Es hat sicher sein Gutes, daß Fußball – sehr frei nach Clausewitz – die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln – dem Ball an der Front, der Vuvuzela an der Heimatfront – ist: Journalisten und Fußballtrainer sprechen allen Ernstes von „historischen Siegen“ oder von „nationaler Schande“, das Volk darf selbst in Deutschland Fähnchen schwenken, was außer ein paar Linksextremisten und „Antideutsche“ niemanden stört, und überall wird, vollkommen friedlich, eine Art nationaler Party gefeiert. Wie an Karneval ist vieles erlaubt, was sonst als „verboten“ bzw. anrüchig gilt.
Ist der Krieg als Kampf der Nationen durch seine sportliche Befriedung scheinbar gebannt und aus dem Stadion gewiesen, so tritt er plötzlich – in seiner zeitgemäßen Gestalt als Kampf der Kulturen – durch die Hintertür wieder ein. Der französische Nationalspieler Nicolas Anelka nannte seinen Trainer Raymond Domenech einen „dreckigen Hurensohn“, den man – um es halbwegs fein auszudrücken – „anal penetrieren“ müsse.
Vergleichbare Pöbeleien
Durch seine Weigerung, sich öffentlich zu entschuldigen, und die Solidarisierung seiner Mannschaftskameraden mit ihm, die schließlich in einem Trainingsboykott und dem Ausscheiden des Vizeweltmeisters Frankreich nach der Vorrunde gipfelte, wurde der Skandal zu einer nationalen Angelegenheit, in die sich sogar Staatspräsident Sarkozy und seine Sportministerin einschalteten.
Nun sind vergleichbare Pöbeleien von Fußballspielern – jedenfalls in der jüngeren Vergangenheit – schon öfter vorgekommen; bekanntlich wurde Stefan Effenberg seinerzeit von Berti Vogts aus der Nationalmannschaft entfernt, nachdem er dem Publikum bei einem Spiel den „Stinkefinger“ gezeigt hatte.
Bei dem Fall Anelka handelt es sich aber nicht nur um das Benehmen eines einzelnen, sondern, wie man leider sagen muß, um eine symptomatische Angelegenheit, die in Frankreich, trotz auch dort vorherrschender Tabus, leidenschaftlich diskutiert, von der deutschen Presse – abgesehen von islamkritischen Online-Medien wie „Politically Incorrect“ – geflissentlich verschwiegen wurde: Anelka ist 2004 zum Islam konvertiert, und die übrigen aufsässigen Spieler sind, wie Franck Ribéry und Eric Abidal, ebenfalls Konvertiten oder, wie Mannschaftskapitän Patrice Évra, gebürtige Muslime.
Sex- und Gewaltphantasien
Natürlich kann man hier wieder einmal von Einzelfällen sprechen, deren Verallgemeinerung, nach üblichem Sprachgebrauch, „rassistisch“ sei (und deshalb nicht publik gemacht werden dürfe), und darüber hinaus mag man auch Fehler des Trainers anführen, durch die er den Zorn seiner Spieler auf sich gezogen habe.
Aber sowohl das Vokabular Anelkas – die bekannte Mischung aus „phallozentrischen“ Sex- und Gewaltphantasien (die von unseren „Gender-ExpertInnen“ im Hinblick auf muslimische Männer selten thematisiert wird) – als auch die Weigerung der besagten Spieler, die Marseillaise mitzusingen, sprechen eine deutlich andere Sprache.
In die deutsche Nationalmannschaft ist diese Art von „interkulturellem Dialog“ noch nicht eingezogen, und der türkischstämmige Spieler Mesut Özil wird in den Medien mit auffälligem Wohlwollen bedacht: An Peinlichkeit kaum zu überbieten waren dabei die dümmlichen Kommentare zahlreicher Boulevard-Journalisten, die einen besonderen Liebesbeweis darin sahen – oder sehen zu müssen glaubten (?) –, daß dessen Freundin Anna-Maria Lagerblom, die Schwester der Sängerin Sarah Connor, „ihrem Mesut zuliebe“ zum Islam konvertiert ist.
Boulevard-Journaille
Vielleicht wäre dies auch eine Idee für den nächsten französischen Nationaltrainer, wenn es dessen Mannschaft offenbar nicht mehr zuzumuten ist, den Anweisungen eines Ungläubigen Folge zu leisten?
Frau Lagerblom ist zu wünschen, daß sie sich trotz ihrer Verliebtheit hinreichend über ihre neue Religion kundig gemacht hat. Derzeit ist die Achtundzwanzigjährige noch mit dem finnischen Fußballer Pekka Lagerblom verheiratet, aber bald möchte sie für ihren Mesut frei sein, wie uns die Boulevard-Journaille verrät.
Was wird sie tun, wenn sie vielleicht in einigen Jahren einen gläubigen Christen kennenlernt? Auf Abfall vom Glauben steht nach vorherrschender islamischer Rechtsauffassung die Todesstrafe.