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Bernd Zimniok, Demografie, Massenmigration

Konservatismus als Erfrischung

Konservatismus als Erfrischung

Konservatismus als Erfrischung

 

Konservatismus als Erfrischung

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Der kluge Johann Schloemann, dem beispielsweise der treffendste Essay zum Verfall des deutschen Gymnasiums zu verdanken ist, denkt in einem jüngeren Beitrag über die deutschen Konservativen nach (SZ, 19.07.10):

„Der moderne Konservative steckt ja ohnehin von Anfang an in einem knirschenden Dilemma. Zum einen will er aus behaupteter tiefer Verwurzelung, mindestens aber aus tiefer atmosphärischer Sympathie heraus einem Weltbild anhängen, das – so drückt es die CSU in ihrem aktuellen Grundsatzprogramm aus – ‚der dauerhaften Wertordnung des abendländischen Denkens sowie dem geschichtlichen und kulturellen Erbe unseres Volkes verpflichtet sein soll. Andererseits befördert der Konservative seit der Industrialisierung die Auflösung dieser Wertordnung mit eigener Hand, indem er modern und unternehmerisch wirtschaftet (…) und somit die Dynamik der kapitalistischen Umwälzung und Entwurzelung selbst antreibt.“

Grundsätzlich richtig

Die Frage wird sein, mit welchen neuen Inhalten und mit welchem Geschick sich ein moderner Konservatismus etablieren kann und unter weitgehendem Verzicht auf nur gestisch beschworene Mythen handlungsfähig wird, durchaus unromantisch und nicht zwangsläufig nostalgisch und in Moll, sondern so forsch und frisch, daß er nicht nur lamentiert und beckmessert, sondern Vorschläge formuliert, derer eine Gesellschaft in der Krise dringend bedarf. Vorschläge, die anregen, aufregen und befreien, schon wenn man sie nur zu denken wagt. Weiterhin gilt nämlich: Sapere aude!

Konservatismus, der diesen Namen verdient, versammelt sich nach meiner Wahrnehmung nur noch um diese Zeitung, gegebenenfalls um das Institut für Staatspolitik und in diversen Gesprächskreisen. Er offenbart viel Talent darin, die argumentativ dünnen Stellen und die verrenktesten Verlogenheiten in Politik und Kultur aufzuspüren. Damit wird Wesentliches geleistet, auch an Courage, denn wer von den anderen traut sich denn noch etwas? Ich persönlich sehe kein anderes gesellschaftliches Gegengewicht von Rang als die JF und deren Kreise. Nirgendwo.

Das Ökologische erscheint beispielsweise den Grünen nur noch bewahrenswert, wenn es gleichfalls ökonomisch ist; ihre ursprüngliche Gesinnungsethik und ihre Prinzipien sind längst perdu. Die politische Linke träumt nach wie vor von einer rousseauschen Anthropologie, der sie ein politisches Kleidchen schneidern möchte, dessen Zuschnitt sie mit den anderen in einer Art Diskursethik artig bespricht.

Konservatismus als rechter Impulsgeber

Ansonsten betreibt sie eine abgeschminkte Sozialismusfolklore, die nicht mal mehr die mentale Fitneß zum revolutionären Akt aufbietet. Die dümmlich-feigen Gewaltexzesse in den Großstädten sind verwerflich, für Betroffene tragisch und für den Staat beschämend, deuten aber eher auf neurotisches Befinden als auf politische Programmatik hin.

Weil zudem der Liberalismus, dessen genauer Ort nicht einmal dem Parteivorstand der FDP bekannt ist, mindestens auf Bundesebene neutralisiert, vielleicht sogar historisch erledigt ist, bleibt innerhalb der nächsten Jahre tatsächlich nur ein souveräner Konservatismus als rechter Impulsgeber übrig.

Diese Behauptung werden die politischen Gegner verlachen, aber die Position des Geschmähten ist insofern komfortabel, als daß er außerhalb der etablierten und sich selbst versorgenden Parteiungen steht. So ist er – noch nicht (?) – korrumpierbar und bewahrt sich den klaren Blick einer analytischen Außenansicht.

Erörterung des politischen Stillstands

Wenn es der intellektuelle Konservatismus aber verstünde, genaue und – im Wortsinn – konstruktive Gegenentwürfe außerhalb seines üblichen kulturkritischen Feuilletonismus anzubieten, würde er auf eine liebenswerte und produktive Weise endlich so streitbar, daß er etwas bewegen könnte.

Dazu sollte er sich auf seine Art das Modernste zueigenmachen, was zu haben ist. Und das ist in der philosophischen Diskussion, in der naturwissenschaftlichen Forschung sowie in der Gegenwartskunst und –kultur eine Menge mehr als die Politik der Stagnateure.

Nur ein Beispiel: Ich las von konservativer Seite nirgendwo etwas von Belang zu den gravierenden Forschungsergebnissen der Neurowissenschaft sowie der Philosophie zum Wesen und Charakter des Ich, zur Bewußtseinstheorie und zu den differenzierten Konsequenzen für die Freiheit des Willens.

Pauschal bemerkt und später zu beweisen: Sie widersprechen sämtlichst einer linken Anthropologie, strafen in maßgeblichen Bestandteilen die sozialdemokratische Bildungspolitik Lügen und trügen eine Menge zur Erörterung des politischen Stillstands bei. Nur müßten wir sozusagen heran an diese Grundlagen und sie publizistisch und polemisch einsetzen.

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