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Familiengeschichte: Die vergessenen Namen

Familiengeschichte: Die vergessenen Namen

Familiengeschichte: Die vergessenen Namen

Die Ahnenforschung ist eine Auseinandersetzung mit den eigenen Ursprüngen (Symbolbild) Foto: (c) dpa
Die Ahnenforschung ist eine Auseinandersetzung mit den eigenen Ursprüngen (Symbolbild) Foto: (c) dpa
Die Ahnenforschung ist eine Auseinandersetzung mit den eigenen Ursprüngen (Symbolbild) Foto: (c) dpa
Familiengeschichte
 

Die vergessenen Namen

Die Familienverbände haben sich gelockert. Doch die Auseinandersetzung mit den eigenen Vorfahren zeigt, wie weitverzweigt unsere Stammbäume sind. So kann die Ahnenforschung helfen, sich mit den eigenen Ursprüngen auseinandersetzen. Ein Kommentar von JF-Chefredakteur Dieter Stein.
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Viele Menschen können gerade noch die Namen ihrer Großeltern nennen. Bei Urgroßeltern hört es meist schon auf. Die Familienverbände haben sich gelockert. Wo finden noch Familientreffen in größerem Umfang statt? In meiner Kindheit erlebte ich große Tafeln mit hundert Verwandten zu runden Geburtstagen von Großeltern, Großtanten oder Hochzeiten. Ich erinnere mich, wie mir ein Urgroßvater als Bub über die Haare strich. Es waren die siebziger Jahre, als das Echo des Kriegsendes, Flucht und Vertreibung noch zu hören war in den Erzählungen Älterer.

Doch Urgroßeltern, Großeltern, Eltern – alle inzwischen tot. Von meinen Kindern aus gesehen stehe ich nun in der letzten Reihe der lebenden Ahnen. Was bleibt? Fotoalben, Briefe – bei Haushaltsauflösungen verschwinden viele Erinnerungen für immer.

Meiner Mutter verdanke ich handschriftlich ausgefüllte Exemplare von Heften „Meine Vorfahren – Ahnenpaß“, in die sie sieben Generationen zurück die direkten Vorfahren mütter- und väterlicherseits verzeichnet hat. Lange schlummerten die Aufzeichnungen in einer Schublade. Neulich nahm ich sie zur Hand und füllte wie im Rausch in einer Onlinedatenbank meinen Stammbaum aus, der sich um weitere angebotene Funde ergänzte.

Familiengeschichte, die über Jahrhunderte zurückreicht

Wie in einer Zeitreise geht es immer weiter zurück, teils bis in das 17. Jahrhundert. Ist es nicht wundersam, auf welchen Schultern wir stehen? Die Hauptlinie der Steins führt ins Siegerland, der Ururururgroßvater ist ein Bauer aus Grissenbach, gefolgt von einem Furnierschneider, dann kommt der Krombacher Pfarrer, nach dem sogar eine „Pastor-Stein-Straße“ benannt ist und dem die Anekdote zugeschrieben wird, Gottes größtes Menschenwerk auf Erden sei die preußische Armee. Die Gebeine seines Sohnes, meines Urgroßvaters, liegen wiederum auf dem Schlachtfeld von Verdun (JF 31-32/16).

Doch die Wurzeln reichen auf jeder Seite und jeder Generation immer weiter: Greifswald in Pommern, Hirschberg in Schlesien, München, Karlsruhe, über die französische Schweiz, wo es einen Nervenarzt und Ameisenforscher als Ururgroßvater gibt, nach Frankreich. Neben überwiegend Evangelische treten versprengte Katholiken. Mit jeder Generation verdoppelt sich die Zahl der Ahnen. Ein Heer tritt uns aus der Dämmerung der Vergangenheit entgegen. Hier lernen wir exponentielles Wachstum verstehen, 20 Generationen (etwa 500 Jahre) bedeuten über eine Million Ahnen.

Wie die Fasern eines Garns, die sich zu einem Seil und dann zu einem Tau verbinden, durchzieht die Verwandschaft nicht nur die Familien, sondern auch die großen Verbände bis zur Nation. Es ist nie zu spät, sich mit den eigenen Ursprüngen auseinanderzusetzen.

JF 38/20

Die Ahnenforschung ist eine Auseinandersetzung mit den eigenen Ursprüngen (Symbolbild) Foto: (c) dpa
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