Es läßt sich beobachten, daß sich bestimmte Modeerscheinungen in gewisser Regelmäßigkeit wiederholen. Grundsätzlich gibt es kaum Neuheiten, die nicht ganz ähnlich schon einmal da waren. Dabei erstaunt es immer wieder, wie oft auf kirchliches Brauchtum zurückgegriffen wird. Selbst katholische Bräuche, die längst aus der Mode zu sein schienen, erleben plötzlich eine unverhoffte Wiederkehr.
So erging es jetzt auch dem Rosenkranz. Was vor wenigen Jahren als Relikt galt und höchstens noch in den Händen älterer Damen anzutreffen war, schaut heute wieder unter dem aufgeknöpften Hemd modebewußter junger Männer hervor, wo er als Halskette getragen wird. Diesen Trend, der vermutlich durch Prominente wie den Fußballer David Beckham oder die Sängerinnen Madonna und Britney Spears ausgelöst wurde, konnte ich jetzt schon in mehreren europäischen Ländern beobachten.
Junge Menschen mit Rosenkranz: Was steckt dahinter? Ist es eine inhaltsleere Mode? Ist es ein öffentliches Glaubensbekenntnis? Ist es eine Bitte um Schutz und das Vertrauen auf die Fürsprache der Gottesmutter? Oder ist es ein bloßer Talisman? Vermutlich sind die Grenzen fließend.
Nie die Hoffnung aufgeben
Zu gerne hätte ich einen Passanten mit Rosenkranz einmal gefragt, ob er denn wisse, wie man diesen bete und wie oft er dies schon getan habe. Schließlich ist das der eigentliche Sinn des Rosenkranzes. Während fünfmal zehn „Ave Maria“ schaut der Beter an der Seite der Mutter Jesu hin auf die zentralen Geheimnisse des christlichen Glaubens.
Gebetsketten gibt es in vielen Religionen, so auch im Islam, im Buddhismus und im Hinduismus. Es freut mich, daß in unserem Straßenbild neben dem Tasbih und der Masbaha nun auch der Rosenkranz wieder häufiger zu sehen ist.
Man soll eben die Hoffnung nie aufgeben und grundsätzlich nichts für unmöglich halten. Vielleicht ist auch der Tag nicht mehr fern, an dem junge Menschen wieder verstärkt den Rosenkranz beten.