Da meine Kolumne immer am Sonntag erscheint, lohnt es sich, einmal über die Bedeutung dieses Tages für den Christen und für unsere heutige Gesellschaft nachzudenken. Jede Religion kennt einen heiligen Tag, der von der Arbeit befreit und für den Gottesdienst reserviert ist. Dem Pilger in Jerusalem wird dies deutlich vor Augen geführt, wenn er durch die Straßen der Altstadt geht. Muslimische Geschäfte haben am Freitag geschlossen, jüdische am Samstag und christliche am Sonntag.
Der Siebentagerhythmus ist grundgelegt im Alten Testament, demzufolge Gott in sechs Arbeitstagen die Welt erschaffen hat und durch einen Ruhetag am siebten Tag vollendet hat. Diesen siebten Tag, den Sabbat (unseren Samstag) heilig zu halten, galt den Juden als fromme Pflicht. Zahlreiche strenge Einzelreglungen hierzu kennt das jüdische Gesetz.
Der Sonntagsschutz wird heute vielerorts ausgehöhlt
Als dann Jesus am ersten Tag der Woche, am Sonntag, von den Toten auferstanden ist, war es den Christen ein dringendes Bedürfnis an diesem Tag zum Gottesdienst zusammenzukommen. Da dieser Tag im Römischen Reich zunächst noch ein Arbeitstag war, traf man sich in aller Frühe vor Beginn der Arbeit. Daß dieser Tag seit dem Jahr 321 arbeitsfrei ist, darf als große christliche Errungenschaft gelten. So sollte für alle Christen ein Gottesdienstbesuch möglich sein. Leider wird der Sonntagsschutz heute vielerorts durch immer großzügigere Ausnahmeregelungen ausgehöhlt. Praktizierende Christen stehen vor der wichtigen Aufgabe, sich die Bedeutung dieses Tages neu bewußt zu machen.
Der Sonntag ist für jeden Christen der Höhepunkt der Woche. Es ist der Tag der Auferstehung Christi. Der Besuch der Sonntagsmesse bleibt der wichtigste Punkt im wöchentlichen Leben eines Katholiken. Er darf nicht leichtfertig unterlassen werden. Doch der Sonntag besteht nicht nur aus dem Gottesdienstbesuch. Es bleibt die Frage, wie wir den Rest dieses Tages gestalten. Für die christliche Familie sollte der Sonntag ein Tag des Miteinanders sein, an dem gemeinsame Unternehmungen im Vordergrund stehen.
Festtagskleidung ist wieder im Kommen
Oftmals haben die gemeinsamen Mahlzeiten und Ausflüge an diesem Tag eine wichtige Bedeutung für das Familienleben. Der Sinn des menschlichen Lebens besteht in der Beziehung des Menschen zu Gott und nicht im Konsum. Das gilt es, in einer sich wandelnden Gesellschaft wieder neu zu unterstreichen. Wer die Brötchen am Sonntagmorgen beim Bäcker kauft, sollte sich vor Augen stellen, daß er damit die Aushöhlung der Sonntagsruhe weiter fördert. Nicht nebensächlich ist auch die Frage der Kleidung. Früher hatte die spezielle Sonntagskleidung einen wichtigen Stellenwert. Auch heute darf die Bequemlichkeit nicht das alleinige Kriterium bei der Wahl meiner Bekleidung darstellen.
Festtagskleidung wird heute wieder mehr geschätzt als noch vor zwanzig oder dreißig Jahren und ist heute bei festlichen Ereignissen wieder allgemein üblich. Durch eine festtägliche Kleidung kann ich auch in der Öffentlichkeit zeigen, was mir der Sonntag bedeutet. Der Glaube an die Auferstehung Christi soll mein Leben prägen. Mindestens an einem Tag der Woche sollte ich mir Zeit nehmen, mein Leben auf Christus hin auszurichten.
Und wie verbringen Sie den heutigen Sonntag?