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Merkel-Rückzug: Ein Abgang in Zeitlupe

Merkel-Rückzug: Ein Abgang in Zeitlupe

Merkel-Rückzug: Ein Abgang in Zeitlupe

AKK
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Annegret Kramp-Karrenbauer und Angela Merkel: Wann folgt der Wechsel? Foto: picture alliance/Michael Kappeler/dpa
Merkel-Rückzug
 

Ein Abgang in Zeitlupe

In den vergangenen Tagen verdichteten sich Spekulationen um einen baldigen Wechsel im Kanzleramt. Gibt Merkel zur Mitte der Legislaturperiode ihr Amt ab, um Annegret Kramp-Karrenbauer rechtzeitig vor der Wahl 2021 die Möglichkeit zu verschaffen, einen Amtsbonus aufzubauen? Und beginnt damit der Rollback gegen die AfD? Wohl kaum. Ein Kommentar von JF-Chefredakteur Dieter Stein.
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In den vergangenen Tagen verdichteten sich Spekulationen um einen baldigen Wechsel im Kanzleramt. Gibt Merkel zur Mitte der Legislaturperiode ihr Amt ab, um Annegret Kramp-Karrenbauer rechtzeitig vor der Bundestagswahl 2021 die Möglichkeit zu verschaffen, einen Amtsbonus aufzubauen? Dies zu verhindern, darauf zielten Erklärungen von SPD-Politikern ab, Kramp-Karrenbauer derzeit nicht als Kanzlerin mittragen zu wollen.

Vielleicht fiel das bemühte Abarbeiten seitens der SPD an den Karneval-Gags der Saarländerin auch deshalb so lautstark aus, weil man der CDU-Chefin den Weg so steinig wie möglich machen möchte.

Umarmung der Restkonservativen

Die SPD hat das Problem, daß sie es bei ihren schlechten Umfragewerten nicht auf ein vorzeitiges Platzen der Großen Koalition und Neuwahlen ankommen lassen kann. Sie muß also zähneknirschend zusehen, wie Merkel und Kramp-Karrenbauer einen Wechsel in Zeitlupe vollziehen und damit anhaltend die Öffentlichkeit beschäftigen werden.

Schon der Rückzug der Kanzlerin vom Parteivorsitz hat die „Merkel muß weg“-Atmosphäre, wie sie noch im Vorjahr Wahlkämpfe beherrscht hat, schwinden lassen. Nun überläßt Merkel wiederum Kramp-Karrenbauer immer mehr Freiraum, sich als Kanzlerin in spe zu profilieren – so bei der Antwort auf das europapolitische Papier des französischen Präsidenten Macron, die Kramp-Karrenbauer, nicht Merkel verfaßte.

Bei der Aschermittwochsrede in Merkels Wahlkreis Demmin, Mecklenburg-Vorpommern, bewies Kramp-Karrenbauer Geschick, als sie politisch-korrekte Zensurversuche gegen Karnevalscherze und Kinderverkleidungen zurückwies und die Gefahr beschrieb, die Deutschen seien dabei, „das verkrampfteste Volk der Welt“ zu werden. Allseits wird die Umarmung der Restkonservativen durch die neue CDU-Chefin beschrieben.

Alle Ampeln auf Schwarz-Grün

Die rührige „Werte-Union“ fordert den vorzeitigen Wechsel im Kanzleramt. Und selbst Friedrich Merz tastet sich zurück und soll irgendwie doch noch „eingebunden“ werden. Ausgerechnet Redakteure des linken Spiegel jubeln begeistert, die „lange Phase des konservativen Eunuchentums der CDU scheint überwunden“. Laut FAZ hat „AKK“ „viele Merzianer“ schon „auf ihre Seite gezogen“, ja programmatisch öffne sie die Partei „wieder etwas weiter nach rechts“, reiben wir uns erstaunt die Augen.

Beginnt jetzt also der Rollback gegen die AfD? Strömen die verprellten konservativen Wähler wieder in Scharen zurück als verlorene Söhne in die geöffneten Arme der CDU? Wohl kaum. Schon vergessen, welche Reden Angela Merkel gegen Multikulti und für eine freiheitliche Wirtschaftspolitik gehalten hat, als sie CDU-Chefin wurde? Auch sie wird heute ungern daran erinnert. Vor allem: In der CDU stehen alle Ampeln auf Schwarz-Grün. Im Zuge dessen sind die nächsten Enttäuschungen programmiert.

JF 12/19

Annegret Kramp-Karrenbauer und Angela Merkel: Wann folgt der Wechsel? Foto: picture alliance/Michael Kappeler/dpa
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