Der Chef des Axel-Springer-Verlags Mathias Döpfner hat in dieser Woche nahezu allen politischen Lagern – von links außen bis ganz weit rechts – ein unfreiwilliges und etwas verspätetes Ostergeschenk gemacht. Die Zeit veröffentlichte am Donnerstag von ihm geschriebene Privatnachrichten, in denen sich der Medien-Manager über so ziemlich alles ausgelassen hat, was er sich offensichtlich schon immer mal von der Seele schreiben wollte.
Als Obermacker von Bild, Welt und Co. hätte der Milliardär das natürlich grundsätzlich jederzeit in einem der ihm unterstellten Blätter tun können. Allerdings wohl nicht in der Form, in der er es in den von ihm verfaßten Privatkorrespondenz getan hat. Darin zog Döpfner unter anderem über „Ossis“ so richtig vom Leder, vor denen ihn schon seine Mutter immer „gewarnt“ habe.
Jubelgarantie für die „Zeit“-Redaktion
Die Ostdeutschen „sind entweder Kommunisten oder Faschisten. Dazwischen tun sie es nicht. Eklig“, soll es in den E-Mails und Chatnachrichten des Zeitungs-Moguls unter anderem heißen. In den digitalen Plaudereien mit seinen engsten Kollegen aus dem Führungskosmos der Axel Springer SE hat Döpfner, dem Zeit-Artikel zufolge, zudem die Deindustrialisierung des Ostens herbei gewünscht.
Zum 30. Jahrestag des Mauerfalls im Jahr 2019, habe er sogar tatsächlich über die Veröffentlichung eines Leitartikels nachgedacht, in dem er die Aufhebung der Wiedervereinigung fordern wollte. Damit, daß all dies Jahre später in der Zeit erscheint, dürfte der Springer-Mann allerdings nicht gerechnet haben. Die Wut des Journalisten auf die „Ossis“ hat offenbar viel mit deren Wahlverhalten zu tun. „Von Kaiser Wilhelm zu Hitler zu Honecker, ohne zwischendurch US-Reeducation genossen zu haben. Das führt in direkter Linie zu AfD“, schrieb Friede Springers Goldfeder Döpfner den Seinen.
Verbale Vollpanne für den Medien-Mogul
Mit seinen Äußerungen brachte er nicht nur die AfD und ihre Wähler gegen sich auf, sondern auch den Ostbeauftragten der Bundesregierung, der inzwischen seinen Rausschmiß bei Springer fordert. Der Entlarvte selbst rechtfertigt seine „Ossi-phoben“ Äußerungen, indem er vor allem das darin betont, was in seinen Kreisen nicht nur absolut sagbar ist, sondern auch gerne gehört wird: „Ich bin seit Jahrzehnten enttäuscht und besorgt, daß nicht wenige Wähler in den neuen Bundesländern von ganz links nach ganz rechts geschwenkt sind. Der Erfolg der AfD beunruhigt mich“, verteidigt Döpfner seine harschen Worte.
Auch sieht er seine wirkliche Meinung durch die veröffentlichten Mails aus dem Zusammenhang gerissen. Unabhängig davon, ob man Döpfners Aussagen und Erklärungen persönlich für richtig oder falsch hält – oder ob man generell der Meinung ist, daß sich ein Mensch – und sei es auch eine Person des öffentlichen Lebens – überhaupt für privat kommunizierte Aussagen erklären muß, dürften die Rechtfertigungen des Verlegers den medialen Shitstorm gegen ihn kaum abflachen lassen.
Auch, weil der Springer-Vorstandsvorsitzende in den von geleakten Privatchats nicht nur über Ostdeutsche und die AfD hergezogen ist. Wäre dem so gewesen, hätte ihm das ZDF vermutlich längst eine eigene Satireshow am Freitagabend angeboten. Allerdings hat der ehemalige Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger ganz offen zugegeben, daß er versuche, seine Medien Welt und Bild auf FDP-Kurs zu bringen, um der Partei zu Wahlerfolgen zu verhelfen. Für die Fanboys und -Girls der Grünen, die noch immer die meisten deutschen Medienredaktionen dominieren, der absolute journalistische Sündenfall. Zudem sich Döpfner obendrein auch noch als Freund des Klimawandels geoutet hat.
#MathiasDöpfner glaubte, Angela #Merkel sei der Sargnagel der Demokratie, Ostdeutsche seien Faschisten oder Kommunisten, und den Klimawandel fand #Döpfner gut: Interne Dokumente zeigen die Gedankenwelt des CEO von #Springer. https://t.co/WFXIlq98Rw pic.twitter.com/OuR4Zexwsc
— ZEIT ONLINE (@zeitonline) April 13, 2023
Wohl um ganz sicherzugehen, daß das Feuer, in dem das Hufeisen der Springer-Schelte geschmiedet wird, auch wirklich heiß genug wird, entschlossen sich die Zeit-Redakteure auch noch dazu, jene persönlichen Nachrichten zu veröffentlichen, in denen Döpfner bekannte: „Und natürlich: Zionismus über alles. Israel my Country.“
INSA-Umfrage läßt ÖRR zittern
Eine andere Medien-Meldung in dieser Woche ist in der Aufregung um den Springer-Chef ein wenig untergegangen. Vielleicht auch, weil diese von dem großen Medium kam, bei dem man irgendwie so gar keine Lust hatte, etwas über das „Döpfner-Gate“ zu schreiben. Die Bild-Zeitung berichtete dieser Tage über eine von ihr in Auftrag gegebene Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA. Die Demoskopen erkundigten sich, wie viel die Bundesbürger für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) maximal freiwillig bezahlen würden.
