Die „Faschismus-Keule“ ist längst zu einem wahllos einsetzbaren Gummivorwurf geworden. Wer eine Person mit anderer Meinung mundtot machen möchte, bezeichnet sie einfach wahlweise als „rechtsradikal“, „Antisemit“, „Rassist“ oder „Nazi“ und hofft damit, den finalen Sieg im öffentlichen Diskurs errungen zu haben. Das Gegenüber verfällt wahrscheinlich in Zuckungen und beginnt sich irgendwie selbst zu rechtfertigen. Der andere ist also gelähmt, wie ein vom Voodoo-Bannstrahl Getroffener. Oder er kehrt den Vorwurf um und ruft: „Selber Nazi!“ So wird dann die Patt-Situation herbeigeführt.
Dieses unwürdige oder alberne Spiel funktioniert natürlich nur so lange, wie die „Rechtsextremismus“- oder „Rassismus“-Vorwürfe ihre soziale Wirkkraft innehaben. Daß sie diese noch längere Zeit behalten, daran arbeiten zumindest all diejenigen, die davon profitieren. Eines Tages kann es aber sein, daß sie ihre Kraft vielleicht auf ähnlicher Weise verlieren wie Bannworte früherer Jahrhunderte, sei es „Hexe“, „Heide“, „Bonapartist“ oder „Sozialist“.
Zur Zeit funktioniert das Spielchen aber noch, und zwar weltweit. Beispielsweise dieser Tage im stets schwelenden türkisch-armenischen Konflikt. Vor kurzem berichtete nämlich das türkische Nachrichtenportal „Turkishpress“ vom „armenischen Rassenwahn und Antisemitismus“. „Wir sind die echten Arier“, hätten „armenische Neonazis“ in der Stadt Eriwan gebrüllt, bevor sie einen Schwulenclub überfielen. Die Reaktion im armenischen Nachrichtenportal „Haypress“ ließ nicht lange auf sich warten, und in dieser wurden wiederum die türkischen Journalisten als „Rechtsradikale“ attackiert. Daniel Leon Schikora, Sprecher der Hochschulgruppe Rostock der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG), erinnerte an die Taten türkischer „Neofaschisten“ und schloß mit den Worten: „Am 9. Mai dieses Jahres werden wir gemeinsam mit den Armeniern den 68. Jahrestag des Sieges auch Sowjetarmeniens im Großen Vaterländischen Krieg und den 21. Jahrestag der Befreiung von Shushi (Bergkarabach) von aserbaidschanischer Fremdherrschaft feiern. Den Sieg der Gerechten über den Faschismus.“
Brüder im Geiste
Wie gerecht die Sieger des Zweiten Weltkriegs wirklich waren, sei einmal dahingestellt, bemerkenswert ist aber, daß sich immer wiederkehrend offenbar „Rechtsradikale“ und „Neonazis“ untereinander bekämpfen. Überall scheinen sie zu sitzen, selbst in Armenien und der Türkei, und überall belegen diese scheinbaren Brüder im Geiste einander stets mit dem Vorwurf des „Rechtsradikalismus“ oder „Nazismus“.
Eine verrückte Welt. Und auch vor Südtirol macht sie nicht halt. Eigentlich sollten nämlich die Südtiroler spätestens nach den Attacken wider die beliebte Band Frei.Wild gegenüber undifferenzierten „Faschismus“-Vorwürfen skeptisch geworden sein. SPD, „Grüne“ und Linke mühten sich nämlich mit „antifaschistischem“ Gestus um die Verhinderung von Frei.Wild-Konzerten. Linksgerichtete Bands protestierten erfolgreich gegen die Nominierung von Frei.Wild für den Musikpreis „Echo“. „Antifaschistische“ Webseiten zerbrachen sich die Köpfe über die Gruppe, die in ihren Texten offen die eigene Heimatliebe zur Schau trägt. Immerhin Harald Martenstein brach in der Zeit gegen den Zeitgeist eine Lanze zur Verteidigung der Combo.
