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20. Juli 1944 und die Bundeswehr: Vorbild, Tradition und Auftrag

20. Juli 1944 und die Bundeswehr: Vorbild, Tradition und Auftrag

20. Juli 1944 und die Bundeswehr: Vorbild, Tradition und Auftrag

Volker Wieker und Ursula von der Leyen
Volker Wieker und Ursula von der Leyen
Generalinspekteur Volker Wieker und Bundesverteidigungsministerin und Ursula von der Leyen 2016 bei einer Vereidigungsfeier zum Gedenken an den 20. Juli
20. Juli 1944 und die Bundeswehr
 

Vorbild, Tradition und Auftrag

Die jüngste hysterische Aufräumaktion der Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) warf ein Schlaglicht auf eine tief verunsicherte Armee. Ihre Geschichte und Tradition soll auf die Zeit der Bundeswehr reduziert werden. Doch in all ihren wesentlichen Symbolen bezieht sie sich auf eine Tradition des Kampfes um Freiheit. Ein Kommentar von JF-Chefredakteur Dieter Stein.
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Die jüngste hysterische Aufräumaktion der Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) warf ein Schlaglicht auf eine tief verunsicherte Armee. Das gesamtgesellschaftliche Unvermögen, Geschichtsbewußtsein, Identifikation mit der eigenen Nation und Traditionsbezüge herauszuarbeiten und zu pflegen, zeigen sich wie in einem Brennglas bei einer Organisation, die darauf vereidigt wird, „das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen“. Hier werden Soldaten ausgebildet, um im Ernstfall ihr Leben für etwas einzusetzen, das größer ist als sie selbst: die Gemeinschaft, den Staat, Deutschland.

Generalmajor a. D. Hanno Graf von Kielmansegg, Sohn eines Teilnehmers der Erhebung des 20. Juli 1944 gegen Hitler, des Wehrmacht-Obersts und späteren Bundeswehr-Generals Johann Adolf Graf von Kielmansegg, verdeutlicht im Gespräch mit dieser Zeitung (Seite 3), wie kränkend die Leyensche Säuberungsaktion gegen Traditionsreste der Wehrmacht von vielen Soldaten empfunden wird – vor allem von jenen, die selbst noch in der Wehrmacht dienten.

Kielmansegg unterstreicht, es sei unhistorisch, die Helden des Widerstandes um Stauffenberg und Tresckow isoliert und als einzigen verbliebenen Traditionsbezug zu ehren. Ihr weitverzweigter Widerstand sei überhaupt nur in einer Armee möglich gewesen, die sich überwiegend dem Durchgriff des Diktators Hitler entzogen habe und ein Ethos besaß, das sie in Gänze nicht zu einer Verbrecherorganisation werden ließ. Hitler, so Kielmansegg, habe sich bekanntlich darüber beklagt, die Wehrmacht sei die einzige Institution, „die er nicht mit seinem Geist habe erfüllen können“.

Bundeswehr bezieht sich auf eine Tradition des Kampfes um Freiheit

Drei aktive Bundeswehroffiziere veröffentlichten vor wenigen Tagen einen programmatischen Text („Woher kommt die Bundeswehr und wo steht sie?“), in dem sie die Bewahrung eines gewachsenen Geschichtsverständnisses anmahnen: „Tradition wird wirkmächtig, wenn sie als kollektives Erleben und gemeinsames Schicksal erfahren wurde.“ Militärgeschichte und Tradition der Bundeswehr plötzlich zu reduzieren auf die Zeit der Bundeswehr, überwiegend einer Friedensarmee, ignoriere das essentielle Bedürfnis von Soldaten an Identifikation mit militärischen Vorbildern über Jahrhunderte hinweg.

In all ihren wesentlichen Symbolen bezieht sich die Bundeswehr auf eine Tradition des Kampfes um Freiheit und Unabhängigkeit Deutschlands: Das Eiserne Kreuz wurde anläßlich der Befreiungskriege gegen den Besatzer Napoleon 1813 gestiftet. Die schwarzrotgoldene Flagge entspringt den kaiserlichen Reichsfarben und der demokratischen Freiheitsbewegung von 1848. Der Widerstand des 20. Juli 1944 sah sich in dieser Freiheitstradition und setzte ihr ein Fanal, dem zu Recht eine zentrale Erinnerung gebührt.

JF 30/17

Generalinspekteur Volker Wieker und Bundesverteidigungsministerin und Ursula von der Leyen 2016 bei einer Vereidigungsfeier zum Gedenken an den 20. Juli
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