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Ausstellung: Expressionistische Begegnung

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Das Verhältnis zwischen Künstler und Konsumenten ist für gewöhnlich ein einseitiges: Hier ein Schaffender, der einem anderen etwas gibt. Dort ein passives Publikum, von dem man nur ahnen kann, wie es das Dargebotene auffasst und verarbeitet. Nur im Fall der Künstlerfreundschaften wird diese Beziehung offenbar. Das Schweriner Museum geht in einer Sonderausstellung einer solchen Beziehung zwischen den Malern Ernst Ludwig Kirchner und Jan Wiegers nach.

Gewollt war diese Begegnung von keinem. Der 1880 in Aschaffenburg geborene Kirchner, bereits vor dem ersten Weltkrieg ein gefeierter Repräsentant der neuen Künstlerbewegung „Brücke“, zieht sich an der Front ein schweres Nervenleiden zu, für dessen Ausheilung er 1918 nach Davos übersiedelt. Jan Wiegers, der um zwölf Jahre jüngere, wird 1893 nahe Groningen in den Niederlanden geboren. Bis auf erste expressionistische Tastversuche bleibt er dem niederländischen Realismus verbunden.

Ein Spielen mit dem künstlerischen Ausdruck

Doch 1920 kommt es zur zufälligen Begegnung in Davos, als Wiegers ein Lungenleiden auskurieren will. Er, der bisher der Avantgarde eher verhalten gegenüberstand, wird nun unter dem Eindruck der sich schnell entwickelnden Künstlerfreundschaft rasch und radikal seine bisherige Kunstauffassung umwandeln. Es ist ein Herantasten, Spielen mit dem künstlerischen Ausdruck Kirchners, der ihn auf diesem Weg begleitet, Anregungen gibt und selbst sich von dem Niederländer anregen läßt.

Trotz Wiegers expressionistischen Gehversuchen, die sich unverkennbar an Kirchner anlehnen, wird er von diesem von Beginn an ausdrücklich als „Freund“ und nicht als Schüler bezeichnet. Einen ersten Höhepunkt dieser wechselseitigen Beziehung stellen die beiden „Duellporträts“ der Künstler dar, die 1925 kurz vor der zweiten Begegnung in Davos entstanden und in nuce die ähnliche, aber doch eigene expressionistische Bildauffassung zum Ausdruck bringen.

Dennoch bleibt Wiegers dem Kosmos Kirchners verbunden. Szenen einer vergnügungssüchtigen Großstadt, ein Sujet, welches Kirchner bereits in Davos hinter sich gelassen hat, verdeutlichen die Verehrung seines Vorbildes. Auch nach Kirchners Freitod 1938 wird Wiegers die Gegend um Davos immer wieder aufsuchen, zuletzt 1959, in seinem Todesjahr. Auch er wollte unter dem Eindruck der Schweizer Bergwelt sein Inneres kurieren und zu einem neuen Sehen gelangen.

Expressionistische Begegnung. Ernst Ludwig Kirchner. Jan Wiegers. Ausstellung bis 28. September 2014. Staatliches Museum Schwerin/ Ludwigslust/ Güstrow. Katalog 19,95 Euro (in der Ausstellung 17 Euro).

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