“. Zwar legte der aggressive Afghane, auf Aufforderung der Polizei, sein Messer nieder, was ihn allerdings nicht davon abhielt, diese im weiteren Verlauf der Aktion dennoch tätlich anzugreifen. Gott sei Dank gelang es den Polizisten in diesem Fall aber den Täter zu überwältigen, ohne daß sie dabei verletzt wurden.

Zielscheibe AfD

Daß nicht nur Asylanten gerne zum Messer greifen, sei es zum Abschneiden von unliebsamen Wahlplakaten oder zum Angriff auf Andersdenkende, bekam in dieser Woche ausgerechnet ein Kommunalpolitiker der Alternative für Deutschland (AfD) in Mannheim am eigenen Leib zu spüren. Der AfD-Gemeinderatskandidat Heinrich Koch wollte am Dienstagabend einen Mann dingfest machen, den er zuvor auf frischer Tat beim Entfernen von Wahlplakaten für seine Partei ertappt hatte.

Was Koch nach eigenen Angaben zunächst nicht bemerkte, war, daß der 25-Jährige zur Entfernung der Plakate ein Teppichmesser genutzt hatte. Dieses setzte er darauf gegen den Kommunalpolitiker ein, wobei er ihn am Ohr und am Bauch verletzte. Koch wurde daraufhin ins Krankenhaus eingeliefert, während der Mann mit dem Teppichmesser – wie konnte es auch anders sein –, wegen psychischen Auffälligkeiten in eine Psychiatrie eingewiesen wurde.

Hickhack um das Demonstrationsrecht

Am Freitag wollte die AfD dann auf dem Mannheimer Marktplatz, also an dem Ort, an dem sich eine Woche zuvor das islamistische Attentat des Afghanen Sulaiman A. ereignet hat, eine Demonstration durchführen. Dies paßte den Stadtoberen nicht, weshalb sie die Kundgebung der Rechtskonservativen verbot. Dem Widerspruch der AfD gegen das Verbot hatte das Verwaltungsgericht in Karlsruhe zwar in erster Instanz zugestimmt, dieses Urteil wurde dann aber im Berufungsverfahren gekippt. Die Begründung: Die Versammlung könnte Persönlichkeitsrechte des getöteten Polizisten verletzen. Das wäre ein „nicht wieder gut zu machender Schaden“, so die Richter.

Die Frage, worin genau diese Persönlichkeitsverletzung hätte bestehen können, nachdem das Bild und der Name des Polizisten schon seit einer Woche durch die Medien gegangen sind und warum diese durch die Kundgebung der AfD, nicht aber bei der Gedenkveranstaltung an der am selben Tag zu befürchten war, bleibt zunächst offen. Die AfD hat jedenfalls angekündigt, die Sache im Nachhinein juristisch klären zu lassen.

Scharfschützen für die Demokratie

Ausgefallen ist die Demonstration der baden-württembergischen AfD übrigens trotz alldem nicht. Statt auf dem Marktplatz hat die Partei ihre Kundgebung — umzingelt von einem breiten Bündnis aus Linksextremen, Parteien und Gewerkschaften – auf dem nahegelegenen Mannheimer Paradeplatz abgehalten. Dabei wurde deutlich, wie angespannt die Stimmung in der Stadt nach den Gewaltakten der letzten Tage ist.

So hatte die Polizei, um die körperliche Unversehrtheit der Teilnehmer der AfD-Kundgebung und ihrer eigenen Kollegen im höchst möglichen Maße zu gewährleisten, nicht nur ein Großaufgebot an Sicherheitskräften aufgefahren, sondern sogar Scharfschützen auf einem der umliegenden Dächer plaziert. Die Demokratie muß im besten Deutschland aller Zeiten eben inzwischen auch mit Waffen jeden Tag neu verteidigt werden.

Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
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