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Gutmenschen und „einfache Lösungen“

Gutmenschen und „einfache Lösungen“

Gutmenschen und „einfache Lösungen“

 

Gutmenschen und „einfache Lösungen“

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Zu den gerne genutzten linken Argumentationsmustern gehört die abwertende Rede, daß rechtsgerichtete Gruppierungen stets nur „einfache Lösungen“ für die komplexen Probleme unseres Landes zu bieten hätten. Und mit dem Begriff „einfache Lösungen“ ist natürlich „falsche Lösungen“ gemeint. Vor allem aus sozialdemokratischem Munde hört man dergleichen immer mal wieder, da dadurch suggeriert werden soll, man selber stehe für Kompetenz, also dafür, komplexe, „richtige“ Lösungen für die Probleme in der Tasche zu haben. „Richtige“ Lösungen heißt aber in der Praxis leider häufig nur, daß man nicht wirklich viel verändern möchte am Lauf der Dinge, zumal dies sicher der „Komplexität“ unserer „zwangsläufigen“ gesellschaftlichen Entwicklungen nicht gerecht würde.

Dabei sind die „einfachen“ Lösungsmuster keinesfalls auf das rechte Spektrum beschränkt, sondern durchaus auch im „politisch korrekten“ Diskurs zu erleben. Vor kurzem besuchte ich die Vortragsveranstaltung eines netten Pädagogen, die von „gutmenschlichem“ Geist beseelt war. Nicht das alles falsch war, was der ältere Herr da von sich gab. Zum Beispiel mag das alte Sprichwort „Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus“ durchaus auch im pädagogischen Bereich seine Berechtigung haben.

Die aber während des Vortrags geäußerte These, die schlechten schulischen Leistungen vieler Migrantenkinder würden daher rühren, weil die Deutschen immer noch eine zu geringe „Kultur des Respekts und des Willkommens“ geschaffen hätten, dürfte in den Bereich der „multikulturellen“ Märchen gehören. Das hieße ja, daß junge Migranten nur aus Trotz nicht lernen wollten, also weil die deutsche (Noch-)Mehrheit nicht ausreichend freundlich zu ihnen sei. Ein solches kollektives Verhalten wäre aber eine postpubertäre Autoaggression, da man sich ja schließlich selbst damit eigene zukünftige Berufschancen verbaut.

„Atmosphäre von Achtung, Anerkennung und Akzeptanz“

Der Referent jedenfalls forderte, daß man eine „Atmosphäre von Achtung, Anerkennung und Akzeptanz“ schaffen müsse, in der es gelte, die „Bedürfnisse aller Beteiligten in all ihrer Besonderheit zu beachten“. Und er schlug vor, an jeden Schuleingang ein Plakat in allen Sprachen der Welt zu hängen, auf dem „Ihr seid willkommen!“ zu stehen habe. Auch wenn das Plakat lang werden dürfte, wäre dies eine fürwahr einfache Lösung des PISA- und Integrations-Problems.

Dem Referent fiel seine eigene Widersprüchlichkeit nicht auf, als er zwei Nebenthemen anschlug. Man müsse nur ein bisschen umdenken, meinte er, dann gäbe es auch keinen Hunger auf der Welt: Man könnte nämlich spielend statt der heute sieben Milliarden Menschen auch neun Milliarden Menschen ernähren. Am Ende seines Vortrags verkaufte er dann Broschüren, von deren Erlös je ein Baum in Afrika gepflanzt würde. Da waren sie noch einmal – die „einfachen Lösungen“, die mehrere neue Probleme aufwerfen:

 – Was ist überhaupt erstrebenswert an einem Wachstum der Menschheit auf die Marke von 9 Millarden? Wo liegt der Mehrwert?

– Dann stellt sich das Problem, daß Nahrungsmittel transportiert werden müssen. Selbst wenn objektiv derzeit ausreichend Nahrungsmittel für die momentane Weltbevölkerung produziert würden bzw. werden, bleibt das Transportproblem. Wie schafft man Rinderhälften aus Wyoming oder dänische Butterüberschüsse klimatechnisch korrekt und dauerhaft ins Hungergebiet Somalias? Und wer bezahlt das?

„Also fressen die Leute eben Dreck“

– Da es nur einem totalitären System möglich wäre, die ganze Menschheit in kürzester Zeit zum Veganismus zu zwingen, ginge eine Ausweitung der landwirtschaftlichen Produktion nur über den Weg weiterer Agrar-Industrialisierung und Tier-Ausbeutung. Unlängst erst unterhielt ich mich zufällig mit einem Metzger, der mir das Ausmaß negativer Entwicklungen in der Fleischproduktion näher brachte.

Er berichtete mir eine Reihe an Unappetitlichkeiten: Er erzählte von für die massiv forcierte Milchproduktion der letzten 20 Jahre gestressten und kaputtgemolkenen Kühen. Deren Fleisch lande in bearbeiteter Form irgendwann noch als Rinderroulade im Angebot auf Supermarkttheken. Er erzählte mir von Kälbern, denen sofort nach der Geburt die Gurgel durchgeschnitten werde, wenn sie zu langsam lernten, an den computergesteuerten maschinellen Milchgeräten zu nuckeln.

Von Hühnern berichtete er mir, die in Unmengen von Kot stünden und ihre verendeten Artgenossen vertilgten. „Die Leute haben eben ihre Prioritäten. Sie wollen ein iPhone und Sportfelgen, aber die Roulade darf nur zwei Euro kosten. Dafür aber kann kein Landwirt ordentlich produzieren. Also fressen die Leute eben Dreck“, sagte er. Ein Schicksal, das bei neun Milliarden Erdenbürgern zunehmen könnte.

Ernährung ist nicht das einzige Problem

– Nur mit Ernährung ist es nicht getan. Das wäre vielleicht noch relativ einfach. Neun Milliarden Menschen haben auch weitergehende Bedürfnisse, als nur durchgefüttert zu werden. Wächst ihre Zahl, benötigen sie mehr Infrastruktur (Straßen und Verkehrsmittel), Energie, Wohnraum, Konsumgüter. Sie haben materielle Ansprüche, fordern also mehr an industrieller Produktion, was wiederum mehr Lärm, mehr Abgase, mehr Giftstoffe, mehr Müll zur Folge hat. Da bringt dann auch der durch Broschürenverkauf in Afrika gepflanzte Baum nicht mehr viel.

– Werden die Bedürfnisse dieser großen Bevölkerungszahl nicht befriedigt, werden vermehrt Verteilungskämpfe ausbrechen. Und im übelsten Fall spielen dann zwei Milliarden mehr Menschen mit dem Gedanken, einfach mal nach Europa zu kommen, weil dort vielleicht zu finden ist, wonach sie dürsten.

Ob dann aber Plakate mit der Aufschrift „Ihr seid willkommen!“ wirklich die komplexe Lösung der verstärkt angefallenen Probleme darstellen?

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