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ESN-Fraktion, Europa der souveränen Nationen

Amerika, du hast es besser?

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Vieles hängt am Glauben. Zwangsläufig glaubt die Welt der amerikanischen Wirtschaftskraft immer noch so, wie die USA sich selbst Gott am nächsten wähnen, nachdem sie ihren eigenen Kontinent und dann die ganze Welt dem Diktat des Marktes unterwarfen und ihm alles aus dem Weg räumten, die Ureinwohner ebenso wie eine einst vitale Natur und global schließlich jedes Hindernis, das sich dem Freihandel, diesem obersten Gebot des Kapitalismus, entgegenstellte.

Hat je eine Nation so eindrucks- wie verhängnisvoll die Weltkultur bestimmt, die Lebensgewohnheiten, die Hoffnungen? Goethe in den „Zahmen Xenien“: Amerika, du hast es besser/als unser Kontinent, der alte,/hast keine verfallenen Schlösser/und keine Basalte./Dich stört nicht im Innern/zu lebendiger Zeit/unnützes Erinnern/und vergeblicher Streit.

Nun diagnostiziert die Agentur „Standard & Poor’s“, selbst Teil des Systems und Herausgeber selbsterfüllender Prophezeiungen, der Nation eine ernste Krankheit. Offenbar trügen die einfachen Bilder nicht: So, wie Amerikas Hauptfeind nach dem Untergang des Kommunismus das Cholesterin ist, so lebt es über seinen Verhältnissen. Beispiel: Das geschmähte Portugal sitzt auf Schulden, die 90,6 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts entsprechen. In den USA ziehen die Außenstände aber sogar mit dem eigenen BIP gleich: 99,5 Prozent! Die Schuldenlast der Amerikaner selbst beläuft sich derzeit auf 120 Prozent ihres Einkommens, die staatlichen Verbindlichkeiten auf 15,2 Billionen Dollar. Geschätzt werden die USA, wenn es sie dann noch als Wirtschaftsmacht gibt, 2030 fünf Billionen mehr ausgeben als sie einnehmen.

Das Leben verfettender Konsumenten auf Kredit

Das Geld wird bei einer vermutlich auf negative 15 Prozent steigenden Leistungsbilanz, der Differenz Export-Import, im Ausland aufgenommen, vor allem in China. Der Anteil der Industrie an der Wirtschaftskraft der USA beträgt nur noch 10 Prozent.

So wie die Kultur der modernen Präsentationstechniken den Schwund an „werktätiger“ Substanz verbirgt – 42.000 Fabriken schlossen, 5,5 Millionen Jobs verschwanden, der Mittelstand starb aus, Detroit ist Ruine – , verkleistert sich die Welt den Blick auf die Wirtschaftskraft Amerikas, denn Apple und die Wall-Street sind noch nicht die USA.

Die letzte Mode, die es der Welt noch anzubieten hat, ist das Leben verfettender Konsumenten auf Kredit, die sich mit asiatischen Waren versorgen. Wo einst Bürger ihr Schicksal couragiert in die Hände nahmen und kraftvoll etwas schufen, leben jetzt Patienten und Schuldner. Auch das sollte europäischen Nationen Ansporn sein, wenigstens ideell eigene Ansprüche zu entwickeln. Vereinigte Staaten von Europa? Mindestens mit Blick über den Atlantik kein zeitgemäßes Modell.

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