Den GAL-Grünen in Hamburg geht es gerade gar nicht gut. Wie es aussieht, kommt es im Sommer zum Volksentscheid über die schwarz-grüne sechsjährige „Primarschule“. Wird sie abgelehnt, zerplatzt der GAL ihr wichtigster Erfolg aus den Koalitionsverhandlungen mit der CDU.
Immerhin bleibt den Grünen der Trost, daß sie die bindende Wirkung von Volksentscheiden durchgesetzt haben. Die könnte ihnen ironischerweise ausgerechnet jetzt auf die Füße fallen. Wenn sich die Bürgerinitiative „Wir wollen lernen“, die schon bei der Einreichung des Volksbegehrens dreimal so viele Unterschriften wie erforderlich zusammenbekommen hatte, auch beim Volksentscheid durchsetzt, kann die schwarz-grüne Mehrheit in der Bürgerschaft das Ergebnis nicht mehr überstimmen.
Da sind die GAL-Grünen offensichtlich in eine Falle getappt, in der schon mancher linksideologische Menschheitsbeglücker hängengeblieben ist. Wer sich so lange am eigenen Theorieschwurbel berauscht, bis er selber daran glaubt, vom Weltgeist persönlich zum Exekutor des Volkswillens auserkoren zu sein, der bekommt unter Umständen gar nicht mehr mit, wenn das Volk eigentlich was ganz anderes will.
Flammende Aufrufe zur Weltrevolution
Hätten sie mal lieber ihre Veteranen und Gründerväter aus den K-Gruppen gefragt, wie das damals so war. Im Studentenzirkel rumhocken, Flugblätter pinseln und Ho-Chi-Minh hochleben lassen war das eine, rausgehen vor die Fabriktore und den Arbeitern bei Schichtwechsel flammende Aufrufe zur Weltrevolution in die Hand drücken, bevor die geknechteten Proletarier kopfschüttelnd in ihren Benz steigen und heim ins Reihenhaus fahren, statt sich gegen ihre Ausbeuter zu erheben, war schon viel schwieriger.
Jetzt haben sie den Salat. Die rückständigen Hamburger wollen sich durch die grünen Bildungsrevolutionäre einfach nicht vom bösen selektiven Schulsystem befreien lassen. Sie haben nicht mit geballter Faust auf die DDR-Einheitsschule und die Zerschlagung des bürgerlich-reaktionär-elitistischen Gymnasiums gewartet, dem nach Amputation zweier Schuljahre die Basis wegbrechen würde. Und sie wollen einfach ihr Elternrecht nicht hergeben, selbst für ihre Kinder die nach ihrem Urteil beste Schule zu wählen.
Hamburg droht Propaganda-Sturmflut
Was tun? Eine Gegeninitiative „Pro Schulreform“ hat man schon gründen lassen. Vor einem möglichen Volksentscheid wird man mit Sicherheit noch mal eine ordentliche Propaganda-Sturmflut über die Hansestadt laufen lassen. Bürgermeister Ole von Beust, der die Wähler seiner CDU eiskalt an die Linksdogmatiker verraten und verkauft hat, pfeift schon tapfer im Walde und sieht der Abstimmung „frohen Mutes“ entgegen.
Die Chancen stehen dennoch nicht schlecht, daß die Hamburger Eltern standhaft bleiben und die sechsjährige Grundschule endgültig beerdigen. Daß sie sich bisher auf keinen der angebotenen faulen Kompromisse („spätere Einführung“ oder „auf freiwilliger Basis“) eingelassen haben, ist schon mal ein gutes Zeichen.
Nein, den Hamburger Grünen geht es gerade wirklich nicht gut. Aber das Mitleid hält sich in engen Grenzen.