Lässig und militärisch zugleich war der Auftritt von Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) diese Woche in Afghanistan, eigentlich wie immer – nur daß er dieses Mal seine Ehefrau Stephanie mitnahm.
Doch statt Lob erntete der Minister für seinen Truppenbesuch ungewöhnlich scharfe Kritik. Allen voran der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel, der höhnisch meinte, die Soldaten hätten sich wahrscheinlich eher über einen Besuch des TV-Sternchens Daniela Katzenberger gefreut als über den der Ministergattin: Busen statt Baronin, sozusagen.
Von der Gehässigkeit seiner Kollegen mal abgesehen hat zu Guttenberg seine Aufgabe als Oberhaupt der Armee auch in diesem Fall – trotz und wegen Ehefrau – gut gemeistert: Er ist souverän und medienwirksam aufgetreten und hat das getan, was er für richtig hält, „um den Soldaten hier im Einsatz die Anerkennung und die Aufmerksamkeit zu verschaffen, die sie verdienen“, wie er selber gegenüber Spiegel-Online sagte. Und daß zu Guttenberg durch seine zahlreichen Truppenbesuche, auch an vorderster Front, den Soldaten vermehrt öffentliches Interesse beschert, ist wohl nicht von der Hand zu weisen.
„Amerikanisierung der Politik“
Doch so viel Engagement schmeckt der Opposition und anscheinend auch einigen Politikern aus dem Regierungslager nicht: Für sie sei das Verhalten zu Guttenbergs herrschaftlich, verkitscht und aufgesetzt. Eine große Inszenierung. Für die Generalsekretärin der SPD, Andrea Nahles, stellt eine solche „Show“ eine nicht hinzunehmende „Amerikanisierung der Politik“ dar.
Zwar mag Nahles in diesem Punkt vielleicht nicht ganz unrecht haben, doch aus der Masse der Kommentare spricht ganz offen einfach nur der Neid gegenüber einem außergewöhnlich beliebten Politiker, der erst am Anfang seiner Karriere steht und dem alle Türen offenzustehen scheinen. Wie anders soll man die Bemerkung Claudia Roths bewerten, die in dem Truppenbesuch der Guttenbergs lediglich „plumpe Eigen-PR“ sieht.
Selbstinszenierung gehört im Politikgeschäft zur Tagesordnung
Nun, leugnen kann man natürlich nicht, daß zu Guttenberg sich ganz gerne auch selbst ins Rampenlicht stellt. Ihm das aber vorzuhalten ist schlicht lächerlich: Schließlich gehört Selbstinszenierung im Politikgeschäft zur Tagesordnung.
Oder wie anders sollte man beispielsweise die Beteiligung von Claudia Roth an den Castor-Protesten beurteilen? Oder die Teilnahme von Wolfgang Thierse (SPD) an Sitzblockaden „gegen Nazis“? Oder die Teilnahme der Kanzlerin an der Siegesparade der Alliierten? Auch das alles ist nichts anderes als Inszenierung und dient nicht nur einem bestimmten politischen Zweck, sondern vor allem auch der Eigenwerbung.
Davon abgesehen, daß der Afghanistan-Einsatz unter Rot-Grün beschlossen wurde und genau diese Politiker Tausende junge Männer an die andere Seite der Welt in den Krieg geschickt haben, hat es niemand den Roths, Nahles und Gabriels verboten, der Truppe am Hindukusch selbst einen vorweihnachtlichen Besuch abzustatten.
Vielleicht stören sich einige der Politiker aber auch nur einfach daran, daß neben zu Guttenberg auch die Soldaten in Afghanistan mehr Aufmerksamkeit erfahren. Schließlich kann sich die Öffentlichkeit dadurch ein Bild davon machen, welche Folgen eine politische Entscheidung wie der Afghanistan-Einsatz für die Soldaten der Bundeswehr nach sich zieht.