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Gesellschaftliches Klima: Raus aus unseren Blasen

Gesellschaftliches Klima: Raus aus unseren Blasen

Gesellschaftliches Klima: Raus aus unseren Blasen

Gefangen in der Blase, bleibt einem nur, den Kopf aneinanderzustoßen. Foto: IMAGO / Imagn Images
Gefangen in der Blase, bleibt einem nur, den Kopf aneinanderzustoßen. Foto: IMAGO / Imagn Images
Gefangen in der Blase, bleibt einem nur, den Kopf aneinanderzustoßen. Foto: IMAGO / Imagn Images
Gesellschaftliches Klima
 

Raus aus unseren Blasen

Eine neue Spaltung durchzieht Familien, Freundeskreise, Arbeitsplätze. Dialog wird verweigert, abweichende Meinungen gelten als Gefahr. Um so wichtiger ist es, miteinander zu reden. Ein Kommentar von Dieter Stein.
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Wie bleiben wir im Gespräch? Wie kann die immer massivere Polarisierung und Spaltung der Gesellschaft durchbrochen werden? Zahllose persönliche Schilderungen in den vergangenen Wochen zeigen mir, wie sehr durch Belegschaften, Freundeskreise, Nachbarschaften, fast jede Familie ein Riß geht. Das war doch nicht immer so!

Die Corona-Zeit war offensichtlich eine besonders tiefe Zäsur. Viele Familienfeiern unterblieben, Begegnungen fielen aus, die Distanz wuchs. Erbittert standen sich Gegner und Befürworter von „Maßnahmen“ gegenüber. Das „Einschränken von Kontakten“ aus Corona-Zeiten wird in der Folge im übertragenen Sinne zur anhaltenden Devise.

Spalten statt sprechen

Die Unerbittlichkeit, mit der inzwischen staatliche Institutionen, etablierte Parteien und Medien beispielsweise gegen die AfD vorgehen, ähnelt den Reaktionen auf die Pandemie. Könnte man sich mit einem Rechts-Virus anstecken, wenn man mit Sympathisanten der AfD normal umgeht?

Am vergangenen Sonntag strahlte der öffentlich-rechtliche Sender RBB eine Gesprächsrunde aus, bei der sich eine SPD-Bundestagsabgeordnete, ein evangelischer Pfarrer und ein Ortsbürgermeister über „Angriffe auf Politiker – Angriffe auf die Demokratie?“ unterhielten. Es ging einmütig um Drohbriefe, Attacken ausschließlich „von rechts“ und die Gefahr durch die AfD. Warum saß in der Runde kein Politiker dieser Partei und konnte schildern, wie er und seine Familie tagtäglich „Haß und Hetze“ von links erleben? Ein solcher echter Austausch über die Verrohung der politischen Kultur ist offenbar nicht erwünscht, die Einseitigkeit, ja die Spaltung scheint beabsichtigt.

Wieder Austausch wagen

Ein Leser schreibt mir verzweifelt, wie er als Beamter den gesellschaftlichen und „dienstlichen Druck“ erlebe, „nicht mehr zwischen kritischer Meinungsvielfalt und extremistischen Tendenzen“ zu differenzieren. Er habe Angst, durch den „Bezug eines unbequemen Mediums in beruflich nachteilige Situationen zu geraten“. Deshalb müsse er die JF abbestellen.

Ein anderer Leser schreibt mir, die Spaltung sei „irreparabel“, ein „demokratisches Miteinander reine Illusion“. Was aber ist die Antwort auf wachsende Repressionen und Schikanen? Als Betroffener auch noch die letzte Tür zuschlagen, alle Zugbrücken hochziehen, sich in der eigenen Blase einbunkern?

Ist es etwa ein Zeichen der Schwäche, auf Vereinfachung mit Differenzierung zu reagieren oder auf Ausgrenzung mit Dialogbereitschaft? Zu überlegen, wie wir die Spirale der wechselseitigen gesellschaftlichen Radikalisierung durchbrechen? Nein. Es ist der unbequemere Weg. Wir sollten ihn gehen.

Aus der JF-Ausgabe 23/25.

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Gefangen in der Blase, bleibt einem nur, den Kopf aneinanderzustoßen. Foto: IMAGO / Imagn Images
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