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Lampedusa und der Leopard

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Ein Jammer, daß man dieser Tage nur noch an Katastrophen und Flüchtlingselend denkt, wenn der Name „Lampedusa“ fällt. Ausgerechnet Lampedusa – zu Sizilien gehörig, aber näher an Tunesien als an Italien in den Tiefen des Mittelmeers gelegen: die Insel, deren Namen ein sizilianisches Fürstengeschlecht trug, das eine der edelsten Federn der italienischen Literatur hervorbrachte.

Giuseppe Tomasi di Lampedusa hat, neben Literaturkritiken, Reiseberichten und Erzählungen, nur einen einzigen Roman geschrieben, der noch dazu erst 1958, ein Jahr nach seinem Tode, postum veröffentlicht wurde. Und dennoch hat „Il Gattopardo“ – „Der Leopard“ – ihn in die Annalen der Weltliteratur eingeschrieben.

Der „Gattopardo“ schlägt ein konservatives Grundthema an. Er erzählt vom unaufhaltsamen Heraufziehen einer neuen Zeit und von der Ablösung der alten, feudalen Eliten durch neue, demokratisch-revolutionäre. Tomasi di Lampedusa stellt die gewachsene, auf Hierarchien und Ordnungen gegründete Volksverbundenheit der patriarchalischen alten in Kontrast mit der legitimatorisch behaupteten Volksnähe der emporkommenden neuen Machtinhaber, die sich nur zu eilig selbst als neue Klasse etablieren und abschotten.

Das passiv in sein Schicksal sich ergebende Europa

Tancredi, der einen alten normannisch-sizilianischen Herrschernamen tragende Neffe des Fürsten Salina, arrangiert sich mit den neuen Verhältnissen, kämpft bei den Garibaldi-Revoluzzern mit und heiratet die Tochter des kommenden starken Mannes, des neureichen Don Calógero. „Alles muß sich verändern, damit alles so bleibt, wie es ist“, lautet sein Motto, das den Abstieg seines Hauses doch nicht verhindern kann. Fürst Salina sieht die Unausweichlichkeit des Wandels ein, zieht es in Erkenntnis der Vergeblichkeit aber vor, leise und melancholisch abzutreten.

Im „Gattopardo“ schöpft der Sproß des Fürstenhauses Tomasi di Lampedusa unübersehbar aus der eigenen Familiengeschichte. Kongenial verfilmt hat den Abgesang auf das passiv in sein Schicksal sich ergebende alte Europa des 19. Jahrhunderts kein anderer als Luchino Visconti, Nachfahre der Mailänder Herzöge des Hochmittelalters. Niemand sonst wohl hätte das dreistündige Monumentalepos so stilsicher bis in die letzte Gewandfalte inszenieren können. Vor 50 Jahren, 1963, hatte „Il Gattopardo“ mit Burt Lancaster, Claudia Cardinale und Alain Delon in den Hauptrollen Premiere.

Wer dereinst, wie der emeritierte Literaturprofessor Calguès in Jean Raspails „Heerlager der Heiligen“, die letzten Atemzüge des Abendlandes bei einem guten Rotwein in seiner Bibliothek zu erwarten gedenkt, sollte es sich nicht nehmen lassen, dabei noch einmal Viscontis „Gattopardo“ zu betrachten. Oder besser: Den Roman wieder zu lesen – den von Giuseppe Tomasi di Lampedusa.

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