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Bernd Zimniok, Demografie, Massenmigration

Deutschland gegen Argentinien

Deutschland gegen Argentinien

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Deutschland gegen Argentinien

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Diese Kolumne wird nicht gelesen, jedenfalls nicht zu dem Zeitpunkt, an dem sie erscheint. Schließlich gibt es jetzt Wichtigeres als diese Zeilen, nämlich das Spiel gegen Argentinien. Ich hoffe, Sie gehen Ihrer nationalen Pflicht nach und unterstützen die Mannschaft mit allen Ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln.

Es ist für mich, besonders nach dem Ausscheiden Brasiliens, wie ein vorgezogenes Endspiel. Ich erinnere mich noch gut an die Endspiele von 1986 und 1990, als noch Franz Beckenbauer Fußball-Lehrer der Deutschen war.

Fußball-Lehrer“? Sie meinen, es müsse „Trainer“ heißen? Ja, lesen Sie denn keine BILD-Zeitung? Die Samstagsausgabe vom 26. Juni – einen Tag vor dem Achtelfinalspiel gegen England – verwendete BILD nur dieses Wort für den Übungsleiter.

Chefredakteur Kai Dieckmann war einem Sprachwelt-Aufruf gefolgt, so daß es auf der Titelseite hieß: „BILD wirft die Engländer heute schon raus! In dieser Ausgabe steht kein einziges englisches Wort!“ Diese historische Ausgabe aus dem Hause Springer, die wohl einzigartig bleiben wird, fand unter Sprachschützern reißenden Absatz.

BILD, we love you!

Tatsächlich bewies die BILD-Zeitung, daß es durchaus möglich ist, eine Zeitung ohne englische Fremdwörter zu gestalten, ohne daß es irgendwie seltsam klingt und das Abendland untergeht. Aus den „WM-News“ wurden ohne weiteres die „WM-Nachrichten“ aus „WM online“ ganz einfach „WM im Netz“. Es geht doch! – Aber nicht lange! Über den 4:1-Sieg war die BILD-Zeitung nämlich dann so begeistert, daß sie am Montag überschwenglich und in großen Lettern titelte: „Jungs, we love you!“

Zurück zu Argentinien: Der Sieg 1990 war für mich ein einschneidendes Erlebnis. In Bayern, wo ich damals zur Schule ging, trauten sich einzelne Deutsche plötzlich, statt Weiß-Blau auch einmal Schwarz-Rot-Gold zu schwenken. Das hatte nicht einmal die Wiedervereinigung geschafft! Heutzutage, in der Zeit des Schwarz-Rot-Gold-Rauschs, schütteln Jugendliche ungläubig den Kopf, wenn man ihnen erzählt, daß für das Zeigen der Nationalfarben früher durchaus Mut gehörte.

Etwas unwirklich scheint es mir immer noch, wenn ich heute durch unseren Kindergarten schlendere, der voller schwarz-rot-goldener Fähnchen hängt. In meiner Kindheit hing die deutsche Fahne nur vor öffentlichen Gebäuden.

Unterschriften gegen Easycredit

Am 21. Juni 2005 konnte ich dann während des Konföderationen-Pokals endlich auch einmal „live“ (das heißt nicht tot) im Stadion ein Spiel der Argentinier gegen Deutschland miterleben. Das Spiel endete 2:2 und fand im Nürnberger Frankenstadion statt. Knapp ein Jahr später erwarb die Norisbank (heute „Team-Bank“) die Namensrechte und benannte das Rund in Easycredit-Stadion um. Der Vertrag läuft nach fünf Jahren, also Anfang 2011 aus. Schon jetzt tragen sich viele Nürnberger in Unterschriftenlisten ein, um zu verhindern, daß der Vertrag verlängert wird. Die Nürnberger hoffen, daß das Frankenstadion wieder seinen alten Namen erhält.

Bei der Weltmeisterschaft vor vier Jahren konnte ich die argentinische Auswahl bei einer Übungseinheit in Herzogenaurach studieren. Am 30. Juni 2006 kaufte ich mir in der Erlanger Innenstadt ein Eis. Als Zugabe bot der italienische Eisverkäufer Anstecker an, die verschiedene Nationalfahnen darstellten. Deutschland, Brasilien und Italien waren natürlich schon vergriffen.

Argentinien wollte niemand haben, also entschied ich mich für die Fahne des damaligen (und heutigen) WM-Viertelfinalgegners. Der Glücksbringer wirkte. Am selben Abend schoß Klose zehn Minuten vor Schluß das 1:1 gegen Argentinien. Ich jubelte so laut, daß mein Kleiner, damals eineinhalb Jahre alt, im Nebenzimmer einen furchtbaren Schreck bekam. Heute nachmittag verfolgt er das Spiel mit. Den Glücksbringer trage ich seit vier Jahren in meinem Geldbeutel. Möge er heute wieder wirken.

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