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Streiflicht: Das ohrenbetäubende Schweigen

Streiflicht: Das ohrenbetäubende Schweigen

Streiflicht: Das ohrenbetäubende Schweigen

Streiflicht
 

Das ohrenbetäubende Schweigen

Wer die Praxis vorgeburtlicher Tötung von Kindern anspricht, rührt an ein Tabu. Wer sich für Lebensschutz einsetzt, erlebt, daß er hier oft wie gegen eine unsichtbare Wand läuft. So sehr alles inzwischen öffentlich ausgetragen wird, so sehr herrscht kollektives Schweigen zu den jährlich allein in Deutschland legal über hunderttausend vorgeburtlich getöteten Kinder. Ein Kommentar von JF-Chefredakteur Dieter Stein
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Krankenschwester
Krankenschwester mit Kinderwagen in Jena in den fünfziger Jahren Foto: picture alliance/Universtität Jena/dpa

Wer die Praxis vorgeburtlicher Tötung von Kindern anspricht, rührt an ein Tabu. Wer sich für Lebensschutz einsetzt, erlebt, daß er hier oft wie gegen eine unsichtbare Wand läuft. So sehr alles inzwischen öffentlich ausgetragen, in sozialen Netzwerken das Innerste nach außen gekehrt wird, so herrscht bis auf eine kleine Szene engagierter Lebensschützer kollektives Schweigen zur Tragödie der jährlich allein in Deutschland legal über hunderttausend von Ärzten vorgeburtlich getöteten Kinder.

Das Schweigen rührt auch daher, daß zu viele Menschen persönlich verstrickt sind in diesen hinter Klinikmauern lautlos organisierten Tod. Ohne Not gehen die Frauen nicht den Weg zu den Beratungen. Oft verbergen sich bittere Konfliktsituationen hinter diesen Schicksalen. Doch die Medien blenden dieses täglich Hunderte Kinderseelen verschlingende Drama aus und tragen zur kollektiven Verdrängung bei. Ohrenbetäubendes Schweigen. Ich bewundere Aktivisten, die trotzdem nicht müde werden, sich für das Lebensrecht der Schwächsten einzusetzen und Mütter vor dem Weg zur Abtreibung zu bewahren.

Geschönte Statistik

Die CDU-Politikerin Saskia Ludwig hat in Brandenburg jetzt einen Sturm der Empörung ausgelöst mit einer Anfrage an die dortige Landesregierung, welche Erkenntnisse diese über die Tötung von Kindern nach Frühgeburten in der DDR hatte. Sie berief sich dabei auf Bekenntnisse der Hebamme Christine Philipp.

Diese hatte schon Anfang der neunziger Jahre aus persönlichem Erleben die Praxis öffentlich gemacht, daß Hebammen im SED-Staat angewiesen wurden, Kinder unter einem Geburtsgewicht von 1.000 Gramm zu töten. Frau Philipp wurde damals von DDR-Ärzten auf Unterlassung verklagt – und gewann diese Prozesse. Ihre Darstellung wurde von Zeugen bestätigt.

In der aktuellen Ausgabe der JUNGEN FREIHEIT schildert die mutige Lebensschützerin im Interview, wie sie schon zu DDR-Zeiten gegen den Kindermord Widerstand leistete. Es sei den SED-Verantwortlichen um eine niedrige Säuglingssterberate gegangen, weil man die getöteten Frühchen als Totgeburten deklarieren konnte. Tatsächlich wies die DDR eine international auffällig niedrige Säuglingssterberate auf. Später machte Frau Philipp die Beobachtung, daß nach den westdeutschen Statistiken offensichtlich auch an Kliniken in der Bundesrepublik regional unterschiedlich „nachgeholfen“ worden sein muß.

Huxleys Alptraum darf sich nicht erfüllen

Die Debatte um aktive Sterbehilfe stößt indes die Tore weit auf zu jener „schönen neuen Welt“, die Aldous Huxley schon vor 80 Jahren in seinem berühmten Roman vorausahnte. Eine Welt ohne leibliche Schwangerschaften, Eltern und Familie, industrielle Zucht „idealer“ Kinder und sozial verträgliches Frühableben durch staatlich kontrollierte Sterbekliniken. Dieser Alptraum darf sich nicht erfüllen.

JF 32/13

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