Südtiroler sind also angezählt, vor allem, wenn sie sich zur Heimat bekennen. Und ich erinnere mich, wie in der Schulzeit während einer Skifreizeit im Ahrntal ein linksliberaler Mitschüler schimpfte: „Diese Südtiroler sind doch die größten Nazis.“ Vermutlich waren sie das für ihn, weil sie auf ihrer deutschen Sprache beharrten und alpenländische Traditionen bewahrten. Erst als ich anmerkte, daß schon ein starker Italienisierungsprozeß stattgefunden hätte, beruhigte er sich und nahm einen zufriedenen Gesichtsausdruck an. Hätten Südtiroler ihn damals gesehen, dann hätten sie ihn möglichenfalls wiederum übereifrig als „Neofaschisten“ tituliert.
Auch die Südtiroler haben den Zeitgeist verinnerlicht
Was in diesem Zusammenhang als Reaktion auf die deutschenfeindliche Prägung bundesdeutscher Pennäler absurd erschiene, ist keinesfalls völlig irreal. Denn die Südtiroler haben den Zeitgeist ebenso verinnerlicht, wie die Türken und die Armenier. Sie inszenieren sich als wahre „Antifaschisten“ und belegen italienische Nationalisten penetrant mit „Faschismus“-Vorwürfen. Nur zwei Beispiele:
Der „Andreas-Hofer-Bund Tirol“ wandte sich 2011 in einer Presseerklärung mit „antifaschistischem“ Selbstverständnis gegen ein bevorstehendes Alpini-Treffen: „Südtirol wurde durch die nazifaschistischen Diktaturen in Deutschland und Italien beinahe von der Landkarte gelöscht. Daß im Mai 2012 wahrscheinlich Angehörige und Verehrer einer unter Mussolinis Repubblica di Salo gegründeten Alpinidivision, in Nazi- Deutschland ausgebildet und Kriegsverbrechen begangen hat, zum Siegesdenkmal marschieren darf, ist eine skandalöse Beleidigung aller Südtiroler und Antifaschisten.“
Ebenfalls 2011 warnten die „Freiheitlichen“ in Südtirol im Zusammenhang mit der bekannten „Casa Pound“ undifferenziert vor diesen „Rechtsextremen“ und dem „Gedankengut dieser Ultrarechten“.
Kooperieren in Betonung der europäischen Vielheit
Vergleiche beispielsweise des Verhaltens heutiger „Antifa“-Schläger zu den SA-Leuten früherer Jahrzehnte sind selbstverständlich völlig legitim. Der „faschistoide Charakter“ sucht sich schließlich stets ein anderes ideologisches Gewand, in dem er Macht ausüben kann.
Und natürlich hat die südtiroler Position einen spezifischen und historisch verständlichen Hintergrund. So war man schließlich doch Opfer des realen historischen Faschismus Mussolinis. Dennoch ist die Pflege von Verbal-„Antifaschismus“ ein Spiel mit dem Feuer. Wer es spielt, bestätigt nämlich die Wirkkraft des „Antifaschismus“ und seiner „Faschismus“-Vorwürfe. Und diese Vorwürfe wenden sich dann eben auch schnell wieder gegen einen selbst – siehe Frei.Wild.
Zwischen den Völkerschaften Europas bestehen historische Konflikte. Sich diese im Bewußtsein zu halten und für die eigenen Interessen einzutreten ist dann legitim, wenn es den Blick auf das Eigene schärft, also die eigene Identität stärkt. Illegitim wird es, wenn man die größte Bedrohung der Völker und ihrer Interessen dabei aus dem Blick verliert: die Tendenzen zur globalen Zentralisierung, zur Reduktion des Menschen auf ein vereinzeltes Konsumwesen und zur faktischen Vereinheitlichung der Lebensstile. Der „Faschismus“- und „Rassismus“-Vorwurf ist dabei ein Einschüchterungsinstrument vor allem gegenüber denjenigen, die ihre Lebenswelt gegen diesen globalistischen Zugriff zu verteidigen versuchen. Gegen diese tagtägliche Attacke der „Neuen Weltordnung“ gilt es für die Völker Europas (bzw. jene, die diese erhalten möchten), alte Kriegsbeile niederzulegen und zusammenzuarbeiten. Eine solche Kooperation und Einigung Europas in Betonung seiner Vielheit ist heute ein strategisches Muß gegen den Globalismus. Dazu gehört auch, das „Du Nazi“-Spielchen abzulegen, wo es nur noch kontraproduktiv ist.