Das Ergebnis dürfte die Verantwortlichen bei ARD und ZDF drei Kreuze machen lassen, daß es sich bei der „Demokratieabgabe“ eben nicht um eine freiwillige Zahlung, sondern eine Zwangsgebühr handelt. 39 Prozent der Befragten würden für die Programme der Öffentlich-Rechtlichen am liebsten gar nichts bezahlen. Lediglich 7 Prozent wären auch freiwillig bereit den jetzigen Betrag von 18,36 Euro zu bezahlen (6 Prozent einen Betrag bis zu 18,35 Euro). Ein großer Teil der Zuschauer und Zuhörer könnte sich vorstellen Beträge zischen 4,99 Euro und 14,99 Euro für die Sendungen des ÖRR abzudrücken. Also Summen, die im derzeit marktüblichen Bereich der großen Streaming-Dienste, wie Netflix und Co. liegen würden.
Gebühren ja, aber nur freiwillig
Mit dem Markt haben die „Medienbeamten“ vom Staatsfunk natürlich so gar nichts am Hut. Vielmehr planen die Sender-Oberen, um den ARD-Intendanten Kai Gniffke, laut einem „Business Insider“-Bericht, die Zwangsabgabe von 2025 bis zum Jahr 2028 auf 25,19 Euro monatlich zu erhöhen. Allerdings wären aktuell nur fünf Prozent der Bürger bereit, noch mehr als jetzt für das, was sie von den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten „angeboten“ bekommen, zu bezahlen. Also, zumindest freiwillig und Zwang.
Auf relativ große Zustimmung stieß in der INSA-Umfrage die Variante, nach der man nur dann bezahlen müßte, wenn man den öffentlich-rechtlichen Rundfunk auch konsumiert. 57 Prozent der Medienkonsumenten könnten mit dieser Variante gut leben. Der ÖRR jedoch (in seiner jetzigen Form) wohl nicht einmal mehr überleben. Auch, daß 35 Prozent der Befragten angaben, den Sendern von ARD und ZDF, so sie könnten, gänzlich den Rücken zu kehren, wird die dortige Bereitschaft zu einer Reform des sie finanzierenden Bezahlmodells kaum steigern.
Promis contra Zeitgeist
Zum Schluß noch der Aussteiger der Woche. Denn erneut hat sich eine prominente Stimme gegen den woken Zeitgeist erhoben. Das ist nicht nur erfreulich, sondern wird auch immer mehr zum Teil einer – wenn auch noch sehr zaghaft aufblühenden – neuen Normalität. Gerade ist es ein rund einmütiger Instagram-Clip der bayerischen Kabarettistin Monika Gruber, in dem diese sich offen gegen den Gender-Wahn ausspricht, der in den sozialen Netzwerken große Verbreitung und Zustimmung findet.
Anlaß für die Ansprache der Schauspielerin an ihre Fans war die Diskussion, der vergangenen Wochen, um die zwischenzeitliche Verbannung des Wortes „Mutter“ aus einem Bericht der „Tagesschau“. Daß sie sich nicht schon früher „zu diesem Wahnsinn“ geäußert habe, habe daran gelegen, so sagt die Satirikerin, daß sie das Ganze anfangs „für einen Aprilscherz gehalten“ habe.
„Wenn die Klügeren nachgeben gewinnen die Deppen“
Nun, da sie erkannt hat, daß die Geschichte wahr ist, frage sie sich, wann endlich mehr Leute erkennen würden, daß „dieser ganze Gender-Schmarn zutiefst frauenverachtend ist“. All das würde „ja nicht aufhören“ warnt die 51Jährige ihre Anhänger. Sie sei sich „ziemlich sicher“, daß die „rotgrüne Mischpoke in einer Nacht-und-Nebel-Aktion den Gesetzesentwurf durchwinken wird, daß du dir einmal im Jahr dein Geschlecht selber aussuchen kannst“. Sie freue sich heute schon darauf, fährt die Entertainerin sarkastisch fort, wenn sie mit ihren kleinen Nichten in der Damenumkleide der Therme stehe, „und dann kommt irgendein Typ rein, mit hängendem Gemächt und baumelnden Eiern“, der sie dazu bewege, den Mädchen beizubringen, daß es ab jetzt doch besser sei, sich im Auto umzuziehen.
Schließlich habe der Betreiber der Therme nicht einmal das Recht, diese Person aus der Damenumkleide zu entfernen; denn: „Der hat ja das Recht, sich einmal im Jahr auszusuchen, daß er gerne eine Frau wäre – auch wenn er keine ist.“ Am Ende des Videos ruft Gruber ihre Follower auf, sich „nicht alles gefallen“ zu lassen. „Weil, wenn wirklich immer die Klügeren nachgeben, gewinnen irgendwann die Deppen.“ Danach sehe es momentan jedenfalls aus.
Zumindest bei Instagram scheinen die Deppen schon gewonnen zu haben. Auch, wenn sie sich dort „Faktenprüfer“ nennen. Diese, so heißt es in der Warnung, mit der das Unternehmen den Post der Künstlerin versehen hat, hätten das Statement geprüft, und seien zu dem Schluß gekommen, daß dieses aufgrund eines angeblich fehlenden Kontextes, „irreführend“ sein könnte.