Ich vermute einen israel-spezifischen Hauptgrund hinter der vordergründig formulierten Anti-Gender-Kritik der USA an die Adresse der UNESCO. Aus Sicht Israels ist die UNESCO ein No Go, vor allem wegen der UNESCO-Anerkennung Palästinas als Staat. So sehr ich Trumps illiberale und anti-woke Haltung teile, so wenig bin ich mit seiner einseitigen Parteinahme zugunsten Israels einig. Ich setze auf die Selbstheilungskräfte der Weltorganisation. Je einflussreicher der globale Osten und Süden werden, desto weniger Gewicht hat der emanzipatorisch fixierte Westen. Was ich befürchte, ist folgendes: USA, Israel und einige gleichgesinnte westliche Staaten machen eine eigene Welt-Organisation auf (de facto ist das dann allerdings ein reiner West-Club) – während UNO und UNESCO zunehmend vom Westen entfremdet werden, sich ganz der sogenannten dritten Welt öffnen und sogar deren Sprachrohr werden. Dann ist die Weltgemeinschaft noch gespaltener, als sie ohnehin schon ist. Und besonders das Erbe der blockfreien Bewegung (Nasser, Tito, Nehru, Kreisky, Palme, Brandt) wird dann vollends verspielt. Was für ein gewaltiger Verlust !