Powerpoint feiert dieses Jahr seinen 25. Geburtstag. Nach Schätzungen ist das Programm auf über 250 Millionen Computern installiert, Milliarden von Folien werden jährlich erstellt. Daher ist es höchste Zeit, das Microsoft-Produkt kritisch zu würdigen.
Kein anderes Programm ist ähnlich verhaßt und doch so häufig genutzt wie Powerpoint. Das Programm fördere die Verblödung, manipuliere das Publikum und vereinfache in ungehöriger Form, beklagen viele Kritiker. Das Motto des Programms laute: Beamer ein – Hirn aus! „Tod durch Powerpoint“ lautet ein satirischer Buchtitel, der den alltäglichen Büro-Wahnsinn zum Thema hat.
Ernster nimmt das Thema Professor Edward Tufte von der Universität Yale. Er behauptet, Powerpoint töte. Der Grund: Angeblich stürzte die Raumfähre Columbia ab, weil die Ingenieure zuvor über Fehlerquellen nur in unverständlichen Powerpoint-Folien berichtet hatten, die niemand durchschauen konnte.
Mit Powerpoint zum Irak-Krieg
Entwickelt wurde die Idee für das Programm von Whitfield Diffie im Jahre 1981. Der Spezialist für Kryptographie und künstliche Intelligenz entwickelte die Grundlagen für die Software, weil er keine Lust mehr hatte Overhead-Folien zu basteln. Der Erfinder hatte Pech. Er wurde Opfer von seinem bösen Chef. Der klaute die Idee, gründete die Firma Forethought und entwickelte ein eigenes Programm unter dem Namen „Presenter“. Diffie ging leer aus. Der Rest ist Geschichte. Microsoft bekam Interesse an dem Programm, kaufte die Firma für 12 Millionen Dollar auf und brachte Powerpoint 1984 auf den Markt.
Seitdem wissen wir eines: Die Welt läßt sich mit ein paar Bindestrichen, Bildern und Schlagworten beschreiben. Es gibt keine Aktienhauptversammlung und keinen Parteitag mehr ohne Powerpoint.
Selbst der ehemalige amerikanische Außenminister Colin Powell präsentierte auf der Hauptversammlung der Vereinten Nationen mit Powerpoint seine Gründe, warum der Irak Massenvernichtungswaffen hat und ein Krieg notwendig sei. Vielleicht hatte also Edward Tufte mit seiner Aussage doch nicht ganz unrecht.