„In meinen 35 Bischofsjahren habe ich noch nie einen solchen Tiefpunkt und eine solche Belastung für die Kirche erlebt wie derzeit.“ So sagte Joachim Kardinal Meisner im April in einem Interview mit der katholischen Zeitung Die Tagespost.
Wenn man bedenkt, daß Meisner als Weihbischof in Erfurt und dann als Bischof von Berlin die Unterdrückung durch das kommunistische Regime miterlebte, kann man erahnen, welcher Stellenwert den seit drei Monaten anhaltenden Schlagzeilen zugebilligt werden muß.
Begonnen hat die Reihe der Negativschlagzeilen mit dem Bekanntwerden von Fällen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch katholische Geistliche. Meist lagen die Missbräuche schon Jahrzehnte zurück und konnten daher nur schwer überprüft werden. Doch die Medien brachten fast täglich neue Schlagzeilen, darunter auch Fälle neueren Datums.
Missbrauch in Schulen, Sportvereinen und Familien
Den Vorwürfen gegen Priester und Ordensleute folgte eine Kritik an den Bischöfen, die solche Fälle versucht hätten zu vertuschen. Die deutschen Bischöfe forderten Missbrauchsopfer direkt auf, sich zu melden und sicherten zu, sich um Klärung zu bemühen.
Während die katholische Kirche begann, sich dem Problem der Pädophilie zu stellen, geschah dies aber sonst nirgendwo in der Gesellschaft. Sehr verhalten wurden die Missbrauchsfälle an der Odenwaldschule von den Medien aufgegriffen. Ein Aufarbeiten von sexuellem Missbrauch in Schulen, in Sportvereinen und in der Familie blieb bislang aus.
Weiterhin beherrschten Negativschlagzeilen über die Kirche das Tagesgeschehen. Spätestens hier sollte jedem klar werden, daß dies mit seriösem Journalismus nichts mehr zu tun hat. Hier ist eine antikirchliche Kampagne im Gang, die letztendlich auf Papst Benedikt XVI. zielt, den man als schärfsten Kritiker des Relativismus mundtot machen will.
Gezielt wurde versucht, den Papst in den Sumpfzu ziehen
Gezielt wurde versucht, den Papst in den Sumpf des Pädophilie-Skandals hinein zu ziehen. Als es nicht gelang, ihm Vertuschungsversuche während seiner Zeit als Erzbischof von München anzulasten, begann man, zumindest den Papstbruder mit Dreck zu bewerfen. Als man diesen des „Missbrauchs“ bezichtigte, war dieser Begriff schon so sehr erweitert, daß hierzu sogar Ohrfeigen zählten.
Doch noch hatte kein kirchlicher Würdenträger sein Amt aufgeben müssen. Ins Visier geriet dann der Bischof von Augsburg, der im Jahr 2005 die erste deutsche Bischofsernennung von Benedikt XVI. war. Als Bischof Walter Mixa nun wegen Ohrfeigen in den achtziger Jahren und wegen noch immer nicht geklärten Vorwürfen der Veruntreuung von Stiftungsgeldern sein Rücktrittsgesuch einreichte, war offensichtlich, daß ein neuer Kulturkampf schon längst in vollem Gang ist.
In Fernsehsendungen und Internetforen kennt das Beschimpfen der Kirche keine Grenzen mehr. Sachliche Argumente sind selten geworden. Meist überwiegt ein dumpfes Bauchgefühl oder der blanke Hass.
Die Stunde, in der die Masken fallen und sich die Geister scheiden, ist gekommen. Glaubenstreue Katholiken haben in dieser Stunde die Initiative „Ja zur Kirche“ gegründet. Die Unterzeichner erklären sich solidarisch mit dem Papst und erklären, die Kirche trotz ihrer Schwächen zu lieben.