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Krautreporter: Der etwas andere Online-Journalismus

Krautreporter: Der etwas andere Online-Journalismus

Krautreporter: Der etwas andere Online-Journalismus

 

Krautreporter: Der etwas andere Online-Journalismus

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Für die Generation der „Digital Natives“ ist es selbstverständlich, Nachrichten schnell und mobil aus dem Internet zu beziehen. Wenige Klicks genügen, und ein Überfluß an Informationen wird via Sehnerv dem Gehirn übermittelt. Ebenso selbstverständlich ist die Gratiskultur, die mit dem Internet in den Journalismus eingezogen ist. Etablierte Printmedien hinterließen einen Leerraum, eine Marktlücke. Diese wurde nun, bewußt oder nicht, von den „Krautreportern“ gefüllt. Dabei war das Unternehmen alles andere als eine leichte Geburt.

Anfang Mai erfuhr ich von einer Crowdfunding-Kampagne eines geplanten Onlinejournals. 28 junge internetversierte Journalisten und Blogger um Sebastian Esser, Mitherausgeber des neuen Onlinemagazins, wollten binnen eines Monats 15.000 Unterstützer finden, die für 60 Euro eine Jahresmitgliedschaft beziehen. Insgesamt sollte somit fast eine Million Euro generiert werden. Das hehre Ziel der „Krautreporter“: „Aus der Logik der Werbefinanzierung und Klickoptimierung“ auszubrechen und dem „kaputten Onlinejournalismus“ etwas entgegenzusetzen. So weit, so gut.

„Wir kriegen das wieder hin“

Unabhängig, ausführlich und innovativ soll er sein, der neue Journalismus. „Wir kriegen das wieder hin“, heißt es auf der Webpräsenz. Tatsächlich sah es zunächst gut aus für die Online-Reporter. Nach knapp zwei Wochen zählten die Autoren schon 10.000 Mitgliedschaften. Mitunter lag das auch an den prominenten Gesichtern der Branche, die für das Projekt warben: neben dem inzwischen verstorbenen FAZ-Mitherausgeber Frank Schirrmacher auch die Verlegersöhne Konstatin Neven DuMont und Jakob Augstein.

Trotz alledem gerieten die Initiatoren in den letzten Tagen des Finanzierungsprozesses stark unter Druck. Die anfänglich große Welle aus neuen Beitritten ebbte ab. Drei Tage vor Fristende vermeldeten die Autoren schließlich mit großer Überraschung: „Wow, der Vizekanzler unterstützt Krautreporter.“ Tatsächlich wurde Sigmar Gabriel zahlender Abonnement. Als das immer noch nicht reichte, kam der Retter in der Not. Die Rudolf-Augstein-Stiftung kaufte 1.000 Mitgliedschaften. Gegenwert: 50.000 Euro. Vorbei war es also mit der Unabhängigkeit.

Alte Ideen in neuem Gewand

Während der Funding-Kampagne veröffentlichten die selbstbewußten Reporter eine Vorschau mit geplanten Geschichten. Hier zeigte sich schließlich, wie innovativ das Projekt tatsächlich sein wird. Rico Grimm glaubt etwa den Grund gefunden zu haben, warum niemand den Nahostkonflikt versteht: „Das könnte daran liegen, daß die Deutschen eine wichtige Gruppe von Menschen völlig ignorieren: die Siedler.“ Er möchte deshalb ins Jordantal aufbrechen und ein Siedlerpaar besuchen. Schon wieder? Ähnlich „innovativ“ zeigen sich Vorschläge für Reportagen über den NSU, einen gefährlichen Vergnügungspark in den Vereinigten Staaten oder das einkommensbedingt erhöhte Risiko, an Umweltbelastungen zu erkranken.

Mag diese neue Form des Onlinejournalismus auch durchaus begrüßenswert sein, hinderten mich die einfallslosen Inhalte und die entstandene Abhängigkeit von Leuten wie Augstein doch deutlich an einer Mitgliedschaft. Die geplanten Reportagen über die Siedler haben jedenfalls ihren finanziellen Zweck erfüllt.

Interaktive Beziehung zwischen der Crowd und den Reportern

Mittelfristig wird sich das Projekt dennoch etablieren können. Die „Krautreporter“ haben denWandel in der Branche erkannt. Sie verkaufen keine einzelnen Artikel oder Ausgaben, sondern die Mitgliedschaft in einem Club. Nur Mitglieder werden die Möglichkeit haben, Artikel zu kommentieren, mit den Redakteuren per Videokonferenz in Kontakt zu treten und schließlich auch Themenvorschläge zu unterbreiten. Die „Crowd“ bezahlt für Reportagen, die sie lesen will.

Eine Bezahlschranke, verkündet Sebastian Esser, soll es jedoch nicht geben. „Diese Zahnpaste kriegt man nicht mehr in die Tube zurück.“ Mit Argusaugen werden Branchenkollegen das Unternehmen also beobachten können. Die „Krautreporter“ haben jetzt ein Jahr lang Zeit, ihre hochangesetzten Erwartungen zu erfüllen und können zeigen, wie unabhängig und innovativ der neue, werbefreie Journalismus tatsächlich ist.

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