Der feministische Mythos geht in etwa so: Am Anfang war das Matriarchat. Friedlich und ohne Unterdrückung war die Gemeinschaft organisiert, in der eine Urmutter liebend ihre Kinder ernährte und sie in einen harmonischen Zusammenhang mit dem Weltenall hielt. Doch ein Sündenfall machte diesem pflanzenartigen Embryonalzustand der Menschheit ein Ende – die Revolution der Männer brach aus!
Mit Speeren und Äxten, mit Feuer und Schwert zogen sie aus und unterjochten alles, was zuvor dem freien Spiel der Kräfte überlassen war. Wälder wurden gerodet, Flüsse in ein enges Bett gezwängt. Und auch die Frauen hatten sich fortan dem männlichen Willen unterzuordnen. Ihr Beitrag bestand nur noch in Arbeit und in dem Gebären von Kriegern, welche das Patriarchat absicherten.
Man mag den Wahrheitsgehalt dieses Mythos frei nach Jean-Jaques Rousseau belächeln, jedoch sollte man nicht die Sehnsucht nach diesem tatsächlichen oder vermeintlichen Urzustand unterschätzen. Wer heute mit wachen Augen die Gesellschaft betrachtet, unser Bild vom Staat, wird mehr als einmal an vielbrüstige, üppige Frauenfiguren erinnert, welche uns die Frühgeschichte als Zeugnisse überliefert.
Der Mythos der Männer
Doch leicht wird dabei ein anderer Mythos übersehen. Der Mythos der Männer. Sucht man heute die Wurzeln unseres modernen Staates auf, so wird man nach Rom kommen. Doch was waren das für Männer, die diese Form des Gemeinwesens schufen? Schon die Gründung verläuft blutig, als Remus seinen Bruder Romulus ärgert, die Stadtmauer überspringt und damit das heilige Gesetz der Stadtwehr verletzt.
Gaius Mucius Scaevola wird von den Etruskern gefangengenommen, die Rom belagern. Als sie mit der Folterung beginnen wollen, streckt er ungerührt seine Hand in ein glühendes Kohlebecken. Entsetzt vor einer Stadt mit solchen Männern brechen die Etrusker die Belagerung ab und fliehen. Solche Legenden gibt es viele, die vor allem eines zeigen: Roms Männer haben wenig Humor, was die Integrität ihres Gemeinwesens betrifft.
Es ist kein Zufall, daß sich die bürgerliche Tugend der virtus, aus der heraus sich das römische Gemeinwesen aufbaut, von „vir“ ableitet, dem lateinischen Wort für Mann. Denn es sind vordergründig männliche Eigenschaften, die hier beschworen werden: Hart und streng zu sich und anderen, tapfer und kühn gegen Feinde des Gemeinwesens und so weiter – Roms Gründer hielten offensichtlich nichts von „Gender Mainstreaming“.
Unsere Gesellschaft als Gegenbild
Und wäre damals jemand diesem heute grassierenden Wahnsinn verfallen und hätte in Frage gestellt, daß das Männliche für ein Gemeinwesen lebensnotwendig sei, so müßte er eigentlich nur auf unsere Gesellschaft blicken. Eine Gesellschaft, die zwar in ihren Institutionen noch nach römischer Art klappert, aber sich schon längst der virtus entledigt hat – und darauf auch noch stolz ist. Denn was hätte er gesehen?
Eine Gesellschaft, in der Richter nicht mehr urteilen können, sondern zartfühlend zu jedermann sind. In der Politiker sich keiner ausländischen Forderung entgegenstellen mögen, weil dies so unhöflich ist. In der Soldaten für fremde Zwecke hierhin und dorthin geschoben werden und doch nicht kämpfen dürfen. Vor allem eine Gesellschaft ohne Kinder und dem Wunsch, deren Freiheit zu verteidigen. Ohne Schutz, ohne Halt, ohne Recht und Gesetz geht sie so ihrem Tod entgegen.
Diese Entmannung sei für die befreite Frau notwendig gewesen, so spricht der Feminismus. Wirklich? Ich habe die Keimzellen dieser neuen Gesellschaftsordnung aufgesucht. Zwar konnte ich den Frauen dort nicht unter ihren Schleier schauen, doch ich hege den Verdacht, daß es mit dem neuen Matriarchat wohl nichts werden wird. Ich glaube, daß wohl doch eher der Schriftsteller Michael Klonovsky recht behalten wird:
Sicherung der Frauenrechte
„Nachdem sie den Mann verteufelt, geschwächt und entnervt hat, wird die westliche Frau wohl noch hinreichend Gelegenheit für die Feststellung bekommen, daß sie auch keinen Verteidiger mehr besitzt.“ Nun, das Hoffen auf die weibliche Einsichtsfähigkeit, daß die Schwächung des Mannes das Schädlichste war, das der Frauenemanzipation einfallen konnte, ist sicher eine noble Geste. Doch wir leben im Hier und Jetzt.
Es kann keine Rücksicht darauf genommen werden, daß auch der dümmste Tölpel aus seinem Fiebertraum der friedlichen, multikulturellen Gesellschaft erwacht. Es kann nicht auf die begriffsstutzigste Feministen gewartet werden, die irgendwann begreifen wird, daß der einzige Schutz vor männlicher Gewalt nur männliche Gewalt sein kann – und nicht ihre weibliche Gesprächskompetenz.
Jetzt muß unsere soziale Ordnung durchgesetzt und verteidigt werden. Handeln wir also jetzt. Handeln wir wie Männer.