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Tribunal bei Beckmann

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Thilo Sarrazin bei Beckmann – da werden Erinnerungen an Johannes B. Kerners Sendung mit Eva Herman wach. War gestern auch so eine Abrechnung geplant? Bestimmt. Es ist dem TV-Tribunal aber nicht gelungen, Sarrazin auseinanderzunehmen, auch wenn Sarrazins Tagesform nach der Marathon-Pressekonferenz am Mittag schon nicht mehr die beste war.

In seiner Verzweiflung griff Reinhold Beckmann am Ende der Sendung zur Zuschauerpost. Angeblich habe es „nur“ siebzig Prozent positive Reaktionen gegeben, behauptete er lächelnd und verlas dann prompt zwei boshafte Anti-Sarrazin-E-Mails. Der Bundesbanker solle sagen, wieviel von seinem Honorar er für „die Armen“ spende. Er antwortete, er werde das sagen, wenn der Verfasser der E-Mail ihm sage, wieviel er von seinem Gehalt spende. Chapeau.

Ob Reinhold Beckmann sich auch getraut hätte, einen Porsche fahrenden Linkspartei-Funktionär – falls es so jemanden geben sollte – zu fragen, ob er seinen Wagen nicht der Arbeiterwohlfahrt stiften will?

„Reich durch Hetze“

Der „Fragesteller“ wollte auf das Geschäft hinweisen, das Sarrazin mit dem Buch macht. Der Berliner Kurier ging heute noch weiter und titelte neben einem Sarrazin-Foto „Reich durch Hetze“. Ein gutes Geschäft und hohe Auflage zu machen – das scheint per se unmoralisch zu sein, wenn man Thilo Sarrazin heißt und sich zu einwanderungspolitischen Fragen äußert.

Sarrazin wirkte in der Beckmann-Sendung abgekämpft und hatte aufgrund der Konstellation wenig zu melden. Neben ihm saßen mit Moderator Beckmann, Renate Künast, Ranga Yogeshwar, Olaf Scholz und Aygül Özkan nur Gegner am Tisch, die ihm mehr als einmal ungehörig ins Wort fielen.

Scholz zeigte einen Rest an moralischen Skrupeln und beteiligte sich nur bedingt und aus Parteiräson („Wir haben beschlossen …“) an der Hexenjagd gegen den Genossen. Vielleicht ahnt er, daß Sarrazin recht hat, aber das kann er natürlich nicht zugeben. Zu Aygül Özkan läßt sich nur dieses sagen: Alle diejenigen, die die CDU nicht mögen, müssen sich möglichst viele Fernsehauftritte dieser Frau wünschen. Jeder im Land muß es wissen, wer in der Merkel-Wulff-CDU Minister werden kann. Je mehr Leute es erfahren, desto schneller geht die Union den Weg der Democrazia Cristiana.

Mittwoch ist Sarrazin bei Plasberg

Das echte Zwiegespräch wurde zwischen Sarrazin einerseits und Jogeshwar und Künast andererseits bestritten. Der ewig grinsende indischstämmige TV-Moderator und die grüne Politikerin spielten das Spiel guter Bulle, böser Bulle – wobei sich Sarrazin nicht aus der Reserve locken ließ.

Reinhold Beckmann, der nur formal der Unparteiische war, versuchte Sarrazin mit heftigen Nachfragen zu dessen Gen-These zuzusetzen. Mit diesem langweiligen Nebenkriegsschauplatz wurde viel Sendezeit bei null Erkenntnisgewinn vergeudet. Überhaupt kam eine Debatte über die wichtigen Thesen Sarrazins nie richtig in Gang. Es war schade um die fast 90 Minuten – die Sendung hatte Überlänge. Aber rausgekommen ist nichts.

Mittwoch ist Sarrazin bei Plasberg – diesmal mit Arnulf Baring als Verstärkung. Das verspricht eine spannendere Runde zu werden. Auf jeden Fall weiß die ARD, daß sie mit Sarrazin gute Quote machen kann, sonst würde sie nicht in drei Tagen zwanzigmal über Sarrazin berichten und ihn zweimal einladen. Wenn Sarrazin sein Buch gut verkauft, dann ist das moralisch fragwürdig – aber selbst die eigene Einschaltquote erhöhen, das ist erste Rundfunkpflicht. So sieht öffentlich-rechtliche Pseudomoral aus. 

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