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Kosten und Nutzen des Atomausstiegs

Kosten und Nutzen des Atomausstiegs

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Kosten und Nutzen des Atomausstiegs

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Weißmann, Reich, Republik, Nachkriegsrechte

Die Diskussion der Atomkraft als Stromlieferant ist überwiegend durch emotionale Äußerungen geprägt. Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung fürchtet sie und will sie nicht haben, wie die öffentlich kursierenden Umfragen vermelden. Die Befürchtungen mögen rational sein oder nicht, aus ökonomischer Sicht ist dies nicht ausschlaggebend und von relativer Bedeutung. Es obliegt der persönlichen Entscheidung, in wie weit jeder rationale Argumente zu diesem Thema sammeln, ihren Aussagegehalt auf Richtigkeit überprüfen und ihre Relevanz bewerten will.

Das Für oder Wider der Atomkraft ist deshalb letztlich Geschmackssache. Wobei der Geschmack natürlich seinen Preis hat. Über Geschmack läßt sich bekanntlich nicht streiten, wohl aber seine Kosten ermitteln. Das Thema Atomkraft besitzt somit einen subjektiven Aspekt, die persönliche Wertschätzung, und einen objektiven Hintergrund, die Kosten der Verwirklichung der subjektiven Einschätzungen.

Negativer Nutzen der Atomkraft: Unwohlsein

Im ökonomischen Sprachgebrauch wird die subjektive Einschätzung als individuelle Nutzenstiftung betrachtet. Die Atomkraft stiftet dabei nicht nur den Nutzen aus der Stromerzeugung an sich (Licht, Wärme und der Gebrauch elektrischer Geräte zur individuellen Steigerung des Wohlbefindens), denn diesen Nutzen stiften auch andere Energielieferanten, sondern für viele auch gleichzeitig den negativen Nutzen, ein Unwohlsein, weil diese Energie durch eine als gefährlich angesehene Technik erzeugt wird.

Auch andere Formen der Energiegewinnung können ein für manchen unangenehmes Gefühl erzeugen. Kohlekraftwerke emittieren beispielsweise Kohlenstoffdioxyd, das von vielen als umweltzerstörend angesehen wird. Auch hier ist weniger wichtig, ob dies objektiv zutrifft, sondern wie weit es subjektiv als Störung des Wohlbefindens empfunden wird. Subjektive Einschätzungen sind somit auch das Ergebnis individuell unterschiedlicher Anstrengungen zur Informationsgewinnung und Resultate von Vorurteilen.

Entscheidend sind die Übergangskosten

Die Kosten der „Geschmacksentscheidungen“ sind leichter zu objektiven als das Ausmaß der Nutzenstiftung, wenngleich in der Regel nur in ihrer relativen Höhe quantifizierbar. Daher sind auch absolute Kostenvergleiche von Atomstrom und Strom aus alternativer Energiegewinnung letztlich wenig erfolgreich.

So trägt beispielsweise die Aufrechnung von früheren Kosten der Kernenergieforschung, von potentiellen Folgekosten der späteren Entsorgung verbrauchter Brennelemente oder von nicht absolut aufzuschließender Schäden havarierter Atomkraftwerke wenig zur absolut wahren Erkenntnis bei, da deren Festlegung hauptsächlich auf großenteils subjektiv geprägten Schätzungen beruht. Was wirklich zählt, sind die Übergangskosten die entstehen, wenn die eine Form der Energiegewinnung weniger genutzt wird und dafür die andere Form mehr oder statt dessen auf die Nutzung von Strom verzichtet wird.

Kosten der Energiewende: schlechtere materielle Versorgung

Werden in Deutschland alle oder auch nur einige Atomkraftwerke abgeschaltet, muß dies durch den Neubau alternativer Energieerzeuger ausgeglichen oder die Gesamthöhe des Stromverbrauchs in Höhe der ausgefallenen Menge reduziert werden. Der Übergang der Energiegewinnung weg von der Atomkraft führt dabei zwangsläufig zu einer generellen Verringerung der Versorgung mit materiellen Gütern.

Ein Verzicht auf den Ausgleich der entfallenen Energiegewinnung durch andere Produktionsmethoden macht dies unmittelbar deutlich. Aber auch die Errichtung alternativer Produktionsstätten, egal welcher Art, bindet Arbeit und Kapital, das an anderer Stelle nicht mehr eingesetzt werden kann. Die Kosten der Energieerzeugungswende können daher grundsätzlich durch den entsprechenden Verzicht auf allgemeine materielle Versorgung erfaßt werden.

Zugrunde liegt eine politische Bewertung

Andererseits kann in der Abkehr von der Energiegewinnung durch Atomkraft allgemein eine Verbesserung der Lebensqualität gesehen werden. Die Verschlechterung der materiellen Versorgung geht dann mit einer Verbesserung der Lebensqualität einher. Die Ökonomen bezeichnen dies als Opportunitätskosten der Lebensqualität in Relation zur materiellen Versorgung.

Die deutsche Entscheidung zu einer Abschaffung der Energiegewinnung aus Atomkraft resultiert somit aus der politischen Bewertung, die dadurch gewonnene Verbesserung an Lebensqualität ist höher einzuschätzen als der Verlust an materieller Versorgung. Wenn diese Einschätzung von der deutschen Bevölkerung mehrheitlich geteilt wird, ist sie wohlfahrtstheoretisch rational und richtig. Das setzt aber voraus, daß die deutsche Bevölkerung die zu erwartenden Opportunitätskosten auch kennt und die politische Nutzeneinschätzung der Alternativen den Wünschen der Bevölkerung entspricht.

(Forsetzung folgt)

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