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Das Salz gehört zu Deutschland

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Das Salz gehört zu Deutschland

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„Der Islam gehört zu Deutschland!“ Dieser Satz hat es in sich, denn er ist zugleich richtig und falsch. Richtig ist, daß es Islam in Deutschland gibt. Falsch ist, daß der Islam allgemein als wesentliches Merkmal Deutschlands angesehen wird. Noch verbindet man mit Bayern eher die Lederhose als den Gebetsteppich und mit Köln eher den Dom als eine Moschee.

Freilich befinden wir uns in einer Zeit des Umbruchs, und da reizt ein Satz wie „Der Islam gehört zu Deutschland“, vor allem wenn ihn ein Staatsoberhaupt äußert, zu einer Antwort. Sie kann zustimmend oder ablehnend sein, je nachdem, ob man den Islam eben als wesentliches Merkmal Deutschlands haben möchte oder nicht.

Über die Salzmenge läßt sich streiten

Deutlich wird es möglicherweise an einem Beispiel. Der Satz „Das Salz gehört zur Suppe!“ kann zweierlei bedeuten. Erstens: In eine Suppe muß Salz. Das ist eine Binsenweisheit. Zweitens: In diese Suppe muß Salz. Darüber läßt sich streiten. Der eine, dessen Geschmackssinne vielleicht schon etwas abgestumpft sind, benötigt viel Salz. Dem anderen genügt eine Prise. Unbestritten ist, daß zuviel Salz die Suppe ungenießbar macht. „Das Salz gehört nicht zur Suppe!“ kann ebenfalls zweierlei bedeuten. Erstens: In eine Suppe darf kein Salz. Das ist keine gängige Meinung. Zweitens: In diese Suppe darf kein Salz mehr. Auch darüber läßt sich streiten.

Nun können wir uns heraussuchen, was der Bundespräsident mit dem Satz „Der Islam gehört zu Deutschland“ beabsichtigte. Konnte er sich nicht genauer ausdrücken? Unwahrscheinlich. Wollte er eine Binsenweisheit verkünden? Wohl kaum. Wollte er den Islam in Deutschland stärken? Vielleicht. Oder wollte er sich etwa ganz bewußt ungenau ausdrücken, um nicht eindeutig Stellung beziehen zu müssen? Wahrscheinlich.

Zu viel Salz ist ungesund

Was jedoch der neue Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich am vergangenen Donnerstag gesagt hat, ist unmißverständlich. Er stellte fest, daß die in der Bundesrepublik lebenden Menschen islamischen Glaubens natürlich zu Deutschland gehörten: „Aber daß der Islam zu Deutschland gehört, ist eine Tatsache, die sich auch aus der Historie nirgends belegen läßt.“ Friedrichs Satz kann man lediglich stilistisch ankreiden.

Denn eine Tatsache ist eine Tatsache, ob sie sich belegen läßt oder nicht. Friedrich hat genau genommen das Gegenteil von dem gesagt, was er gemeint hat. Gesagt hat er: Der Islam gehört zu Deutschland, aber es läßt sich nicht belegen. Gemeint hat er: Es läßt sich nicht belegen, daß der Islam zu Deutschland gehört.

Ich habe Friedrich jedenfalls verstanden. Die Religionsfreiheit ist das Salz in der Suppe einer Demokratie. Friedrich meint nicht, daß in die Suppe kein Salz gehört, aber er will sie sich auch nicht versalzen lassen.

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