Die Lage in Griechenland ist ganz einfach: Korrupte und unfähige Politverbrecher haben das Land gegen die Wand gefahren. Sie versprechen ihren Anhängern Geldgeschenke für den Fall ihrer Wahl, ohne sich über die Finanzierung jemals Gedanken zu machen. Nur so konnte es passieren, daß der Mittelmeeranrainer einen übermäßig aufgeblähten Sozial- und Beamtenstaat schuf, in dem Staatsbedienstete 14 Monatsgehälter bekommen und ohne Abschläge in Pension gehen können.
Die Staatsschulden der Hellenen liegen bereits bei 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Mit anderen Worten: Alle Griechen und alle griechischen Firmen müßten über ein Jahr lang umsonst arbeiten, weil sie alles Geld beim Staat abzuliefern hätten, wollte der seine Schulden auf einen Schlag begleichen. Natürlich können diese Schulden niemals zurückgezahlt werden. Die griechischen Politiker machen einfach immer weiter, bis alles in Scherben fällt.
Die anderen Politiker in Europa sind aber keinen Deut besser, haben mehr oder weniger alle die gleichen Probleme. Keine Regierung in Europa – schon gar nicht die deutsche – kommt ohne neue Schulden jedes Jahr aus. Deswegen werden wir alle über kurz oder lang die gleichen Probleme bekommen wie die Griechen.
Politisch-korrekte Definition von Spekulanten
Deswegen haben die Politiker auch schon grenzüberschreitend einen neuen Sündenbock ausfindig gemacht, der angeblich für die Probleme des Euros verantwortlich ist: der Spekulant.
Wenn das Wort „Spekulant“ fällt, dann melden alle politisch korrekten Sensoren sofort Alarm. Spekulanten sind böse Menschen, die sich ein arbeitsfreies Einkommen in Milliardenhöhe auf Kosten der Allgemeinheit verschaffen und dabei ganze Volkswirtschaften in Mitleidenschaft ziehen können. So ungefähr sieht die gängige, politisch-korrekte Definition von Spekulanten aus.
Doch das ist nur linke Propaganda. Spekulation, auch mit Währungen, ist legitim. Erstens: Wer einen Totalverlust seiner Investition riskiert, der bekommt einen höheren Zinssatz als derjenige, der die denkbar sicherste Anlageform wählt. So funktioniert der Finanzmarkt nun mal. Jeder Kleinstanleger, der zwischen Aktien und Sparbuch zu entscheiden hat, kennt das Problem.
Sicherungen gegen Kreditrisiken
Zweitens: Selbst eine größere Ansammlung von New Yorker Geldhaien kann den Euro nicht so einfach in die Knie zwingen, selbst wenn sie wollte. Der Spiegel, der sehr bemüht ist, die Spekulantenlüge zu „beweisen“, nannte in seiner letzten Ausgabe die Firma FD Concepts, die mit sage und schreibe drei Milliarden Euro gegen den Euro Sturm laufen würde.
Drei Milliarden Euro – das verplempern griechische Politiker in wenigen Wochen. Wenn Griechenland pleite geht, dann nicht wegen einer Handvoll Währungsspekulanten. Es gibt Kreditausfallversicherung für Griechenland in Höhe von neun Milliarden Euro. Die griechische Auslandsverschuldung beträgt aber 400 Milliarden Euro! So viel zu den Relationen.
Drittens: Spekulation wird gebraucht. Solche Kreditausfallversicherungen, um die es hier geht, sind ja nicht im luftleeren Raum entstanden. Wenn jemand in Griechenland Geld investieren will, aber mit währungsbedingten Schwierigkeiten rechnet, dann versichert er sich dagegen, so wie wir uns gegen Autounfälle oder Sturmschäden versichern. Gäbe es solche Kreditausfallversicherungen nicht, wäre es übrigens für die griechische Regierung noch viel, viel schwieriger, Leute zu finden, die ihr Geld leihen. So gesehen müßten die Griechen froh darüber sein, daß es Sicherungen gegen Kreditrisiken gibt.
Europas Wohlfahrtsstaaten sind am Ende ihrer Belastbarkeit
Sind sie aber nicht. Ministerpräsident Giorgos Papandreou schimpft über „prinzipienlose Spekulanten, die jeden Tag Milliarden verdienen, indem sie auf die griechische Pleite setzen“. Angela Merkel und Jean-Claude Juncker versichern sich gegenseitig, daß etwas gegen die boshafte Spezies Menschen getan werden muß. Juncker will die „Folterwerkzeuge aus dem Keller“ holen.
Dabei sind die Spekulanten nur die Überbringer der schlechten Nachricht. Die Nachricht lautet, daß Europas Wohlfahrtsstaaten am Ende ihrer Belastbarkeit angekommen sind. Wird der Überbringer der Nachricht geköpft, so ändert das nichts an den Fakten.