Die katholische Kirche kommt nicht zur Ruhe. Die Affären um Mißbrauchsskandale verstärkten den Druck einer immer kirchenferneren Öffentlichkeit und kirchenkritischen Presse. Die deutschen Bischöfe sind dabei zu immer größeren Zugeständnissen bereit – indessen regiert in Rom der deutsche Papst Benedikt XVI., der seine Landsleute im Amt und ihre Neigung zur Kapitulationsbereitschaft gegenüber dem Zeitgeist, der „Welt“ aus nächster Nähe kennt, weshalb er seiner Kirche anläßlich seines jüngsten Deutschlandbesuches dringend eine stärkere „Entweltlichung“ empfahl.
Die jetzt vom Augsburger Bischof Zdarsa ausgesprochene Maßregelung des Gemeindepfarrers Georg Alois Oblinger wegen seiner publizistischen Tätigkeit für diese Zeitung wirft ein grelles Licht auf die Anfälligkeit der Kirche, öffentlichem Druck nachzugeben. Wie der bedeutende katholische Philosoph Robert Spaemann im Gespräch mit der JUNGEN FREIHEIT verdeutlicht, werden konservative Theologen in der Kirche immer häufiger regelrecht gemobbt, reiht sich der „Fall Oblinger“ ein in eine Vielzahl von Intrigen gegen Pfarrer, die romtreu und dem traditionellen Verständnis der Kirche verpflichtete Priester sind.
„Modernisierungen” führen die Kirchen an den Abgrund
Dies alles geschieht vor dem Hintergrund der sich beschleunigenden Auflösung: Die Mitgliederzahlen sowohl der katholischen als auch der evangelischen Kirche sind in Deutschland rückläufig. Wurden 1990 noch 67 Millionen Kirchenmitglieder gezählt, so sind es 2010 nur noch 48 Millionen. Gebetsmühlenartig empfehlen liberale Theologen der katholischen Kirche immer neue „Modernisierungen“. Daß mit Weihe weiblicher Priester, Aufhebung des Zölibats, Segen für die Homoehe und dem Verzicht auf Autorität nicht ein Blumentopf mehr zu gewinnen ist, sieht man am Niedergang der evangelischen Kirche, deren Anhänger noch schneller von der Fahne gehen und deren Gottesdienste noch leerer sind.
Das Publikationsverbot für Pfarrer Oblinger, einen markanten konservativ-katholischen Publizisten unserer Zeit, ist nicht nur ein Schlag gegen Meinungs- und Pressefreiheit, sondern auch gegen diejenigen in der Kirche, die sich für die Stärkung des Glaubens und der Mission einsetzen. Erfreulich ist die Welle der Solidarität, die dem Pfarrer jetzt aus der christlichen Publizistik und Theologie entgegenschlägt.
Der Augsburger Bischof hat sich von Beratern in eine Lage manövrieren lassen, die ihm eine Korrektur seiner Fehlentscheidung nur um den Preis noch größeren Gegenwindes möglich macht. Der Mut dazu ist ihm zu wünschen.