Wie wird die Reform der Reform aussehen? Der Rechtschreibrat macht es spannend. Zwar hat er in seiner Sitzung am 1. Oktober den Abschlußbericht über die vergangenen fünf Jahre vorbereitet; zwar hat die Kultusministerkonferenz (KMK) dem Rat bereits für seine Arbeit gedankt. Bislang ist jedoch lediglich ein unveröffentlichter Entwurf des Berichts vorhanden.
Eine Formulierung der KMK in einer Pressemiteilung zur Sitzung am 1. Oktober hatte den Eindruck erweckt, als sei der Bericht den Kultusministern bereits übergeben worden: „Der Bericht soll im Anschluß der Kultusministerkonferenz und den zuständigen staatlichen Stellen vorgelegt werden.“ Offenbar bezog sich das „im Anschluß“ (behördendeutsch für „anschließend“) jedoch nicht auf die Sitzung, sondern auf die Amtszeit des Rates. Aus dem Rechtschreibrat heißt es nämlich, der Bericht müsse noch redigiert werden und werde erst Ende des Jahres offiziell der KMK übergeben.
Halbherziger Rückbau der Reform
Über die nächste Reform der Reform ist somit nur wenig bekannt. Ein paar Einzelheiten wissen wir aus einer Medienmitteilung der Schweizer Bundeskanzlei. Demnach stehen uns die „Streichung bestehender und Zulassung neuer Varianten“ bevor, was alles Mögliche bedeuten kann, und einige Änderungen bei den Fremdwortschreibungen. Es ist also ein halbherziger weiterer Rückbau der Reform zu erwarten.
Geheimniskrämerei
Nun stellt sich die Frage, warum die Verantwortlichen eigentlich ein solches Geheimnis aus den geplanten Änderungen an der Rechtschreibreform machen. Warum machen sie es nicht so wie die Schweizer Orthographische Konferenz (SOK)? Diese dokumentiert all ihre Empfehlungen zur Beseitigung der Reformschäden für alle sichtbar regelmäßig im Netz. Die Antwort ist schnell gefunden: Weder dem Rat noch der KMK liegt etwas daran, sich die Arbeit unnötig zu erschweren.
Wie nämlich die Daten der Meinungsforscher aus Allensbach belegen, wuchs immer dann die Zahl derer, die grundsätzlich gegen die Reform sind, wenn in der Öffentlichkeit ausführlicher über die Mängel der Reform diskutiert wurde. Der Rat müßte also damit rechnen, die Reform stärker als geplant zurückbauen zu müssen, sollte der öffentliche Druck steigen. Immerhin ist wenigstens eines bereits offiziell bestätigt: Der Ratsvorsitzende Hans Zehetmair legt sein Amt vorerst doch noch nicht nieder. Fortsetzung folgt.