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Streiflicht: Guttenberg hinterläßt einen politischen Trümmerhaufen

Streiflicht: Guttenberg hinterläßt einen politischen Trümmerhaufen

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Streiflicht
 

Guttenberg hinterläßt einen politischen Trümmerhaufen

Karl-Theodor zu Guttenberg hat die Chance verpaßt, aufrecht die politische Bühne zu verlassen. Er hinterläßt einen politischen Trümmerhaufen. Sein Abgang ist auch ein Desaster für die Bild-Zeitung. Ein Kommentar von Dieter Stein.
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Guttenberg bei seiner Rücktrittsrede: Eine verpaßte Chance Foto: Bundeswehr/Sebastian Wilke

Karl-Theodor zu Guttenberg hat die Chance verpaßt, aufrecht die politische Bühne zu verlassen. Er hinterläßt zusätzlich einen politischen Trümmerhaufen. Ohne Zweifel hat die Linke eine Kampagne entfesselt, um den Senkrechtstarter und Publikumsliebling aus parteipolitischem Kalkül abzuschießen. Aber: Guttenberg ist für sein jähes Ende selbst verantwortlich. Der Sturm der Empörung unter den Angehörigen der deutschen Wissenschaftselite über den dreisten Betrug bei der Erstellung seiner Dissertation kam verzögert, jedoch um so machtvoller.

Daß ein Blender wie Guttenberg in bürgerlichen Kreisen als Hoffnungsträger gehandelt werden konnte, liegt sowohl am deprimierenden Personal der politischen Klasse als auch an einer getrübten Wahrnehmung des bürgerlichen Publikums. Guttenberg ließ bei seinem schneidigen Vorgehen bei der Bundeswehrreform und anderen Entscheidungen offenbar werden, von welchen schwachen Figuren die Szene in Berlin bestimmt wird, die er nur deshalb lässig an die Wand spielen konnte.

Ein Desaster auch für die Bild-Zeitung

Die Abschaffung der Wehrpflicht und eine zu Unrecht gerühmte Bundeswehrreform gefährden Deutschland in einer Stunde, in der sich die Sicherheitslage verschärft. Guttenbergs Abgang ist nun nicht nur das Debakel einer orientierungslosen Union, deren farblose Führung sich bis zuletzt wie Ertrinkende an den für unsinkbar gehaltenen Baron klammerten, es ist auch ein Desaster für die Bild-Zeitung.

Das Fachblatt für Anstand und Moral, in anderen Fällen (Eva Herman, Martin Hohmann, Erika Steinbach) an der Spitze linker Kampagnen gegen Konservative, schrieb den CSU-Politiker zu einer menschlichen Kategorien enthobenen Erlöserfigur hoch, an deren Schicksal die Zukunft Deutschlands gefesselt schien. Bild hat sich verzockt. Dieses Blatt hatte aber im Gegensatz zu Guttenberg keinen Ruf zu verlieren. 

Weshalb ist die Trauergemeinde dennoch groß, die Guttenbergs Abgang bedauert? Weil in Berlin Mittelmäßigkeit regiert und die Zahl der Politiker Legion ist, die ganz anderen Dreck am Stecken haben. Guttenberg nährte bei parteiverdrossenen Bürgern die Hoffnung, die Leerstelle eines charismatischen, unabhängigen Politikers zu füllen.

Er versprach Pop statt Langeweile. Er war ein Quereinsteiger, ein Anti-Politiker, wie viele schrieben. Eine „bella figura“ unter all den grauen Mäusen. Die Wahrheit ist aber und sie gehört ausgesprochen: Er stellte sich als Hochstapler heraus und machte seinem Namen keine Ehre. Seine anmaßende Rücktrittserklärung verdeutlichte, daß ihm das übrigens noch immer nicht bewußt zu sein scheint.

Die Kanzlerin ist nach dem Guttenberg-Rücktritt angeschlagen. Bei den kommenden Landtagswahlen droht ein Fiasko. Merkels einziger Trost: Mit Guttenberg verlor sie auch ihren härtesten Konkurrenten um das Kanzleramt.

(JF 10/11)

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