FRANKFURT/MAIN. Sarrazin zieht. Auch auf der Frankfurter Buchmesse. Als wahrer Publikumsmagnet entpuppte sich die Veranstaltung „Der Fall Sarrazin und die Meinungsfreiheit“ am Stand der JUNGEN FREIHEIT. Über hundert Besucher verfolgten die Diskussion zwischen JF-Chefredakteur Dieter Stein, dem Geschäftsführer des Instituts für Staatspolitik, Erik Lehnert, und dem Journalisten und JF-Autor Michael Paulwitz.
Letzterer betonte die Auswirkung der Sarrazin-Debatte auf die Meinungskultur in Deutschland. „Die Aufklärung der Bürger schreitet voran. Die Räume des Sagbaren sind größer geworden“, sagte Paulwitz. Dennoch dürfe man aber nicht vergessen, daß immer noch die selben Personen bestimmten, was gesagt werden dürfe, wie vor dem Fall Sarrazin.
„Die Auswirkung eines Buches dürfen nicht überschätzt werden“
Lehnert sieht den durchschlagenden Erfolg Sarrazins vor allem darin begründet, daß der frühere Berliner Finanzsenator ein Thema angesprochen hat, mit dem jeder in Deutschland tagtäglich konfrontiert wird. Die katastrophalen Mängel in der Integrationspolitik und die Auswirkungen der Massenzuwanderung seien für jeden sichtbar. „Sarrazin beschreibt die Lebenswirklichkeit vieler Deutscher und spricht deren Probleme an. Darin liegt der Unterschied zu den vielen Kampagnen der vergangenen Jahre.“
Allerdings dürfe die Auswirkung eines Buches auch nicht überschätzt werden. Denn was aus Sarrazins Kritik folge, bestimmten die politischen Verantwortlichen. Und diese würden wohl kaum ihre Fehler aus der Vergangenheit eingestehen und neue, verantwortungsbewußtere Entscheidungsträger ans Steuer lassen. Zudem habe Sarrazin zwar eine hundertprozentig zutreffende Analyse der gesellschaftlichen Zustände abgeliefert, seine Lösungsvorschläge seien allerdings relativ schwammig und ungenau. (JF)
> Dossier zum Fall Sarrazin
Weitere Veranstaltungen am JF-Messestand:
Sonnabend, 9. Oktober
Politik, Wirtschaft und Medien
14 Uhr: Staatsbankrott – Folgen für die EU-Haushalte
mit Prof. Dr. Bernd-Thomas Ramb (Volkswirt, Unternehmens- und Vermögensberater), Dr. Klaus Peter Krause (langjähriger Leiter der FAZ-Wirtschaftsberichterstattung) und Michael Grandt (Buchautor und Enthüllungsjournalist)
15.30 Uhr: Zukunft der Wochenpresse
mit Prof. Dr. Günter Zehm (Publizist und Philosoph, Universität Jena) und Dieter Stein (Chefredakteur und Herausgeber der JUNGEN FREIHEIT)
Sonntag, 10. Oktober
20 Jahre Deutsche Einheit
11 Uhr: Einheit und Freiheit als umkämpfte Werte
mit Siegmar Faust (ehemaliger Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen im Freistaat Sachsen) und Detlef Kühn (ehemaliger Präsident des Gesamtdeutschen Instituts)
Alle Leser der JF sowie alle Messebesucher sind herzlich eingeladen, an unseren Veranstaltungen teilzunehmen.
Die JUNGE FREIHEIT auf der Frankfurter Buchmesse finden Sie in Halle 3.1, Stand A 100.