Wer vergangenen Donnerstag mitten in der Nacht die WDR-Reportage „Kampf im Klassenzimmer – Deutsche in der Minderheit“ gesehen hat, der kann eigentlich nur den Kopf schütteln. Ist das der Alltag in deutschen Klassenzimmern? Die Lehrer sind zu bemitleiden – sie können keine Inhalte mehr vermitteln, sondern sind eher Sozialarbeiter und müssen versuchen, den Jugendlichen zu vermitteln, was integrationsunwillige Eltern versäumt haben: Grundkenntnisse und Werte.
Und was macht man eigentlich als besorgte Eltern in so einem Fall? Früher konnte man seine Kinder einfach auf die nächstbeste Schule schicken – die eine war so gut wie die andere. „Auf dem Land“ ist das heutzutage auch noch so. Aber in den Großstädten oder Problembezirken muß man sich überlegen, ob man wegen der Erziehung seiner Kinder nicht umzieht oder ernsthaft ein Internat oder eine Privatschule in Erwägung zieht.
Vorbild ist Andrea Ypsilanti: Für sie war es wichtig, die flächendeckende Einheitsschule zur Verhinderung von Leistungsspitzen in Hessen einzuführen. Ihren eigenen Sohn schickte sie aber auf eine teure Privatschule.
Hasenphobie
Zum Glück haben die Bürger in Hamburg verhindert, daß ihre Politiker sich über eine Einheitsschule für alle freuen können – und im Anschluß ihre Kinder auf einer Privatschule anmelden müssen, damit man ja nicht selber mit dem „Prekariat“ in Berührung kommt. Hut ab vor den Gegnern der schwarz-grünen Schulreform in Hamburg.
Aber es ist noch viel mehr passiert in den deutschen Schulen. Hier ein kurioser Fall: In Vechta soll eine 16jährige Schülerin behauptet haben, ihre Lehrerin drehe komplett durch, wenn sie Hasen sehe oder das Wort „Hase“ höre. Die Mitschülerinnen (und/oder angeblich die verklagte Schülerin) mußten das natürlich austesten und malten mit Kreide Hasen an die Schultafel. Deswegen hatte die 60jährige Erdkundelehrerin Klage eingereicht, mit der sie erreichen wollte, daß die Schülerin diese bösen Behauptungen einer Hasenphobie künftig unterläßt.
Mit der Klage ist die derzeit krankgeschriebene Lehrerin gescheitert. Die Gerichtssprecherin teilte mit, die Hasenphobie sei eine Tatsachenbehauptung und diese sei wahr. Denn eine andere Schülerin hatte als Zeugin ausgesagt, daß die Lehrerin wegen einer Hasenzeichnung an der Tafel weinend aus dem Klassenraum gelaufen sei.
Sommercamps für benachteiligte Schüler
Eine Hasenphobie? Lehrer, die schreiend aus dem Klassenraum stürzen? Wie gerne erinnert man sich da an seine eigene Schulzeit zurück, in der man auch mal einen Verweis des Direktors kassierte, eine Lehrerin mit Wasserbomben beworfen, manch einen Mitschüler in den Schrank gesperrt oder bei einem Ausflug fast ein Ski-Hotel abgefackelt hatte. Gute, alte Pennälerzeit!
Was gibt es eigentlich neues in der Rütli-Schule? Die Rütli-Schule ist jetzt Teil des „Rütli-Campus“. Die Schüler sind die alten (ich hoffe, sie sind nicht immer noch in derselben Klasse wie vor vier Jahren) und stammen weiterhin überwiegend aus arabischen oder türkischen Familien. Zahlreiche Räume sind renoviert – es wurde Geld spendiert. Es gibt Sommercamps für benachteiligte Schüler – bezahlt von Sponsoren.
Es gibt zahlreiche außerschulische Veranstaltungen, und die Leistungen der Schüler sind insgesamt besser geworden. Hat der Brandbrief aus dem Jahr 2006 also Erfolg gezeitigt? Man darf gespannt sein und währenddessen Hasen mit Kulleraugen an die Tafel malen.