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Klimawandel: Alles Lüge?

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Nach gut zwanzig Jahren ist nun das, was im angloamerikanischen Raum seit Anfang der 90er Jahre als „global warming conspiracy theory“ verhandelt wird, auch bei Autoren und Bloggern der JUNGEN FREIHEIT wie Klaus Peter Krause oder Ronald Gläser angekommen. Ronald Gläser zeigt sich in seinem JF-Blog vom 7. Dezember sicher: „Der Klimawandel ist die Erfindung des Jahrhunderts – aus der Sicht geldgieriger und machtgeiler Politiker!“

Und Klaus Peter Krause konstatiert im „Forum“ der JF vom 4. Dezember: „Die Behauptung vom Klimawandel durch anthropogenes CO2 ist nichts weiter als eine Fiktion, eine Einbildung, eine Schimäre.“ Etwaige Beschlüsse, die auf der Klima-Konferenz in Kopenhagen getroffen werden könnten, seien „nicht nur unsinnig“, sondern „auch gemeingefährlich“. Wir dürfen uns also zurücklehnen: Die Mär vom Klimawandel ist nur ein „Fake“, wir können weitermachen wie bisher. Das einzige, was uns beunruhigen sollte, sind die Machenschaften von Medien und Politikern, die uns mit der „Lüge vom Klimawandel“ die Freiheit zu nehmen versuchen und zum „vermeintlichen Glück“ (Krause) zwingen wollen.

Die Bewertung der Klimadaten-Manipulationen

Es ist an dieser Stelle leider nicht der Platz und der Raum, diese so einfach wie suggestiv daherkommenden Behauptungen richtigzustellen. Deshalb seien hier nur einige wenige fragwürdige Argumente zur Diskussion gestellt. Gegner der gängigen Auffassung vom Klimawandel verbuchen den erfolgreichen Hackerangriff auf das britische Klimaforschungsinstitut CRU der Universität of East Anglia (Stichwort „Climategate“), das einen Teil des internen E-Mail-Verkehrs des Instituts an die Öffentlichkeit brachte, als ultimativen Beweis dafür, daß Wissenschaftler Daten manipulieren, um ihre Thesen zum Klimawandel zu stützen bzw. zu untermauern. Das CRU ist, dies sei hier ergänzt, deshalb von Bedeutung, weil es, wie Krause richtig vermerkt, als eines von weltweit nur vier Instituten „offizielle“ Temperaturdaten liefert.

Daß hier Daten „manipuliert“ worden seien, ist für Krause eine ausgemachte Sache. Demgegenüber muß einmal festgehalten werden, daß die veröffentlichten CRU-E-Mails wohl nur auf manipulative Absichten schließen lassen, also viel Raum für Interpretationen aller Art bieten. Zum anderen stellen sie, wie unter anderem die Hamburger Zeit („Die schwarzen Schafe der Forschung“, 8. Dezember) feststellte, „nur einen Bruchteil von Klimadatensätzen dar, auf die sich der IPCC [Intergovernmental Panel of Climate Change] beruft“. Es gebe „Tausende Forschungsergebnisse, die zu gleichen und ähnlichen Schlüssen kommen“.

Wenn Krause also behauptet: „Eben auf diesen Auswertungen [wie auf denen des CRU] aber beruhen alle [!] Behauptungen und Maßnahmen für den vermeintlichen Klimaschutz“ und damit suggeriert, daß mehr oder weniger alle „offiziellen“ Daten frisiert seien, ist das im Kern genauso fragwürdig wie das Verhalten, das er CRU-Wissenschaftlern vorwirft, deren Motive an dieser Stelle außen vor bleiben müssen.

Die These von der De-Industrialisierung

Problematisch ist auch Krauses These, daß der Klimawandel unter anderem als Hebel zur De-Industrialisierung des Westens dienen soll. In diesem Zusammenhang führt er ein Zitat aus einer Rede von Maurice Strong auf der UN-Konferenz von Rio (1992) an; Strong war, dies zur Erläuterung, lange Zeit Chefberater des ehemaligen UN-Generalsekretärs Kofi Annan. In diesem Zitat stellt Strong rhetorische Fragen wie: „Besteht nicht die einzige Hoffnung für diesen Planeten in dem Zusammenbruch der Industriellen Revolution?“ Dieses immer nur isoliert wiedergegebene Zitat geistert durch das Internet als ein Beleg für die angeblich üblen Motive der Klimawandel-Ideologen. Leider war es an dieser Stelle nicht mehr möglich, die komplette Rede zu recherchieren; eventuell kann der ein oder andere Blog-Leser hier nachhelfen.

Strong ist neben Al Gore die Haßfigur der Verschwörungstheoretiker schlechthin; insbesondere seit Elaine Dewars Buch „Cloak of Green“ (1995), in dem sie u. a. die These aufstellte, die Forderung nach einer Intensivierung des Umweltschutzes diene generell dazu, die Souveränität der Nationalstaaten zugunsten supranationaler Organisationen abzubauen. Zur UN-Konferenz von Rio (1992), deren Generalsekretär Strong war, merkte sie an, daß es hier unter dem Deckmantel des Umweltschutzes darum gegangen sein soll, die Öffnung aller verbliebenen Volkswirtschaften für multinationale Interessen bzw. die Integration Rußlands und Chinas in das System des globalen Marktes zu forcieren.

Alles bleibt nebulös

Krause bereichert diese Verschwörungstheorie jetzt um die Variante, es gebe Kräfte, die eine „De-Industrialisierung“ (des Westens) durchsetzen wollen. Als angebliche Belege hierfür liefert er das oben angeführte, aus dem Zusammenhang gerissene Zitat von Strong und eine Verlautbarung eines deutschen Instituts, in dem von einer „globalen Kulturrevolution“ die Rede ist. Die Frage, was eine derartige „De-Industrialisierung“ eigentlich bezwecken soll und wer genau mit welchen Absichten dieses Ziel verfolgt, wird von Krause erst gar nicht angesprochen. Statt dessen folgt die pauschale Behauptung, die „Klimakatastrophe“ diene als Vehikel, „die Menschen für eine neue Weltgesellschaft gefügig zu machen“ bzw. „den Menschen durch autoritäre Regime weitere Freiheit zu nehmen“.

Auch hier wieder die Frage: Wer genau will da wen zu welchem Zweck gefügig machen? Welche Freiheiten sollen „den Menschen“ durch wen „genommen werden“? Was versteht Krause in diesem Zusammenhang unter einem „autoritären Regime“? Das alles bleibt nebulös und aus der Luft gegriffen und zeigt, in welch problematischem Maße fallweise Unstimmigkeiten, Ungenauigkeiten und meinetwegen auch Manipulationen, die es aufgrund fehlbarer Computersimulationen oder auch menschlicher Unzulänglichkeiten im Zusammenhang mit der Interpretation komplexer Klimaphänomene zweifelsohne gibt, von Kritikern wie Krause für weitreichendste Spekulationen verzerrt werden.

Derartige Spekulationen tragen nicht zur Aufklärung über die, und auch dies sei festzuhalten, keineswegs hinreichend erforschten Ursachen des Klimawandels bei, sondern nur zur vollständigen Verwirrung, die schließlich in der Aussage gipfelt, alles, was über die Gefahren eines Klimawandels behauptet wird, sei eine „unheimliche Desinformationswelle“ (Gläser) oder schlicht eine „Lüge“. So einfach kann man es sich mit einem Phänomen, dessen Auswirkungen für keinen zu übersehen sind, nicht machen.

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